Beschreibung
Das Leben des Theodor Fontane Theodor Fontane (1819-1898) zählt zu den überragenden Schriftstellern des neunzehnten Jahrhunderts. Als Romancier, der unvergleichliche Frauengestalten und fabelhafte Darstellungen des gesellschaftlichen Lebens in Berlin und Preußen schuf, gelangte er zu literarischem Ruhm. Helmuth Nürnberger entfaltet in dieser großen Biographie die ganze Welt des märkischen Schriftstellers - sein bewegtes Leben, das vielfältige Werk sowie die politisch und gesellschaftlich äußerst turbulenten Entwicklungen seiner Zeit.
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Autorenportrait
Helmuth Nürnberger, der Doyen der Fontane-Forschung, wurde 1930 im böhmischen Brüx geboren. Er lehrte deutsche Literatur in Flensburg und Hamburg und ist Herausgeber der großen Fontane-Werkausgabe.
Leseprobe
Zur Neuausgabe 2007 'Es ist sehr selten, daß nach 50 Jahren erscheinende Schriften noch ein großes Interesse wecken. Jeder Tag hat andere Götter. [.] Alles, was ich geschrieben habe, auch die >Wanderungen< mit einbegriffen, wird sich nicht weit ins nächste Jahrhundert hineinretten,aber von den Gedichten wird manches bleiben', schrieb der siebzigjährige Fontane 1889 an seinen Verleger Wilhelm Hertz. Generell war seine Skepsis berechtigt, Bücher alterten auch damals oft noch schneller als ihre Verfasser und wurden zusammen mit ihnen vergessen. Fontane nahm Freunde und Bekannte, die damals weit berühmter waren als er selbst, von seinem kritischen Urteil nicht aus, etwa Paul Heyse, den späteren Nobelpreisträger, oder Emanuel Geibel, als Lyriker jahrzehntelang gewissermaßen eine Institution. Als er gestorben war, soll in Lübeck eine alte Frau auf der Straße gefragt haben: 'Wer kriegt nu de Stell? Wer ward nu Dichter?' Die Stelle sei nicht wieder vergeben worden, fügt Thomas Mann seinem Bericht hinzu, eine andere, mehr prosaische Literatur habe sich durchgesetzt. Was ihn selbst angeht, hat Fontane sich zu unserem Glück gründlich geirrt. Sein Werk, das seiner Entstehungszeit nach ganz dem 19. Jahrhundert angehört, ist nicht nur im nächstfolgenden lebendig geblieben, es hat noch eine weitere Schwelle überschritten und ist in unseren Tagen bekannter als je. Der Autor von 'Effi Briest' und von 'Frau Jenny Treibel' ist ein Romanklassiker, einer der wenigen, die die deutsche Literatur verzeichnet, und er wird wirklich gelesen. Als Fontane seinen abwägenden Brief schrieb, waren die großen Romane noch unvollendet oder noch gar nicht begonnen. Vielleicht ist das Bemerkenswerteste an dem Brief, daß die illusionslose Betrachtung der 'Erfolgsaussichten' offenbar keinerlei Auswirkungen auf die Entschiedenheit des Siebzigjährigen erkennen läßt, mit der er sein Handwerk betreibt und auch künftig auszuführen gedenkt. Fontane ist Schriftsteller, dies ist sein Lebensgesetz, er will und kann nichts anderes sein. Wer es unternimmt, sein Leben zu erzählen, wird vieles zu berücksichtigen haben, was zum Verständnis eines vergangenen Daseins gehört. Aber was er auch immer von dem Individuum in seiner Epoche zu berichten weiß, seiner Familie und den Menschen, die ihm begegneten, seinem Bildungsweg, Glück, Erfahrungen und Leiden, seinen Reisen, politischen Anschauungen und Interessen - alles dient letztlich dem Ziel, zum Verständnis seines literarischen Werkes beizutragen. Und zwar nicht um eines esoterischen Anspruchs willen, einer wie immer gearteten Vergötzung der Kunst, sondern weil Leben und Werk nicht zu trennen sind und Letzterem im Bewußtsein des Verfassers Vorrang gebührt. Eine erste kleine Fontane-Biographie habe ich vor nunmehr fast vier Jahrzehnten in der bekannten Rowohlt- Reihe vorgelegt. Sie hat weite Verbreitung gefunden. Ob der Doktorand, der ich damals war, wußte, worauf er sich einließ, vermag ich nicht mehr sicher zu rekonstruieren, immerhin war er vorsichtig genug, der eigentlichen Lebenserzählung ein Kapitel 'Selbstbildnis und Legende' vorzuschalten, von dem er erklärte, der eilige Leser möge es 'getrost überschlagen und es erst dann lesen, wenn das eine oder andere Zitat ihn jener Unsicherheit ausgeliefert (habe), die noch keinem Bewunderer Fontanes erspart geblieben' sei. Mit dem einleitenden Kapitel 'Annäherungen' des vorliegenden Buches, das weiter ausholt, ist es zuletzt ähnlich bestellt. Der 'unsichere Passagier', der sich so gern selbst widersprach, hat unterschiedlichen Deutungen Vorschub geleistet - und solche auch gefunden. Als Künstler hat man ihn gern an den Meistern der Moderne gemessen und gefragt, ob er selbst als Autor die Grenze zur Moderne bereits überschritten habe. Inzwischen ist der Abstand, der uns von Arthur Schnitzler, Gerhart Hauptmann, Thomas Mann zeitlich scheidet, allerdings größer als der, der jene Autoren von Fontane trennte. Helmuth Nürnberger im April 2007 Inhalt 'Geliebte Heimat, Have Leseprobe