Beschreibung
Ein packendes Frauenschicksal zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges Die Ortenau 1628: Eine junge Frau kämpft um ihr Leben. Die erst achtzehnjährige Tochter des Schultheißen ist eingesperrt. Unter grausamer Folter soll sie gestehen, eine Hexe zu sein. Selbst ihre Freundin, die Tochter des Grafen, kann ihren Einfluss nicht geltend machen. Erst in letzter Minute gelingt die Flucht. Sie findet Unterschlupf in einem französischen Kloster. Doch auch dort ist ihr Leben in Gefahr.
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Autorenportrait
Karla Weigand wurde 1944 in München geboren. Sie arbeitete zwanzig Jahre lang als Lehrerin, bevor sie sich dem Schreiben zuwandte. Sie lebt mit ihrem Mann in der Nähe von Freiburg.
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PROLOG Im Jahre 1484 erliess der damalige Heilige Vater, Papst Innozenz VIII., im ersten Jahr seiner päpstlichen Regierung die sogenannte 'Hexenbulle'. Die Strafverfolgung von Personen, 'welche vom katholischen Glauben abgefallen waren und sich (angeblich) mit dem Teufel fleischlich vermischten', mit allerlei Zaubereien Missbrauch trieben und damit ihren Mitmenschen, sowie Tieren und Ackerfrüchten Schaden zufügten, lag dem Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche sehr am Herzen. Er ordnete an, dass 'Inquisitoren' solche Hexen und Hexer aufspüren, in Haft nehmen und bestrafen sollten. Wer sich indes erkühnen sollte, dagegen zu handeln und einen Inquisitor bei seiner heiligen Aufgabe zu behindern versuchte, der musste wissen, dass er damit 'den Zorn GOTTES und seiner heiligen Apostel Petrus und Paulus' auf sich laden werde. Diese Bulle hatte weitreichende Folgen. In den nächsten dreihundert Jahren sollten dem Hexenwahn in Europa Hunderttausende von Unschuldigen zum Opfer fallen. KAPITEL 1 Ferfried, Graf von Ruhfeld, war deprimiert und angewidert zugleich. Er saß in seinem Studierzimmer in einem Eckturm seines Schlosses in der Landvogtei Ortenau und starrte auf das Schreiben, das ihm ein Bote heute Nachmittag gebracht hatte. Der einundfünfzig Jahre alte Edelmann aus uraltem, süddeutschem Geschlecht anerkannte nur zähneknirschend die Oberherrschaft des Straßburger Bischofs, welcher ein Bruder Kaiser Ferdinands war. Vor gut einhundert Jahren hatte das folgenschwere Versehen eines Ministerialen Kaiser Maximilians einen von Ferfrieds Vorfahren, - obwohl er zum Grafen aufgestiegen war - dennoch im Status eines landsässigen Adligen und damit als Untertan der Straßburger Bischöfe belassen, zumindest was das Recht zur Aburteilung bei Landesverrat, Ketzerei und Hexerei anbetraf; die niedere Gerichtsbarkeit indessen hatte Herr Ferfried inne. Sein Ahnherr hatte aus Unachtsamkeit nicht umgehend gegen diese Schlamperei protestiert, und so waren die Folgen bis heute zu spüren: In der Regel war nämlich ein Graf als Angehöriger des Hochadels keinem anderen Herrn unterstellt. Der Ruhfelder bemühte sich immer mal wieder, die hohen Herren in Wien auf den Irrtum aufmerksam zu machen, aber Wien war weit und die Kanzlisten gar sehr beschäftigte Leute. Der Graf hatte sich von seinem Kammerdiener Raimund den Abendimbiss sowie eine Kanne mit Wein bringen lassen. Er brachte es nicht über sich, wie gewohnt, diese Mahlzeit unten im großen Saal in Gesellschaft von Sohn und Tochter und der Schar von Edelfreien, die sein Gefolge bildeten, bei Scherz und munterem Geplauder einzunehmen. Genauso wenig wie er imstande war, über den Inhalt dieses Briefes mit einem seiner Kinder zu sprechen - noch nicht. Raimund, seit beinahe dreißig Jahren sein treuer Leibdiener, hatte ihm gerade zum zweiten Mal den Silberbecher mit Rotwein gefüllt, und Ferfried setzte den Pokal an. Doch ohne zu trinken stellte er ihn wieder ab und griff erneut nach dem entsetzlichen Schreiben. Konnte denn wahr sein, was ihm sein langjähriger Freund, der Magdeburger Ratsherr und Naturforscher Otto Guericke, der vom Alter her sein Sohn sein konnte, mitteilte? 'Da ist nichts als Morden, Brennen, Plündern, Peinigen, Prügeln gewesen. Mit den Weibern, Jungfrauen, Töchtern und Mägden aber ist es mit vielen übel abgelaufen; sind teils geschändet, teils zu Konkubinen gehalten worden.' Ferfried lief es eiskalt über den Rücken. Es war in der Tat ein Tag gewesen, der die Welt verändert hatte: Am 20. Mai 1631 hatte eine entfesselte Soldateska das protestantische Magdeburg 'für die katholische Sache' in Schutt und Asche gelegt. Dabei war es zu einem Massaker gekommen, das Abscheu in Europa auslöste. Zwanzig Zeitungen, einundvierzig illustrierte Flugblätter und zweihundert Pamphlete würden in der Folgezeit die Schreckensnachricht über alle Länder verbreiten. Das Vorgefallene war so entsetzlich, dass unsere Sprache ein eigenes Verb dafür erfand. 'Magdeburgisier Leseprobe