Beschreibung
Es ist nicht die Heizung, wenn es im Haus«zum Eisernen Zeit» im schweizerischen Münsterburg in den Wänden klopft. Die drei jungen Rechtsanwälte, die als«Trockenwohner» in die nicht geheuere Dachwohnung ziehen, scheinen die Wiedergänger eher anzuziehen, als sie zu vertreiben. Das beginnt mit dem Freiherrn von Sax und seiner tödlichen Schädelwunde– sie ist bis heute an der erhaltenen Mumie zu besichtigen–, aber mit ihm endet es nicht, und nicht einmal mit dem«Gespenst des Kommunismus» und den bösen Geistern des 19. und 20. Jahrhunderts. Eine Mitgift des Herrn von Sax spukt freilich durch alle Kapitel dieses Romans: die berühmteste Minnehandschrift des Mittelalters, die er als Kriegsbeute mitgehen ließ. Diese Handschrift lebt. Wer sieöffnet, wird mit Haut und Haar hineingezogen. Das gilt auch für dieses Buch.
Mit Figuren wie von Fellini und einer labyrinthischen Architektur bereitet uns der Roman ein aufregendes, mitunter abgründiges Leseerlebnis. Wer den Sehnsüchten, Liebesgeschichten, Plänen und Karrieren von Muschgs Figuren nachforscht und dabei die dünne Wand zwischen den Lebenden und Toten durchstößt, begegnet der Frage, die beide Seiten umtreibt: die nach dem gelebten und dem ungelebten Leben. Spannend, hoch erotisch und visionär: das Leseabenteuer einer Geisterbeschwörung.
Autorenportrait
Adolf Muschg, geboren 1934 in Zürich, war u.a. von 1970–1999 Professor für deutsche Sprache und Literatur an der ETH Zürich und von 2003–2006 Präsident der Akademie der Künste in Berlin. Sein umfangreiches Werk, darunter die Romane«Im Sommer des Hasen» (1965),«Albissers Grund» (1974),«Das Licht und der Schlüssel» (1984),«Der Rote Ritter» (1993),«Sutters Glück» (2001),«Eikan, du bist spät» (2005) und«Kinderhochzeit« (2008), wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Hermann-Hesse-Preis, dem Georg-Büchner-Preis und dem Grimmelshausen-Preis. Unter dem Titel«Wenn es ein Glück ist» erschienen 2008 seine Liebesgeschichten aus vier Jahrzehnten. Seine essayistischen Werke beschäftigen sich u.a. mit«Literatur als Therapie?», Gottfried Keller, Goethe und Japan. 2005 erschienen im Verlag C.H.Beck Muschgs Reden«Was ist europäisch?».
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