Beschreibung
Kaum ein Werk hat die allegorischen Bildwelten der Frühen Neuzeit mehr beeinflusst als Cesare Ripas 'Iconologia'. Sie erlebte seit der Erstausgabe 1593 zahlreiche Erfolge, die sich nicht nur an den weit verbreiteten Ausgaben und Übersetzungen messen lassen, sondern vor allem an den Spuren, die Ripas Bildenzyklopädie zunächst in Bildern, Fresken, Architekturen, und irgendwann auch in der Werbegrafik, in Spielkarten, Dekorationen etc. hinterlassen hat. Ripas konsequente Personifizierung abstrakter Begriffe bündelt einerseits die Traditionen der Antike und des Mittelalters, doch durch die Verbindung bildpraktischer Ansprüche mit einer differenzierten theoretischen Reflexion wird die 'Iconologia' zu einem Schlüsselwerk der Bilddiskurse in der Frühen Neuzeit. Damit berührt Ripas Bildtheorie Grundfragen der europäischen Bildkultur, die erst die Moderne mit ihrer Inszenierung eines radikalen Bruches zunächst nach 1800, dann aber vor allem im 20. Jahrhundert obsolet gemacht hat. Der Band fragt nach den poetologischen und bildgeschichtlichen Folgen der 'Iconologia' weit über das direkte Wirkungsfeld Cesare Ripas hinaus und versucht eine neue Verortung des Ausdrucksmittels Personifikation für die Bild-Diskurse nach 1600.
Autorenportrait
Michael Thimann ist seit 2012 Inhaber des Lehrstuhls für Kunstgeschichte an der Georg-August-Universität Göttingen. Nach dem Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und Literaturwissenschaft folgte 2000 die Promotion zum Thema Lügenhafte Bilder. Ovids favole und das Historienbild in der italienischen Renaissance, bevor er sich 2008 mit einer Arbeit über Christus und Apoll. Friedrich Overbeck und die Bildkonzepte des 19. Jahrhunderts an der Universität Basel habilitierte. Seit 2010 ist er Mitherausgeber der Gesammelten Schriften von Aby Warburg.
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