Beschreibung
Während die theologische Tradition den Menschen im Bezug auf Gott und in Unterscheidung von seinen Mitgeschöpfen als Vernunftwesen verstand, das zur Gottebenbildlichkeit bestimmt ist, werden die derzeitigen Debatten um die Bestimmung des Menschen durch naturalistische Ansätze beherrscht, die den Menschen als Tier unter Tieren zu verstehen suchen. Und während die theologische Tradition den Menschen aufgrund seiner Bestimmung zur Gottebenbildlichkeit als ausgezeichnetes Geschöpf unter den Geschöpfen verstand, haben philosophische Ansätze sich schon lange angewöhnt, Menschen als Mängelwesen zu betrachten, die im Kampf ums Dasein keine Chance hätten, wenn sie die Schwächen ihrer biologischen Natur nicht durch Technik, Moral, Medien, Religion und Kultur zu kompensieren wüssten. Ingolf U. Dalferth vertritt demgegenüber die These, dass der Mensch nicht als Mängelwesen, sondern als Möglichkeitswesen zu verstehen sei; dass die Bestimmung zur Gottebenbildlichkeit nicht primär in seiner Vernunft und seiner Fähigkeit zu vernunftgeleitetem Handeln zu sehen sei, sondern vor allem in der kreativen Passivität, die ihn in seinen Lebensvollzügen für die überraschenden Möglichkeiten offen hält, die Gott ins menschliche Leben spielt; und dass die theologisch entscheidende Differenz nicht die ist zwischen Mensch und Tier, sondern die zwischen menschlichem und unmenschlichem Leben von Menschen. Nicht die Evolutions- und Neurobiologie ist dementsprechend die entscheidende Herausforderung der Theologie, sondern die ethische, politische und theologische Frage nach der Bestimmung der Menschlichkeit des Menschen.
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Autorenportrait
Geboren 1948; 1977 Promotion; 1982 Habilitation; Professor Emeritus für Systematische Theologie, Symbolik und Religionsphilosophie an der Universität Zürich; Danforth Professor Emeritus für Religionsphilosophie an der Claremont Graduate University in Kalifornien.