Beschreibung
Die autobiographischen Schriften der Moderne in ihrer breiten Auffächerung heben sich unverkennbar von den Autobiographien der vorhergehenden Jahrhunderte ab. Auch die Beschreibungskategorien müssen diesem Wandel Rechnung tragen. Der entscheidende Faktor für die jeweilige Ausformung autobiographischen Schreibens ist das durch die Gesellschaft und die Generationszusammenhänge vorgegebene Ich-Verständnis. So lag den Expressionisten mit ihrer Absolutsetzung des Ich der Rückblick auf dessen Gewordensein fern; die Autoren der Neuen Sachlichkeit orientieren sich an der Unterhaltungsliteratur. Der entscheidende Bruch mit der Tradition aber fällt in die ersten Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg; er wird verschärft durch den Zusammenbruch der Studentenrevolte und neue Formen des Zusammenlebens in Kommunen. Früh schon läßt sich eine Neuorientierung auf die Neue Subjektivität hin ausmachen. Erkennbare Varianten ergeben sich durch den Vergleich der Texte. Von speziellem Interesse sind die jeweiligen Bemühungen um ein Ausweichen in die Fiktion. Eine Fülle von neuen Formen entsteht, die sehr oft um wenige Motive kreisen, wie beispielsweise um den Vater-Komplex in all seinen Schattierungen oder die 'Frauenfrage'. Erst wo ein Autor oder eine Autorin zu einer eigenen Form gefunden hat, Canetti etwa oder Ingeborg Bachmann, Max Frisch oder Christa Wolf und Uwe Johnson, werden eingehende Interpretationen notwendig. Dabei wird auch auf die besondere Rolle von österreichischen und (früheren) DDR-Autoren eingegangen.