Beschreibung
Die von Pierre Bourdieus Grundlagenwerk »Die Regeln der Kunst« ausgelöste Debatte um Nutzen und Nachteil fortgeschrittener Literatursoziologie hat sich hierzulande meist auf rein abstrakter Ebene abgespielt. Dieser Band versammelt erstmals in deutscher Sprache Aufsätze, die die Einsatzmöglichkeiten der Feldtheorie für die Literaturwissenschaft praktisch ausloten. Es handelt sich um theoriegeleitete, aber empirisch ausgerichtete Untersuchungen von Autorinnen und Autoren aus Frankreich, England, Deutschland, Österreich und der Schweiz zu Beispielen der Literatur und des literarischen Lebens vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Die Beiträge stellen eine Ausweitung der Bourdieuschen Analysen in geografischer, historischer und thematischer Hinsicht dar, wenn nötig eine Kritik und/oder Weiterentwicklung.
Inhalt
Inhalt:Markus Joch/Norbert Christian Wolf, Feldtheorie als Provokation der Literaturwissenschaft. Einleitung. -Gisèle Sapiro, Elemente einer Geschichte der Autonomisierung. Das Beispiel des französischen literarischen Feldes. -Alain Viala, Bourdieu, wiedergelesen mit den Augen Boileaus. -Stefanie Stockhorst, Feldforschung vor der Erfindung der Autonomieästhetik? Zur relativen Autonomie barocker Gelegenheitsdichtung. -Anna Saada, Diderot im Deutschland des 18. Jahrhunderts. Räume oder Feld? -Heribert Tommek, Trennung der Räume und Kompetenzen. Der Glaube an die Gelehrtenrepublik: Klopstock, Lenz, Goethe (1774--1776). -York-Gothart Mix, Wahre Dichtung und Ware Literatur. Lyrik, Lohn, Kunstreligion und Konkurrenz auf dem literarischen Markt 1760--1810. -Markus Joch, Ein unmöglicher Habitus. Heines erstes Pariser Jahrzehnt. -Thomas Becker, Subjektivität als Camouflage. Die Erfindung einer autonomen Wirkungsästhetik in der Lyrik Baudelaires. -Jérôme Meizoz, Dieposture und das literarische Feld. Rousseau, Céline, Ajar, Houellebecq. -Werner Michler, Möglichkeiten literarischer Gattungspoetik nach Bourdieu. Mit einer Skizze zur>modernen Versepik<. -Norbert Christian Wolf, Robert Musil als Analytiker Robert Musils. Zum »Mann ohne Eigenschaften«. -Ulrich Krellner, Uwe Johnsons »Jahrestage« als>literarischer Selbstversuch<. -Isabelle Kalinowski, Der französische Hölderlin. Theorie des literarischen Feldes und Rezeptionsforschung. -Michael Einfalt, Sprache und Feld. Französischsprachige Literatur im Maghreb und das literarische Feld Frankreichs. -Hervé Serry, Symbolisches Kapital und intellektuelle Affinität im Feld der Verlage. Der Fall derEditions du Seuil (1935--1975). -Louis Pinto, Die Wende der französischen Philosophie zur Literatur. -Joseph Jurt, Für eine vergleichende Sozialgeschichte der Literaturstudien. Romanistik in Deutschland,études littéraires in Frankreich. -Michael Kämper-Van Den Boogaart, Schulische Kanonizität als symbolisches Kapital. Anmerkungen zum Spannungsverhältnis zwischen literarischem und pädagogischem Feld. -Joachim Szodrzynski, Der Nachrichtendienst und sein Dichter: Carl Zuckmayers »Geheimreport«. Überlegungen zu einem deutschen Intellektuellen. -Sabine Cofalla, Die Gruppe 47: Dominante soziale Praktiken im literarischen Feld der Bundesrepublik Deutschland. -Michael Stark, Der kollektive Intellektuelle. Zur Medienkulturforschung nach Bourdieu.
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