Beschreibung
Zum 40. Todestag des legendären Kanzlers - ein Adenauerporträt von Hans-Peter Schwarz HansPeter Schwarz, der beste Kenner Konrad Adenauers, ergründet in seinem brillanten biographischen Essay Persönlichkeit und politische Leistung dieses vielschichtigen Gründungsvaters der Bundesrepublik Deutschland. Aufgestiegen aus kleinen Verhältnissen, wurde Konrad Adenauer 1917 Oberbürgermeister seiner Heimatstadt Köln. Von den Nazis entlassen, saß er im Herbst 1944 im Gefängnis und erwartete seine Hinrichtung. 1949, im Alter von 73 Jahren, wurde Adenauer Bundeskanzler und blieb es 14 Jahre lang. Hans-Peter Schwarz beleuchtet Lebensstationen sowie politische Leistungen Konrad Adenauers und geht der Frage nach, wie es ihm gelingen konnte, die Bundesrepublik in die Gemeinschaft der westlichen Demokratien zu führen. Schwarz analysiert die Adenauersche Außenpolitik, er setzt sich mit dem immer wieder geäußerten Vorwurf auseinander, der westdeutsche Kanzler habe die Menschen in Ostdeutschland mit seinem vermeintlichen 'Separatismus' verraten. Er schildert Adenauers visionäres Eintreten für ein vereinigtes Europa und fragt zugleich nach seinen politischen 'Nachtseiten'. Adenauer ist eine der größten Identifikationsfiguren in Deutschland Im April 2007 jährt sich Adenauers Todestag zum 40. Mal Überarbeitete und um Abbildungen erweiterte Ausgabe
Leseprobe
?Unser Bester?, meint eine Mehrheit der Deutschen, wenn sie sich Adenauers erinnert. Das sind nicht allein jene vielen, die neuerdings beim ZDF anriefen. Seit 1950 stellt Allensbach Jahr f?r Jahr dieselbe Frage: ?Welcher gro? Deutsche hat Ihrer Meinung nach am meisten f?r Deutschland geleistet?? Nur wenige im Volk der Dichter und Denker oder auch der revolution?n Genies nennen Goethe, Schiller, Martin Luther oder Karl Marx, die Nischen-Gr?? der DDR. Doch seit 1958 figuriert Adenauer ununterbrochen als die Nummer 1, einstmals in der alten Bundesrepublik ebenso wie heute im wiedervereinten Deutschland. Die l?st vergangene Gr?? Otto von Bismarck hat er weit hinter sich gelassen. Hitler wird heute gar nicht mehr genannt. Und auch sp?re Kanzler wie Helmut Kohl, Willy Brandt und Helmut Schmidt konnten die von Adenauer ausgehende Faszination nie erreichen. Eine derart eindrucksvolle Kontinuit??ber alle Gegens?e zwischen den politischen Lagern hinweg wirft Fragen auf. Was fasziniert an diesem Leben? Welche Leistungen werden erinnert? Wie stellen sich aus heutiger Sicht die heftig umstrittenen Entscheidungen dieses gro?n Polarisierers dar? Und wie bemi? sich Adenauers Rang im Verlauf der neueren deutschen Geschichte? Aber auch: Was bleibt von Adenauer nach dem Umbruch von 1989/90? Vor einem Vierteljahrhundert sind Sebastian Haffners ?Anmerkungen zu Hitler? erschienen, jener negativen Gr?? par excellence, die immer noch irritiert. Haffners Methodik einer thematisch geordneten Diskussion eignet sich zur Entschl?sselung Adenauers, in dem heute bemerkenswert viele, auch junge Deutsche mit inbegriffen, vor der Folie des wenig inspirierenden Politikbetriebs unserer Tage so etwas wie eine positive Leitfigur sehen. Die thematisch geordnete Auseinandersetzung sollte allerdings nicht nur die Leistungen erhellen, sondern zugleich Adenauers Umstrittenheit in Erinnerung rufen und in die Abgr?nde der Gr?? hineinleuchten. Vielleicht versp?rt man heute auch deshalb ein Ungen?gen an den Gr??n unserer Tage, weil sie, anders als Adenauer, allzu ?stlich auf Konsens abonniert sind, doch auch darum, weil man in ihren Seelen keine Abgr?nde erahnt, sondern nur Flachland. Das Studium dieses nunmehr schon fern ger?ckten George Washington der Bundesrepublik ist nicht zuletzt deshalb reizvoll, weil es Vergleichsma?t? an die Hand gibt. HansPeter Schwarz Leben ?Unser Leben w?et siebzig Jahre, und wenn?s hoch kommt, so sind?s achtzig Jahre ??, hat der Psalmist die Grundbedingung menschlicher Existenz umschrieben. Adenauer aber ist genau siebzig, als er 1946 seinen Aufstieg beginnt, der ihn 1949 ins Bonner Bundeskanzleramt f?hrt. 14 Jahre lang regiert er, dann st?rzt ihn die eigene Partei, weil sie nicht glauben will, Adenauer k?nne im Alter von 89 Jahren auch noch die Bundestagswahlen 1965 gewinnen. Dieser f?hlt sich aber durchaus noch fit, ist es auch, f?hrt weiterhin Wahlk?fe, h? Ansprachen, intrigiert gegen seinen Nachfolger, schreibt an den Erinnerungen, reist in Europa umher und feiert noch unverw?stlich den 91. Geburtstag, bis ihn pl?tzlich doch der Tod ereilt. An Lebensalter ?bertrifft dieser vitale alte Herr ?mit dem Herz eines Holzf?ers von Adenau? (so sein Leibarzt Professor Martini) sogar die ber?hmten Beispielf?e f?r monarchische Langlebigkeit: Kaiser Franz Josef I. von ?terreich-Ungarn und K?nigin Victoria von Gro?ritannien. Dieser verstirbt im Alter von 86 Jahren ermattet und lebenssatt, jene mit 81. Bismarck, mit dem man Adenauer oft vergleicht, mu?die Reichskanzlei im Alter von 74 r?en. ?nliches gilt f?r den alten ?sterreichischen Staatskanzler Metternich. Als ihn die Wiener in der Achtundvierziger-Revolution schlie?ich davonjagen, ist er 75 ? so alt wie Bundeskanzler Adenauer im Jahr 1951, ganz in den Anf?en der nach ihm benannten ?a. Die Vergleiche zeigen, da?wir es bei Adenauer mit einer Art medizinischen Wunders zu tun haben. Seine physische und intellektuelle Frische im hohen Alter ist auch einzigartig, wenn man ihn mit den Leseprobe