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Das global vernetzte Dorf

eBook - Eine Migrationsgeschichte

Erschienen am 17.08.2017, 1. Auflage 2017
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593437132
Sprache: Deutsch
Umfang: 601 S., 28.85 MB
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Format: PDF
DRM: Digitales Wasserzeichen

Beschreibung

Rusiv, ein Dorf in der historischen Region Ostgalizien, gehört heute zur Ukraine. Im 20. Jahrhundert wechselte es mehrmals die staatliche Zugehörigkeit. Über die Jahrzehnte wanderten viele Bewohner nach Kanada aus. Dichte Netzwerke zwischen den Ausgewanderten und den zu Hause Gebliebenen bestimmten das Leben des Dorfes - und waren sogar stark genug, den Eisernen Vorhang zu durchdringen. In der Gegenwart migrieren viele Bewohner nach Südeuropa, sodass bis heute von einem global vernetzten Dorf zu sprechen ist. Der Autor richtet den Blick auf eine Menschengruppe, die meist außen vor bleibt, die Dorfbewohner, und eröffnet so eine neue Sichtweise auf die Geschichte Osteuropas.

Autorenportrait

Matthias Kaltenbrunner, Dr. phil., ist Assistent am Institut für Osteuropäische Geschichte an der Universität Wien.

Leseprobe

VorwortDas vorliegende Buch beruht auf meiner Dissertation, die im Herbst 2015 am Doktoratskolleg (DK) Galizien der Universität Wien angenommen wurde. Als ich im Früjahr 2013 mit meinen Recherchen begann, konnte ich nicht ahnen, wie sehr die Ukraine, für die sich bis dahin außer einigen wenigen Spezialisten kaum jemand interessiert hatte, bald im Zentrum der medialen Aufmerksamkeit stehen - und auch wieder aus den Nachrichten verschwinden - würde. Der Beginn der Majdan-Proteste Ende November 2013 überraschte mich während eines Forschungsaufenthaltes in Kiew. Jeden Abend wurde ich Zeuge der Demonstrationen auf dem "Majdan Nezale¸nosti", auf Deutsch "Platz der Unabhängigkeit", der voller junger Menschen war, spazierte durch die besetzten Gebäude und genoss die Musik, die verschiedenste Gruppen aufführten. Die Stimmung war gelöst und optimistisch, wie auf einem Rock-Festival. Was einige Monate später geschah - das Massaker an Protestierenden auf dem Majdan, die Annexion der Krim durch Russland und der Krieg in der Ostukraine gegen die von Russland unterstützten Separatisten -, war noch kurz zuvor unvorstellbar gewesen.Obwohl die Dörfer im westukrainischen Bezirk Snjatyn, die ich als Fallbeispiele für diese Migrationsstudie ausgewählt hatte, hunderte Kilometer vom Kriegsschauplatz entfernt waren, waren deren Bewohner unmittelbar von diesen Ereignissen betroffen. Bei einer meiner Recherchereisen im Frühjahr 2015 sammelten die Dorfbewohner gerade Geld für einen jungen Mann, genauso alt wie ich, der zur Armee eingezogen worden war und bald an die Front geschickt werden sollte. Ich wusste, dass die ukrainische Armee ihren Soldaten nicht die notwendige Ausrüstung wie schusssichere Westen zur Verfügung stellen konnte, doch in diesem Fall ging es um etwas anderes: Dem Rekruten, der aus einer der ärmsten Familien im Dorf stammte, fehlten Unterwäsche und Socken. Dies war kein Zufall - die sozial Schwächsten hatten weder die Energie, sich vor der Rekrutierung zu drücken, noch das Geld, um jemanden zu bestechen. Ein anderer Dorfbewohner, ein Jahr jünger als ich und zweifacher Vater, erlitt bei Kämpfen im Donbas lebensgefährliche Kopfverletzungen. Er hatte das Glück, in Hamburg behandelt zu werden. Nun ist der ehemalige Bauarbeiter wieder zu Hause und mit nicht einmal dreißig ein Pflegefall. Die Mittel für die teuren Spezialmedikamente, die er benötigt, muss seine Frau selbst aufbringen. Die existentielle Not und das menschliche Leid, mit denen ich konfrontiert wurde, erschütterten mich tief. Ich tat, was ich konnte, um wenigstens einigen wenigen etwas unter die Arme zu