Beschreibung
Der Nationaldichter Israels erstmals in deutscher Sprache Chaim Nachman Bialik gehört zu den bedeutendsten modernen Autoren des Hebräischen. Der Band versammelt drei Erzählungen vom jüdischen Leben in Wolhynien, das Bialik mit der gleichen Zärtlichkeit beschreibt, die Siegfried Lenz seinem Suleyken entgegenbrachte. Doch die Erzählungen bieten viel mehr als Blicke in eine versunkene Welt, sie handeln in unvergesslichen tragischen und urkomischen Szenen von Feindschaft und verbotener Liebe, Stolz und Scham eines Heranwachsenden, äußerer Bedrohung und dem Traum vom verlorenen Paradies. Das dörfliche Leben der jüdischen Holzhändlerfamilie ist für die Kinder ein festgefügter Kosmos, doch für die Obrigkeit illegal, und so bahnt sich langsam die Katastrophe an Zwei Nachbarskinder, Noah und Marinka, können sich jahrelang nur durch Löcher im Zaun verständigen. Am Ende siegt die Liebe über den Hass der Eltern, aber nur scheinbar Ein Junge entzieht sich durch Nichtstun dem strengen Vater und erträumt sich eine ganz eigene Welt, in der Dorf, Felder und Wälder zum gelobten Land werden Wie Kafka gelingt es Bialik, Unsicherheiten, Ängste, innere und äußere Konflikte in unvergesslichen, geradezu parabelhaften Geschichten zu bannen. Der Band enthält außerdem Bialiks berühmtes Langgedicht "In der Stadt des Tötens" über die russischen Pogrome in Kischinev: ein hebräisches Klagelied in mittelalterlicher Tradition, das in seinem modernen Duktus auf Paul Celan vorausweist.
Autorenportrait
Chaim Nachman Bialik, geboren 1873 in Wolhynien, gestorben 1934 in Wien, wurde von seinem Großvater streng religiös erzogen, schloss sich als Jugendlicher dem Zionismus an, floh 1922 aus der Sowjetunion nach Berlin und wanderte 1924 nach Palästina aus. Der jüdische Dichter, Autor und Journalist ist ein Pionier des Hebräischen als profaner Literatursprache und wird in Israel als Nationaldichter verehrt. Ruth Achlama, eine der wichtigsten Übersetzerinnen hebräischer Literatur, hat u.a. Romane von Amos Oz, Abraham B. Jehoschua, Meir Shalev und Ayelet Gundar-Goshen ins Deutsche übertragen und wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Paul-Celan-Preis (1995), dem Deutsch-Hebräischen Übersetzerpreis (2015) und dem Bundesverdienstkreuz am Bande (2019). Sie lebt mit ihrer Familie in Tel Aviv.