Beschreibung
Der zweite Guido-Guerrieri-Roman aus der Feder des ehemaligen Mafiajägers Niemand in Bari will Martina Fumai dabei helfen, ihren gewalttätigen Exfreund vor Gericht zu bringen, denn er ist der Sohn eines mächtigen Richters. Auch Guido Guerrieri weiß, dass dies das Ende seiner Karriere bedeuten könnte. Und doch kann er der Versuchung des scheinbar aussichtslosen Falls nicht widerstehen - ebenso wenig wie der Faszination von Schwester Claudia, der Leiterin des Frauenhauses, in dem Martina wohnt. Die Jeans und Lederjacke tragende Nonne hilft Guerrieri bei seinen Ermittlungen - und birgt auch selbst ein schreckliches Geheimnis .
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Hersteller: Goldmann Verlag Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
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Autorenportrait
Gianrico Carofiglio wurde 1961 in Bari, Italien geboren und arbeitete in seiner Heimatstadt viele Jahre als Antimafia-Staatsanwalt. 2007 war er als Berater des italienischen Parlaments für den Bereich organisierte Kriminalität tätig. Von 2008 bis 2013 war Gianrico Carofiglio Mitglied des italienischen Senats. Berühmt gemacht haben ihn vor allem seine Romane um den Anwalt Guido Guerrieri. Carofiglios Bücher feierten sensationelle Erfolge, wurden bisher in 27 Sprachen übersetzt und mit zahlreichen literarischen Preisen geehrt, u.a. mit dem Radio Bremen Krimipreis 2008. Er lebt mit seiner Familie in Bari.
Leseprobe
Niemand hört wirklich auf zu rauchen. Man unterbricht bestenfalls. Für ein paar Tage. Oder Monate, oder auch Jahre. Aber wirklich aufhören, das tut keiner. Die Zigarette ist immer auf der Lauer. Es kann vorkommen, dass sie mitten in einem Traum auftaucht, fünf oder zehn Jahre, nachdem du "aufgehört" hast. Dann fühlst du ihr Papier zwischen den Fingern; hörst das leise, dumpfe, beruhigende Geräusch, das sie macht, wenn du mit ihr auf die Schreibtischplatte klopfst; spürst, wie deine Lippen den ockerfarbenen Filter berühren; hörst das Streichholz über die Reibfläche kratzen und siehst die blaugelbe Flamme vor dir aufleuchten. Du spürst sogar, wie der Rauch in deine Lungen eindringt, siehst, wie er sich zwischen den Akten, Büchern und der Kaffeetasse vor dir ausbreitet. Und genau in diesem Moment wachst du auf. Und denkst, dass eine Zigarette, eine einzige, eigentlich keinen Unterschied macht. Dass du sie dir ruhig anstecken könntest, für den Notfall liegt ja immer ein Päckchen in der Schreibtischschublade oder sonst irgendwo. Aber du weißt natürlich, dass es so nicht laufen würde. Dass du dir nach der ersten die zweite anzünden würdest, und dann noch eine und noch eine. Manchmal schafft man es, manchmal nicht. Aber egal, wie es läuft, in diesen Momenten wird dir klar, dass der Ausdruck "mit dem Rauchen aufhören" völlig abstrakt ist. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Abgesehen von Träumen gibt es natürlich auch konkretere Auslöser. Alpträume, zum Beispiel. Ich hatte schon vor ein paar Monaten mit dem Rauchen aufgehört. Ich kam gerade vom Gericht zurück, wo ich die Akte eines Verfahrens eingesehen hatte, bei dem ich die Nebenkläger vertreten sollte. Und ich hatte schreckliche Lust, in den erstbesten Tabakladen zu gehen, mir eine Packung starke, beißende Zigaretten zu kaufen - gelbe MS, etwa - und zu rauchen, bis es mir die Lungen zerriss. Der Auftrag kam von den Eltern eines kleinen Mädchens, das einem Pädophilen ins Netz gegangen war. Er war zur Schule der Kleinen gegangen, hatte sie angesprochen, und sie war ihm gefolgt. Hand in Hand waren sie im Eingang eines alten Mietshauses verschwunden. Die Hausmeisterin der Schule hatte die Szene mitbekommen und war ihnen gefolgt. Als sie das Haus betrat, war das Schwein gerade dabei, seinen Hosenschlitz am Gesicht des Kindes zu reiben, das die Augen zudrückte und ganz still war. Auf das laute Schreien der Frau hin war der Kerl abgehauen, freilich nicht, ohne vorher den Mantelkragen hochzuklappen. Ein simples, aber effizientes Mittel, um nicht erkannt zu werden. Tatsächlich hatte die Hausmeisterin sein Gesicht nicht richtig gesehen. Als das Kind später mit Hilfe einer erfahrenen Psychologin angehört wurde, stellte sich heraus, dass es nicht das erste Mal gewesen war. Und auch nicht das zweite oder dritte Mal. Die Polizei leistete ganze Arbeit, sie identifizierte den Triebtäter und lichtete ihn heimlich ab. Vor dem Gemeindeamt, wo er arbeitete und als vorbildlicher Angestellter galt. Das kleine Mädchen erkannte ihn wieder. Mit klappernden Zähnen deutete sie auf das Foto und wandte den Blick sofort wieder ab. Bei seiner Verhaftung fanden die Polizisten eine ganze Sammlung von Fotos. Horrorbilder. Die Bilder, die ich an diesem Morgen in der Akte gesehen hatte. Ich hatte Lust, jemandem die Fresse einzuschlagen. Dem Schwein, nach Möglichkeit. Oder seinem Anwalt. Der hatte doch tatsächlich geschrieben: "Die Aussagen des Mädchens gehen auf krankhafte vorpubertäre Phantasien zurück und entbehren jeglicher Glaubwürdigkeit". Ich hätte ihm wirklich gerne die Fresse eingeschlagen. Ich hätte sie auch gerne dem Haftrichter eingeschlagen, der den Pädophilen lediglich unter Hausarrest gestellt hatte. In der Begründung für diese Entscheidung hieß es: "Um einer möglichen Wiederholung der Tat, deren der Beschuldigte verdächtigt wird, vorzubeugen, wird es, trotz der Schwere des Vorgefallenen, für ausreichend erachtet, die persönliche Freiheit des Beschuldigten in Form von Hausarrest einzuschränk Leseprobe