greifen, doch mir war bewusst, dass es ein Tropfen auf den heißen Stein war. Die Menschen, mit denen ich während meiner Recherchen zu tun hatte, waren nun auf Jahre dazu verdammt, in einem politisch instabilen Staat in desolaten wirtschaftlichen Verhältnissen zu leben. Die soziale Misere, die schon bei meinen ersten Besuchen im Sommer 2013 offensichtlich gewesen war, hatte sich durch den Krieg stark verschlimmert.Viele der historischen Migrationsprozesse, die ich in diesem Buch analysiere, traten für meine Gesprächspartner in den Dörfern vor dieser dramatischen Situation in der Gegenwart in den Hintergrund. Umso höher ist zu schätzen, dass die meisten Dorfbewohner dennoch bereit waren, mit einem wildfremden Ausländer ihre Familien- und Lebensgeschichte zu teilen und mir Einblick in ihre Privatarchive zu gewähren. In diesem Zusammenhang sind besonders Vasyl' und Motrja Stefanyk in Lemberg zu nennen, die mir den gesamten Briefwechsel ihrer Familie zur Verfügung stellten und mich bei meinen Besuchen herzlich aufnahmen. Zu ganz besonderem Dank bin ich Marija Kosmenko, der Direktorin des Stefanyk-Museums, verpflichtet, die mich bei meinen vier Aufenthalten in Rusiv organisatorisch stets kräftig unterstützte und obendrein köstlich bewirtete. Tagelang war sie mit großer Geduld bemüht, meine nicht enden wollenden Fragen zu beantworten. Großer Dank gebührt auch Myroslav Ony¨?uk aus Prutivka, der nach meinem plötzlichen Auftauchen im Mai 2015 alles liegen und stehen ließ, um mich einige Tage lang bei meinen Recherchen zu begleiten und mir Interviewpartner zu vermitteln. Zudem danke ich zahlreichen weiteren Menschen, die mich in den unterschiedlichen Phasen meiner Recherchen in der Ukraine besonders unterstützten: Ihor Andrijivs'kyj (Putjatynci), Myroslav Bratus' (Lemberg/Obel'ncyja), Vasyl' Charyton (Snjatyn/Ustja), Jevhen Hrycjak und seine Familie (Ustja), Mykola Hujvanjuk (Czernowitz), Volodymyr Karyj (Snjatyn), Ruslana Kirejeva (Snjatyn), Mykola Kundryk (Myhaji), Mykola Mychajlucja (Odessa), Tetjana Pastu¨enko (Kiew), Julian Radevy? (Snjatyn), Oleksij Stefanyk (Rusiv), Oksana Tan?ynec' (P'jadyky), Tetjana Vovk (Snjatyn/Zavallja) und Irena Vynohradnyk (Ivano-Frankivs'k). In den USA und in Kanada danke ich insbesondere Jars Balan (Edmonton), Stella Hryniuk (Winnipeg), Bohdan Jejna (Rochester, NY), Andrij Makuch (Toronto), Myron Momryk (Ottawa), Serhii Plokhy (Har-vard), Larissa Stavroff (Toronto) und Benoit Thériault (Ottawa). Mein aufrichtiger Dank gilt auch allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen (es waren hauptsächlich Frauen) der verschiedenen Archive und Bibliotheken, die ich im Laufe meiner Recherchen benutzte. Gerade in der Ukraine konnte ich nicht selten unbürokratisch mehr Akten bestellen, als eigentlich vorgesehen war, und auch meinen Fotoapparat benutzen, sodass ich durchwegs unter sehr guten Bedingungen arbeiten konnte.Am Ende möchte ich meinem Betreuer Philipp Ther, Professor am Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien, der mich weit über die Dissertation hinaus mit seinen Ideen und kritischen Hinweisen begleitete und mir jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stand, meinen ganz besonderen Dank aussprechen. Dasselbe gilt für meine Zweitbetreuerin Kerstin Susanne Jobst, der ich ebenfalls zahlreiche wertvolle Hinweise verdanke. Großen Dank schulde ich meinem Mentor Frank Sysyn vom "Canadian Institute of Ukrainian Studies" (CIUS). Er unterstützte mein Forschungsprojekt nicht nur während meines Aufenthalts in Toronto, sondern reiste extra zu einem Mentoren- und Mentorinnentreffen des DK Galizien nach Wien. Wesentliche kritische Anmerkungen zu meiner Arbeit verdanke ich Per Anders Rudling (Lund/Singapur), dem ich hier ebenfalls herzlich danken möchte. Zu besonderem Dank bin ich auch Alois