Beschreibung
'Nicht von der Kunst in abstracto' hielt Goethe 1788 als Vorsatz in seinem Notizbuch fest. Nach dem Erlebnis seiner Italienreise wollte er auf jegliche Form kunsttheoretischer Spekulation verzichten, die nicht von den konkreten Kunstwerken ausgeht. Die Maxime lässt keinen Zweifel daran, dass Goethes Schriften zur Kunst ohne die Anschauung von Kunstwerken nicht zu verstehen sind. Wer sie nur liest, bleibt blind.Wie konsequent Goethe an seinem Vorsatz festhielt, zeigen seine umfangreichen Sammlungen. Die Druckgraphiken und Zeichnungen bieten eine Fülle von Material, die es Goethe ermöglichte, von einer anschaulichen Kunstgeschichte auf ein 'Ganzes der Kunst' zu schließen.Der Kunsthistoriker Johannes Grave schildert Goethes Beschäftigung mit den Kunstwerken, um nach dem Profil und Konzept seiner graphischen Sammlung zu fragen. Die Sammlung erweist sich dabei als Ort einer 'morphologischen' Kunstbetrachtung, die ein Kunstideal einholen sollte, das dem Kunstschaffen und der Ästhetik um 1800 nicht mehr zugänglich war.
Autorenportrait
Johannes Grave M. A., Kunsthistoriker, ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Nationalen Forschungsschwerpunkt (NFS) Bildkritik der Universität Basel.