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Die Zeit-Odyssee

Roman

Erschienen am 01.04.2008
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453524101
Sprache: Deutsch
Umfang: 447 S.
Format (T/L/B): 3.2 x 18.7 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Es ist das Jahr 2037, als das Raum-Zeit-Kontinuum plötzlich auseinanderbricht. Die Erde zerfällt dabei in unterschiedliche Zonen: Während es in einem Landstrich noch 2037 ist, ist es im benachbarten 1885 und im nächsten Tausende von Jahren in der Vergangenheit. Welche Macht ist imstande, eine solch gewaltige Veränderung zu bewirken? Die Odyssee beginnt .

Leseprobe

ERSTER TEIL Dreißig Millionen Jahre lang war der Planet abgekühlt und ausgetrocknet, bis im Norden Eisschollen an die Kontinente zu drängen begannen. Der Waldgürtel, der sich einst fast ohne Unterbrechung von der Atlantikküste quer über Afrika und Eurasien bis in den Fernen Osten erstreckt hatte, war bereits zu einem immer weiter schrumpfenden Stückwerk zerfallen. Die Lebewesen, die früher dieses zeitenlose Grün bewohnt hatten, waren gezwungen, sich anzupassen oder wegzuziehen. Die Artgenossen der Sucherin hatten beides getan. Ihr Kleines an der Brust festgeklammert, kauerte die Sucherin im Schatten am äußersten Rand des Waldstücks. Die tief liegenden Augen spähten unter dem Knochenwulst hervor in die Helligkeit hinaus. Das Land außerhalb des Waldes war eine weite Ebene, gebadet in Licht und Hitze. Es war ein Ort erschreckender Schlichtheit, wo der Tod rasch und unvermittelt kam. Aber es war auch ein Ort, der Möglichkeiten bot. Eines Tages würde dieser Ort das Grenzland zwischen Pakistan und Afghanistan sein, von manchen »Nordwestgrenze« genannt. Heute jedoch lag nicht weit vom ausgefransten Rand des Waldes entfernt ein Antilopenkadaver auf dem Boden. Das Tier war noch nicht lange tot - aus den Wunden drang immer noch dickliches Blut -, aber die Löwen hatten sich bereits satt gefressen, und die anderen Aasfresser der Grasebene - Hyänen und Vögel - hatten den Kadaver noch nicht entdeckt. Die Sucherin streckte die Beine, stand aufrecht da und blickte sich um. Die Sucherin war ein Primatenweibchen. Ihr von dichtem, schwarzem Haarwuchs bedeckter Körper maß kaum mehr als einen Meter, und sie hatte nur wenig Fett unter der schlaffen Haut. Ihr Gesicht war zu einer Schnauze vorgezogen, und die Gliedmaßen waren Relikte eines Lebens als Baumbewohner: Sie hatte lange Arme und kurze Beine. Eigentlich sah sie aus wie ein Schimpanse, doch die Abspaltung ihrer Art von diesen Vettern aus dem tieferen Urwald lag bereits mehr als drei Millionen Jahre zurück. Die Sucherin fühlte sich durchaus wohl, so aufrecht stehend; sie war ein echter Zweibeiner, und ihre Hüften und ihr Becken waren menschenähnlicher als die jedes Schimpansen. Die Sucherin und ihre Artgenossen waren in erster Linie Aasfresser - und nicht besonders erfolgreiche. Aber sie verfügten über einen Vorteil, den kein anderes Tier auf der Welt vorweisen konnte. Geborgen im Kokon des keinerlei Wandel unterworfenen Urwaldes würde kein Schimpanse je so komplexes Werkzeug wie die einfache, jedoch mühsam hergestellte Axt erschaffen, die die Sucherin in ihren Fingern hielt. Und da war noch etwas: das Blitzen in ihren Augen, mit dem kein Menschenaffe konkurrieren konnte. Es gab kein Anzeichen einer unmittelbaren Gefahr, und sie trat kühn hinaus in den Sonnenschein; das Kind klammerte sich an ihre Brust. Zögernd, einer nach dem anderen folgte ihr der Rest der Gruppe - entweder aufrecht auf zwei Beinen oder nach Affenart unter Zuhilfenahme der Fingerknöchel. Das Kleine quiekte und krallte sich schmerzhaft in das Fell der Mutter. Die Artgenossen der Sucherin kannten keine Namen - die Sprache dieser Lebewesen war kaum anspruchsvoller als der Gesang der Vögel -, aber seit dem Moment seiner Geburt hatte dieses Baby, das zweite der Sucherin, eine enorme Kraft an den Tag gelegt, wenn es galt, sich an der Mutter festzuhalten, und wenn die Sucherin ihre Tochter ansah, dachte sie dabei an etwas wie »Klammerchen«. Behindert durch das Kind war die Sucherin eine der Letzten, die bei der Antilope anlangten, und die anderen hackten bereits mit ihren Steinsplittern an den Sehnen und der Haut herum, die die Beine des Tieres mit dem übrigen Körper verbanden. Diese Metzelei gab ihnen die Möglichkeit, sich möglichst schnell des Fleisches zu bemächtigen: Die Gliedmaßen konnten rasch in die relative Sicherheit des Waldes zurückgeschleppt und dort in aller Ruhe verspeist werden. Lustvoll beteiligte sich die Sucherin an der Arbeit, obwohl ihr das grelle Sonnenlicht unangenehm war. Eine weitere Million Ja