Woldan und den übrigen Professorinnen und Professoren des DK Galizien verpflichtet, ebenso meinen Kolleginnen und Kollegen.Last but not least danke ich meiner Freundin Andreea Petruescu und meiner Familie, insbesondere meinem Vater Josef Kaltenbrunner und meinem Onkel Werner Nöstlinger, für das Korrekturlesen und die technische Bearbeitung des Manuskripts. Schließlich danke ich Isabell Trommer und dem Campus-Verlag für die gute Betreuung.Wien, im Mai 2017 1. Einleitung1.1. Problemstellung: Ostgalizische Dörfer im 20. Jahrhundert"Dieses Buch beschreibt die Familie des armen Bauern Kejvan Nykolaj, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Pokutien lebte (Bezirk Snjatyn, Dorf Karliv, später in Prutivka umbenannt). Der Bauer Kejvan hatte fünf Kinder. Der älteste Sohn war bei den Si?-Schützen , kämpfte vor Kiew in der Armee Bolbo?ans , später, nachdem er durch Polen, Österreich und Kanada gewandert war, vor Madrid im Mackenzie-Papineau-Bataillon , er wurde verwundet und kehrte nach Kanada zurück. Der zweite Sohn wurde Bauer im Dorf. Die Tochter [Olena] fuhr nach Kanada, ihr Sohn Nick (Nykolaj) wurde bereits dort geboren und wurde zum Innenminister von Ontario. Die zweite Tochter Marija stellte sich auf die Seite der Bolschewiki und wurde 1945 von den banderivci ermordet. Die dritte Tochter Anna wurde wegen ihres Ehemannes, der bei den banderivci war, nach Ta¨kent [recte Taj¨et, Gebiet Irkutsk] deportiert. Aus meiner Familie waren meine zwei Cousins Froljak bei der SS-Division Galizien , von dort desertierten sie zur Aufstandsarmee UPA und wurden von den Organen des NKVD erschossen." Mit dieser Passage leitete der 1929 geborene Mykola Kejvan aus Prutikva seine Anfang 2015 erschienenen Erinnerungen ein. Diese wenigen Zeilen spiegeln in extrem verdichteter Form die Geschichte einer ukrainischen Bauernfamilie im östlichen Galizien des 20. Jahrhunderts wider. Ostgali-zien, die historische Region, um die es hier geht, machte im Laufe des 20. Jahrhunderts zahlreiche Regimewechsel durch: Bis 1918 stellte dieses Ter-ritorium den östlichen und vorwiegend von Ruthenen (Ukrainern) be-wohnten Teil des sogenannten "Königreichs Galizien und Lodomerien" dar, welches zur österreichischen Reichshälfte der Habsburgermonarchie gehörte. Während des Ersten Weltkriegs wurde Galizien zum Kriegsgebiet zwischen Österreich-Ungarn und dem Russländischen Reich, bevor das Land Schauplatz des nächsten Krieges wurde - eines Bürgerkriegs zwi-schen der polnischen und der ukrainischen Bevölkerung, den die Polen für sich entschieden. In der Zwischenkriegszeit gehörte Ostgalizien daher, umbenannt in "Ost-Kleinpolen" (poln. "Ma?opolska Wschodnia"), zur "Zweiten Republik Polen", bevor es im Herbst 1939 auf Grund des Hitler-Stalin-Paktes der "Ukrainischen Sowjetrepublik" einverleibt wurde. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 befand sich Ostgalizien unter NS-Besatzungsherrschaft. Ein eigener "Distrikt Galizien", der Teil des "Generalgouvernements Polen" war, wurde gebildet. Ab 1944 war Ostgalizien abermals Teil der Ukrainischen Sowjetrepublik; seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 bildet die Region den westlichen Teil der unabhängigen Ukraine. Der Begriff "Westukraine" wird in dieser Arbeit häufig als Synonym für "Ostgalizien" verwendet, umfasst jedoch in einer erweiterten Definition alle Regionen, die erst nach 1944 in die Sowjetukraine eingegliedert wurden - also neben Ostgalizien auch Transkarpatien, die Bukowina und Wolhynien.Kejvans Familiengeschichte war die Geschichte von Bauern. Die historische Erfahrung seiner Familienangehörigen im 20. Jahrhundert war nicht allgemein für Ostgalizien spezifisch, sondern für die ukrainische Landbevölkerung. Dies führt zur Problemstellung dieser Arbeit: Die Menschen, welche die Erfahrung der