Beschreibung
Die Windsucherin Lahen gerät in einen Sturm, der all ihre Kraft fordert: Zusammen mit ihrem Gefährten Ness befindet sie sich in der Gefangenschaft der Schreitenden, die nach sieben Jahren endlich Rache an den beiden Meuchelmördern nehmen wollen. Sie erwartet der Tod - und Lahens einzigartiger Funke soll ein für alle Mal ausgelöscht werden. Doch dann schlägt ihnen die Mutter der Schreitenden einen Handel vor: Die Todgeweihten werden verschont, wenn sie ins Regenbogental ziehen und Lahen ihre Magie zum Wohle der Schreitenden einsetzt. Der Weg dorthin birgt zahlreiche Überraschungen, und während sich Freunde in Feinde verwandeln und Gegner zu Verbündeten werden, muss Lahen eine wichtige Entscheidung treffen - und schließlich ihren Geliebten Ness mit einer gefährlichen Wahrheit konfrontieren.
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Autorenportrait
Alexey Pehov, geboren 1978 in Moskau, studierte Medizin. Seine wahre Leidenschaft gilt jedoch dem Schreiben von Fantasy- und Science-Fiction-Romanen. Er ist neben Sergej Lukianenko der erfolgreichste fantastische Schriftsteller Russlands. »Die Chroniken von Siala« wurden zu millionenfach verkauften, mit mehreren Preisen ausgezeichneten Bestsellern. Zuletzt erschien seine neue Serie »Die Chroniken von Hara«. Gemeinsam mit seiner Ehefrau, die ebenfalls Schriftstellerin ist, lebt Pehov in Moskau.
Leseprobe
Wer Sturm sät, wird einen Orkan ernten. Kanra I Es scherte Luk nicht weiter, dass Ga-nor düster wie eine Gewitterwolke dreinblickte. Was sollte er von dem Fährtenleser, der Berge und Eiswüsten gewohnt war, auch schon anderes erwarten? Nein, ihn wunderte nicht, dass der Nordländer den Dreck, den Gestank, die engen Straßen und all die Menschen nur schwer ertrug. Vor allem, da diese Gaffer ständig mit dem Finger auf den Irbissohn zeigten. So selten, wie sich ein Nordländer in diesen Teil des Imperiums verirrte, hätte aber wohl auch nur ein Blinder nicht auf den hochgewachsenen rothaarigen Mann in Kilt und Lederweste geachtet. 'Wie lange wollen wir hier eigentlich noch rumsitzen?', fragte Ga-nor in einem derart nörgelnden Ton, dass Luk es für unter seiner Würde hielt, ihm zu antworten. 'Oh, dem Herrn hat's anscheinend die Sprache verschlagen', stichelte Ga-nor. 'Da platzt doch die Kröte!', empörte sich Luk nun doch. 'Du bist ja schon fast selbst wie deine Kröte - und platzt gleich', knurrte Ga-nor. 'Wohl vor Angst?' 'Lass mich einfach in Ruhe!', fuhr Luk ihn an. 'Ich hab nämlich nicht die geringste Lust, mit dir zu reden.' Laut schnaufend stand Ga-nor daraufhin auf, stiefelte zu einem Fensterbrett hinüber und nahm darauf Platz, um finster auf die Stadt und das Meer in der Ferne hinauszustarren. Seit geschlagenen zwei Stunden warteten sie nun schon hier, in diesem riesigen Saal mit der hohen, kuppelförmigen Decke, den unzähligen Fenstern und den wuchtigen Kristalllüstern, die im Sonnenlicht glitzerten. Der Raum schien in diesem Licht förmlich zu ertrinken. Die auf Hochglanz polierten Marmorfliesen des Fußbodens spiegelten jede Nuance des goldenen und orangefarbenen Lichtes wider, warfen es an die Wände, die Säulen und Statuen. All diese Pracht würdigte Luk jedoch keines Blickes. Dazu wühlte ihn die bevorstehende Audienz, die man ihm nun endlich gewährte, viel zu sehr auf. Immer wieder war er versucht, aus dem Turm zu fliehen - aber letzten Endes wusste er genau, dass sich ihm nicht so schnell wieder die Gelegenheit böte, zu einer Schreitenden vorgelassen zu werden. Abgesehen davon würde Ga-nor in diesem Fall vor Wut toben, weil sie ihre Zeit in Alsgara umsonst vergeudet hatten. Womöglich brachte er sogar jemanden um. Er, Luk, konnte aber getrost darauf verzichten, seine Tage im Kerker zu beschließen. Er hatte keine Ahnung, wie es Giss gelungen war, eine der Magierinnen dazu zu bringen, sie zu empfangen. Und bis zuletzt hatte er nicht an den Erfolg des Magisters geglaubt, schließlich wussten alle, dass die Schreitenden die Angehörigen des Purpurnen Ordens zwar dulden, sie aber nicht besonders gut leiden können. Doch dann hatte Giss sie tatsächlich in den Turm der Schreitenden gebracht. Ganor dagegen war es im Grunde einerlei, ob diese Audienz zustande kam oder nicht. Keine Träne hätte er vergossen, wenn die Schreitenden, für die er keine sonderliche Sympathie hegte und denen er nicht über den Weg traute, ihn nicht empfangen hätten. Dafür gab es eine Erklärung: Als er noch ein kleiner Junge gewesen war, hatte eine Trägerin der Gabe seine Heimat besucht. Doch auch sie hatte nichts gegen den abgefeimten Untoten auszurichten vermocht, der damals in seinem Dorf gewütet hatte: Er hatte die Schreitende verschlungen, ohne auch nur den geringsten Schaden zu nehmen. Seit dieser Zeit stand der Irbissohn der Magie derjenigen, die sich mit ihrem Funken brüsteten, höchst skeptisch gegenüber. Wenn es nur nach ihm gegangen wäre, hätte er auf diese Audienz ebenso bereitwillig verzichtet wie ein Blasge auf Schuhe. So jedoch hielten ihn der Respekt und die Freundschaft mit seinem Gefährten aus der Burg der Sechs Türme davon ab, alles und jeden ins Reich der Tiefe zu wünschen und zu einem der Kriegsschauplätze zu eilen - statt sich im Vorzimmer dieser Magierinnen den Kilt durchzusitzen. Endlich öffnete sich eine Tür, und ein Jüngling eilte auf sie zu. Er hatte ein schmales Gesicht, ein spitzes Kinn und abstehe