Beschreibung
Neely Crenshaw wollte nach oben. Er war ein Star in seiner High-School-Footballmannschaft. Als er schon in jungen Jahren von einem Profiteam entdeckt wurde und Messina verließ, nahm er die Hoffnungen seiner ganzen Heimatstadt mit. Doch eine schwere Verletzung beendete die Karriere schneller, als sie begonnen hatte, und Neely trieb vortan enttäuscht und ziellos durchs Leben. Als der Mann, dem Neely und die Stadt alles zu verdanken haben, der legendäre Coach seines Heimatteams Eddie Rake im Sterben liegt, kommt Neely nach fünfzehn Jahren wieder nach Messina. Er trifft seine erste Liebe, alte Freunde und Rivalen wieder. Er stellt sich den Erinnerungen an große Triumphe und bittere Niederlagen und er lernt, dass das Spiel des Lebens andere Regeln hat als das Spiel auf dem Rasen.
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Autorenportrait
John Grisham hat 23 Romane, ein Sachbuch, einen Erzählband und ein Jugendbuch veröffentlicht. Seine Bücher wurden in 38 Sprachen übersetzt. Er lebt in Virginia und Mississippi.
Leseprobe
DIENSTAG Die Straße zum Rake Field führte an der Schule entlang, vorbei an dem alten Übungsraum der Kapelle und den Tennisplätzen, durch einen Tunnel aus zwei makellosen Reihen roter und gelber Ahornbäume, die der Fanklub gestiftet und gepflanzt hatte, und schließlich über eine kleine Anhöhe hinunter auf einen asphaltierten Parkplatz für gut tausend Autos. Sie endete vor einem gewaltigen Eingangstor aus Backstein und Schmiedeeisen, dem Vorboten des Rake Field. Jenseits davon umschloss ein Maschendrahtzaun den geheiligten Boden. Freitagabends wartete ganz Messina vor dem Eingangstor darauf, dass es sich endlich öffnete, um die nicht überdachten Tribünen zu stürmen, Ansprüche auf bestimmte Plätze geltend zu machen und sich voller Aufregung den Ritualen vor dem Spiel zu widmen. Das schwarz gepflasterte Gelände rund um das Rake Field war immer schon lange vor dem Eröffnungs-Kickoff vollkommen überfüllt, sodass auswärtige Besucher auf die Schotterpisten und Seitenwege und die abgelegeneren Parkplätze hinter der Schulcafeteria und dem Baseball-Feld ausweichen mussten. Die gegnerischen Fans hatten in Messina viel zu ertragen, wenn auch längst nicht so viel wie die gegnerischen Teams. Neely Crenshaw näherte sich dem Rake Field mit gedrosseltem Tempo, weil er so viele Jahre nicht hier gewesen war und die Erinnerungen erwartungsgemäß mit Macht auf ihn einstürzten, sobald er die Flutlichtmasten des Spielfelds vor sich sah. Langsam ließ er den Wagen zwischen den herbstlich leuchtenden, rotgelben Ahornbäumen hindurchrollen. Damals, in Neelys glorreichen Tagen, hatten ihre Stämme gerade mal einen Umfang von dreißig Zentimetern gehabt, und nun berührten sich hoch über ihm die Äste, und die Blätter fielen wie Schneeflocken herab und bedeckten die Straße zum Rake Field. Es war ein später Nachmittag im Oktober, und ein leichter, kühler Nordwind ging. Neely hielt in der Nähe des Eingangstors und blickte auf das Spielfeld. Seine Bewegungen waren langsam, jeder Gedanke war schwer von Geräuschen und Bildern aus einem anderen Leben. Als er noch aktiv gewesen war, hatte das Spielfeld keinen Namen gehabt und auch keinen gebraucht. In Messina war es einfach 'das Feld' gewesen. 'Die Jungs sind heute ganz schön früh auf dem Feld', hieß es damals in den Cafes im Zentrum. 'Wann richten wir heute das Feld her?', fragten die Mitglieder des Rotary Club. 'Rake sagt, wir brauchen neue Zuschauertribünen auf dem Feld', wurde bei der Fanklub-Versammlung verkündet. 'Rake hält sie heute aber lange auf dem Feld', hieß es in den Kneipen im Norden der Stadt. Keinem anderen Ort in Messina wurde so viel Respekt entgegengebracht wie dem Feld. Nicht einmal dem Friedhof. Nach Rakes Abschied hatte man es nach ihm benannt. Neely war damals schon lange fort gewesen und hatte nicht vorgehabt zurückzukommen. Warum er es jetzt tat, war ihm selbst nicht ganz klar. Doch im tiefsten Innern hatte er immer gewusst, dass der Tag kommen würde, irgendein Tag in ferner Zukunft, an dem es ihn hierher zurücktreiben würde. Ihm war klar gewesen, dass Rake einmal sterben würde und dass es dann natürlich eine Beisetzung geben musste, bei der ihm hunderte frühere Spieler das letzte Geleit geben würden, alle in das Grün der Spartans gekleidet und voller Trauer über den Verlust einer zugleich geliebten und verhassten Legende. Doch Neely hatte sich geschworen, nie zum Feld zurückzukehren, so lange Rake noch am Leben war. Etwas weiter weg, hinter der Gegentribüne, befanden sich die beiden Trainingsplätze, von denen einer erleuchtet war. Im ganzen Bundesstaat gab es keine zweite Highschool mit einer so luxuriösen Anlage, aber es gab auch keine zweite Stadt, die dem American Football so rückhaltlos verfallen war wie Messina. Neely hörte die Trillerpfeife des Coachs, das dumpfe Geräusch aufeinander prallender Körper, das Ächzen der Spieler. Das aktuelle Team der Spartans bereitete sich auf den Freitagabend vor. Er trat durch das Tor und ging die Tarta ...