Kejvans teilten, lebten jedenfalls zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht in Städten oder Kleinstädten, sondern in Dörfern. Noch bevor man stärker ins Detail geht, sind in Kejvans Familiengeschichte zwei Hauptcharakteristika zu identifizieren, welche die Geschichte dieser Landschaft im 20. Jahrhundert wesentlich prägten: einerseits Migrationsprozesse, transatlantische wie kontinentale, und andererseits das weite Spannungsfeld zwischen Kommunismus und Nationalismus, zwischen pro- und antisowjetischer Orientierung, durch das sich einzelne Familienmitglieder in unterschiedlichen zeitlichen und räumlichen Kontexten oft auf diametral entgegengesetzten Seiten des politischen Spektrums wiederfanden. Beide Phänomene sind eng miteinander verknüpft und ziehen sich als Grundproblem durch beinahe jedes Kapitel dieser Arbeit. Um mit den Migrationsprozessen zu beginnen: Seit dem Ende des 19. und verstärkt zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist in Ostgalizien von Massenmigration zu sprechen, die sich zunächst hauptsächlich in die USA, in geringem Umfang auch nach Brasilien richtete. Ab den späten 1890er Jahren entwickelten sich in einigen Regionen intensive Migrationsprozesse nach Kanada, so auch im von mir gewählten Untersuchungsgebiet, das in dieser Arbeit analysiert werden wird. Anders als in den USA handelte es sich in Kanada bei den ersten ukrainischen Migranten um Siedler, die sich auf sogenannten "homesteads" (neu gegründeten landwirtschaftlichen Betrieben) in den Prärieprovinzen niederließen. Nach relativ kurzer Zeit - ab etwa 1905 - dominierten jedoch auch in Kanada Migranten, welche ähnlich wie in den USA einen mehrjährigen Arbeitsaufenthalt und eine anschließende Remigration planten (was freilich nicht immer umgesetzt wurde). Gleichzeitig existierten parallel dazu auch kontinentale Migrationspatterns; vor allem saisonale Arbeit als Landarbeiter oder Bergmann in den Ostgebieten des Deutschen Reiches war weit verbreitet. Der Erste Welt-krieg und der darauf folgende Zerfall der europäischen Imperien in Nationalstaaten, verknüpft mit einer restriktiven Immigrationspolitik der USA - bis 1914 Hauptdestination der ostgalizischen Migranten -, änderten die Situation. Neben einer Remigrationswelle Anfang der 1920er Jahre und einem allgemeinen Rückgang der Migrationsintensität wurden die USA teilweise durch andere Migrationsziele substituiert: Außer südamerikanischen Staaten war es vor allem Kanada, das in den 1920er Jahren, anders als die USA, dank einer relativ liberalen Einwanderungspolitik weiterhin ein attraktives Ziel für Migranten aus der Region blieb. Spätestens im Laufe des Jahres 1930 kamen die Migrationsprozesse in Ostgalizien für beinahe ein Jahrzehnt zum Stillstand: Als Folge der Weltwirtschaftskrise hatten auch die verbleibenden Migrationsdestinationen wie Kanada und Argentinien ihre Grenzen dicht gemacht und eine restriktive Immigrationsgesetzgebung implementiert.In der Zwischenkriegszeit zeichneten sich auch die Grundlinien der politischen Konflikte ab, die während der NS-Besatzung und des Stalinis-mus zum Ausbruch kommen sollten. Eine wesentliche Rolle spielte dabei die Erfahrung des "Polnisch-Ukrainischen Krieges" 1918-1919, als eine junge Generation von nationalbewussten Ukrainern zum ersten Mal mit der Waffe in der Hand für die Schaffung eines ukrainischen Natio-nalstaates in Ostgalizien eingetreten war. Dieses Projekt war zwar rasch gescheitert, aber die Idee eines unabhängigen ukrainischen Staates war seitdem nicht mehr wegzudenken. Zwar dominierten in der Zweiten Republik Polen auch in der Zwischenkriegszeit noch ukrainische Parteien, die innerhalb eines (ab 1926 stark eingeschränkten) parlamentarischen Systems funktionierten, vor allem die agrarsozialistische "Ukrainische Sozialistische Radikale