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Das Wolkenzimmer

cbt

Erschienen am 02.03.2009
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783570305782
Sprache: Deutsch
Umfang: 317 S.
Format (T/L/B): 3 x 18.4 x 12.5 cm
Lesealter: 12-99 J.
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Ein bewegender Jugendroman zum Thema Judenverfolgung, Überleben im Versteck - und über den unschätzbaren Wert des Lebens Brennenden Liebeskummer im Herzen stürzt Veronika einen Turm hinauf, um in den Tod zu springen. Doch stattdessen findet sie auf dem Turm das Leben - und einen Menschen und seine Geschichte. Im "Wolkenzimmer" stört Veronika den alten Türmer und sein Geheimnis auf. Stück für Stück erfährt sie von dem jüdischen Jungen in der NS-Zeit, der er einmal war, und von seinem verzweifelten Versuch, im Versteck zu überleben . Mit dem LUCHS der ZEIT und Radio Bremen ausgezeichnet Auf der Liste der Besten Sieben von FOCUS und Deutschlandradio

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Hersteller:
cbt TB Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
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Neumarkterstr. 28
DE 81673 München

Autorenportrait

Irma Krauß, 1949 geboren, arbeitete nach dem Pädagogikstudium zunächst als Lehrerin an einer Grund- und Hauptschule. Als ihre drei Kinder größer wurden, begann sie zu schreiben. Seither hat sie zahlreiche Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht (u.a. bei Sauerländer, Beltz & Gelberg und Arena). 1998 wurde Irma Krauß mit dem "Peter-Härtling-Preis" für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet. Bei cbj hat sie den von der Presse als "bravourös" und "meisterlich" bezeichneten Jugendroman "Das Wolkenzimmer" veröffentlicht. Irma Krauß lebt in der Nähe von Augsburg.

Leseprobe

ICH WAR am 30. August 2001 auf einem Turm, zufällig und als Besucherin, als man den Türmer in einer dramatischen Rettungsaktion mittels Hubschrauber vom oberen Kranz wegholte.Davon handelt mein Roman nicht, solche Geschichten gehören in die Berichterstattung der Zeitung.Aber kann ich dafür, dass ich von dem Tag an einen Turm mit mir herumtrug? So ein Turm, wenn er einmal eingezogen ist, lässt sich kaum ausreißen, dazu ist er einfach zu schwer. Ich fand mich mit seiner Präsenz ab und fragte ihn, warum er mir unbedingt ans Herz wachsen wollte. Er antwortete mit feinen Schwingungen, blieb sonst aber stumm. Er zwang mich, es selbst herauszufinden, er wollte beobachtet und in seiner Stummheit belauscht werden.Es hat gedauert, doch nun bin ich ihm auf sein Geheimnis gekommen. Auf eines seiner Geheimnisse.Davon handelt die Geschichte.Irma Krauß Veronika bemerkt den Türmer erst, als er spricht. Er lehnt an einer Wand und schaut sie an. Sie hat die Tür am Ende der Treppe aufgestoßen. Sie keucht. Das sollte es sein, sie sollte es geschafft haben.Doch nein, wieder eine Etage. Der Türmer ist ihr egal. Sie will nichts als hinauf. Und danach runter, im freien Fall. Etwas Höheres als diesen Turm gibt es weit und breit nicht."Nur bis hier, Lady", sagt der Türmer zum zweiten Mal.Veronika hat ihn gehört. Doch mit dem Kopf im Nacken kann sie nicht gut nicken. Sie sucht, wo es weitergeht. Irgendwo muss es doch nach ganz oben gehen.Ein Glöckchen hat gebimmelt, direkt über ihr, es schwingt noch nach. Es ist mit der Tür verbunden, die sie nach einem Nonstop-Lauf und am Ende ihrer Kraft aufgestoßen hat, wie man ein letztes Hindernis beiseitestößt.Nein, nicht am Ende ihrer Kraft - die Beinmuskeln melden, dass sie wieder können. Das Knarren der Tür noch in den Ohren, ihren Schlag und das wütende Gebimmel, läuft Veronika zu der schmalen Holzstiege, die sie nun entdeckt hat.Mittags hat sie ihren Lauf begonnen, immer auf den Turm zu. Von weit her, vom Rand der Ebene. Wie auf einer Zielgeraden, trotz Kurven, Kreisverkehr, Umwegen und dem plötzlichen Richtungswechsel nach oben.Etwas behindert Veronika. Der Reisesack, den sie am Kordelzug hält. Den ganzen himmelhohen Turm ist sie hinaufgelaufen mit dem unhandlichen Ding!"Lady", mahnt der Türmer. "Sie müssen eine Karte lösen."Veronika dreht sich um, macht die Faust auf und lässt den Sack los. Sie rennt weiter. Endspurt.Schon von der Treppe aus sieht sie etwas Helles, irgendwo dringt Tageslicht herein wie um eine Ecke, an dicken Mauern vorbei. Eine Tür, ein Fenster, was immer. Noch drei Schritte. Sie hört sich keuchen, erstaunlich, dass sie alles hört, sie stürzt hinein in den schmalen Durchlass, eine Pforte ohne Tür, und hindurch, sie weiß, wohin sie will: hinaus und hinunter und sich hinter sich lassen.Aber Veronika hat nicht mit sich gerechnet. Sie hat nicht gewusst, dass sie sich nicht abschütteln kann, wenn sie das sieht, dieses wahnsinnige, luftige, helle Garnichts da draußen. Sie hat nicht gewusst, dass sie in dem Moment, in dem sie sich schon fliegen sieht, hui, durch den weiten, freien Raum nach unten, dass sie in dem Moment schwer wird wie ein Wassersack, nicht mehr wegzukriegen. Dass sie sich ansaugt wie eine Nacktschnecke. Bibbernd hängt sie an der Turmwand und macht sich in die Hose, weil sie nicht aufhören kann, sich fallen zu sehen, während sie die Augen zudrückt und ein Stöhnen aus ihrem Hals kommt und die Spucke von ihrem Mund den Stein nass macht, auf den sie das Gesicht presst, als müsste sie da hinein. Schleimig, zäh und schwer.Es reicht also nicht aus, lebensmüde zu sein, es gehört mehr dazu. Aus ihrem Stöhnen wird ein unbeherrschtes Weinen. Doch da hört sie Schritte auf der Stiege. Sie verstummt sofort.Es ist der Türmer.Veronika bleibt am Turm kleben, halb drinnen, halb draußen. Ein Augenzucken lang hat sie geblinzelt, jetzt sind ihreLider zugepresst und die Lippen auch. Kein Ton kommt mehr aus ihrer Kehle. Nur das Zittern lässt sich so auf Kommando nicht abstellen.Der Türmer schiebt sic Leseprobe