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Das kleine Buch der StörenFrieds

Geschichten von Leo und Paulina

Erschienen am 01.05.2001
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442164073
Sprache: Deutsch
Umfang: 112 S.
Format (T/L/B): 1.3 x 15.5 x 11.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

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Produktsicherheitsverordnung

Hersteller:
Goldmann Verlag Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
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Neumarkter Str. 28
DE 81673 München

Autorenportrait

Amelie Fried, Jahrgang 1958, wurde als TV-Moderatorin bekannt. Alle ihre Romane waren Bestseller. Traumfrau mit Nebenwirkungen, Am Anfang war der Seitensprung, Der Mann von nebenan, Liebes Leid und Lust und Rosannas Tochter wurden erfolgreiche Fernsehfilme. Für ihre Kinderbücher erhielt sie verschiedene Auszeichnungen, darunter den "Deutschen Jugendliteraturpreis". Zuletzt erschienen bei Heyne ihr Sachbuch Schuhhaus Pallas - Wie meine Familie sich gegen die Nazis wehrte, der Kolumnenband Wildes Leben und der Bestsellerroman Eine windige Affäre. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München.

Leseprobe

Wie alles anfing Ich wollte nie Kinder haben. Genauer, ich konnte mir einfach nicht vorstellen, mit welchem Mann. Obwohl ich im Geist der 68er-Ideologie und mit den Parolen des Feminismus (»Eine Frau ohne Mann ist wie ein Fisch ohne Fahrrad«) aufgewachsen war, stellte ich mir im hintersten Winkel meines bürgerlich gebliebenen Herzens vor, dass Kinder nach Möglichkeit einen Vater haben sollten. Leider hatte ich aber eine ausgesprochene Schwäche für den Typ des »charmanten Hallodri«, der sich ungern auf eine Frau festlegt, keine Verantwortung übernehmen will und Kinder als eine Disziplinarmaßnahme Gottes zur Einschränkung seines Freiheitsdranges empfindet. Einen solchen Mann zum Vater meiner Kinder zu machen wäre angesichts meines eigenen Freiheitsdranges eine ziemliche Dummheit gewesen. Also beschloss ich, kinderlos zu bleiben. Das bedauernswerte Schicksal einer Freundin vor Augen, die mit neunzehn ungewollt schwanger geworden und seither allein erziehende Mutter war, verhütete ich wie der Teufel, um nie in eine solche Lage zu kommen. Ich fühlte deutlich, dass nicht nur kein Mann reif für mich war, sondern auch ich keineswegs reif für ein Kind. Das blieb so, bis ich dreißig wurde. Ich hatte mich gerade mal wieder von einem Hallodri getrennt, als ich am Morgen meines Geburtstags aufwachte und wusste: »Beim nächsten Mann wird alles anders!« So war es auch - jedenfalls fast. Ich drehte noch ein paar Solorunden und nahm in Gedanken Abschied von meinem Single-Leben. Dann lernte ich Peter kennen. Er saß in einem merkwürdig gemusterten Sakko auf einer Kulturpreisverleihung, hielt den Kopf ein bisschen schräg und schaute mich an. Ich schaute zurück und wusste: Der ist was zum Heiraten! Und da erschrak ich furchtbar. Peter erzählte mir später, ihm sei es genauso gegangen. Den Kopf habe er schief gehalten, weil er vor lauter Schreck, mich plötzlich leibhaftig vor sich zu sehen, eine Genickstarre bekommen habe. Da saß er also, der Mann, den ich heiraten würde, und ich war gar nicht euphorisch. Im Gegenteil, ich ahnte plötzlich, dass ein Abschnitt meines Lebens zu Ende ging. Wohl der Abschnitt, den man »Jugend« nennt. Und dass ein neuer Abschnitt begann, auf dem das Etikett »Erwachsensein« klebte. Wie ein Schauspieler vor dem Auftritt bekam ich schreckliches Lampenfieber und versuchte, die Aufführung des bevorstehenden Stückes zu verhindern. Ich wehrte mich mit aller Kraft gegen Peters Werbung und erklärte ihm, dass ich nicht für eine Beziehung taugte und schon gar nicht für die Ehe. Peter ließ sich zum Glück nicht beirren. Stur hielt er daran fest, dass wir zwei zusammengehörten und dass ich sehr wohl beziehungs- und liebesfähig sei. Bis wir ein gutes Jahr später heirateten, hatten wir uns schon so oft getrennt und wieder versöhnt, dass es für den Rest unseres Lebens reichen sollte! Bald kam unser Sohn Leonard Maximilian, genannt Leo, auf die Welt. Mir wurde klar, dass der eigentlich wichtige Schritt nicht unsere Eheschließung war. Ehen kann man wieder scheiden. Der wirklich schwer wiegende Entschluss war, ein Kind in die Welt zu setzen. Mit einem Kind bleibt man für immer verbunden, und - ob man will oder nicht - auch mit dem anderen Elternteil dieses Kindes. Ich musste an meine Eltern denken und daran, dass sie sich nicht getrennt hatten, obwohl sie eine schwierige Ehe geführt haben. Ich begriff plötzlich, dass sie sicher auch wegen uns Kindern zusammengeblieben waren, wegen meiner zwei jüngeren Brüder und mir. Und dass sie es doch irgendwie geschafft haben, das Beste daraus zu machen. Ob wir das auch schaffen würden? Die Ankunft von Leo wirbelte unser Leben ganz schön durcheinander. Wir kannten uns ja nicht lange, kaum waren wir ein Paar, da waren wir schon ein Elternpaar. Unsere Interessen verlagerten sich, unser Freundeskreis veränderte sich. Plötzlich konnten wir nicht mehr von jetzt auf gleich ins Kino gehen oder auf ein Bier um die Ecke. Ausflüge mit dem Baby waren schweißtreibende Unternehmungen, und unsere kinder Leseprobe