Partei" und die konservativere "Ukrainische Nationaldemokratische Partei", die Tendenz hin zu einer politischen Radikalisierung war jedoch spätestens seit den frühen 1930er Jahren eindeutig. Den einen Pol stellte dabei die Ideologie des integralen ukrainischen Nationalismus dar, wie er durch die 1929 gegründete "Organisation Ukrainischer Nationalisten" (OUN - ukr. "Orhanizacija Ukrajins'kych Nacionalistiv") repräsentiert wurde, die eine radikal nationalistische Linie vertrat und diese auch durch terroristische Anschläge verfolgte. Die OUN ist im Kontext zahlreicher anderer nationalistischer beziehungsweise faschistischer Bewegungen wie der Usta¨a in Kroatien oder der Eisernen Garde in Rumänien zu sehen, die damals in Zentral- und Osteuropa an Einfluss gewannen. Der andere Pol war der Sowjetkommunismus, der in Ostgalizien trotz des Verbots der Kommunistischen Partei jedenfalls bis in die frühen 1930er Jahre eine nicht zu unterschätzende politische Kraft darstellte, aber durch die stalinistischen Säuberungen in den 1930er Jahren geschwächt wurde. Eine prosowjetische Einstellung dominierte auch unter den ukrainischen Migranten in Kanada, die sich als Folge häufig schlechter Arbeitsbedingungen, wiederholter Diskriminierungserfahrungen als Osteuropäer und nicht zuletzt der Weltwirtschaftskrise 1929 gemeinsam mit anderen nationalen Gruppen wie den Finnen scharenweise sozialisti-schen und kommunistischen Organisationen anschlossen. Im Verständnis vieler ukrainischer Kommunisten waren freilich Kommunismus und Na-tionalismus keine Gegensätze, sondern zwei Aspekte eines Problems. Dies wird am eingangs präsentierten Beispiel der Kejvan'schen Familien-geschichte deutlich: Der Onkel war nach dem Ersten Weltkrieg im Rah-men der sogenannten "Si?-Schützen", einer aus österreichisch-ungarischen Kriegsgefangenen im Russländischen Reich gebildeten Formation, für die Schaffung eines ukrainischen Staates in den Krieg gezogen. In den 1930er Jahren kämpfte er als Freiwilliger im Spanischen Bürgerkrieg in den Reihen des kanadischen "Mackenzie-Papineau-Bataillons" auf Seiten der Republikaner gegen Franco. Soziale und nationale Unterdrückung gingen in Ostgalizien nach Auffassung der ukrainischen Bevölkerung Hand in Hand: Die verarmten Bauern waren in der Regel Ukrainer, die Gutsherren Polen. Auf jeden Fall bis zum Jahr 1939 und in Kanada noch weit darüber hinaus wurde die Ukrainische Sowjetrepublik als sozialistischer ukrainischer Nationalstaat wahrgenommen, in dem die ehemals unterdrückten ukrainischen Bauern ihre sozialen wie nationalen Aspirationen realisieren konnten. Die Anziehungskraft der Sowjetukraine wird auch dadurch deutlich, dass es sowohl aus dem zu Polen gehörenden Ostgalizien als auch aus dem fernen Kanada evidente Migrationsprozesse von Ukrainern in die Sowjetukraine gab. Beinahe alle Migranten wurden später Opfer der stalinistischen Säuberungen.Dieses Zusammenspiel von nationalen und sozialen Forderungen, die im Zwischenkriegspolen nicht erfüllt werden konnten, war die Ursache, warum die Einverleibung Ostgaliziens in die Sowjetunion in der Folge des Hitler-Stalin-Paktes vom Großteil der ukrainischen Bevölkerung zunächst positiv aufgenommen wurde. Dies änderte sich jedoch rasch durch die stalinistischen Verfolgungsmaßnahmen sowie die beginnende Kollektivie-rung der Landwirtschaft, die von der überwiegenden Mehrheit der Landbevölkerung abgelehnt wurde. Zum Zeitpunkt des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion im Juni 1941 war die ukrainische Bevölkerung Ostgaliziens daher stark antisowjetisch eingestellt. Dies war, verbunden mit einem traditionellen, militanten Antisemitismus und der Wahrnehmung der Juden als Bolschewiki, eine der Ursachen für die Pogrome des Jahres 1941 und für die Beteiligung an der Shoah generell. Die Bereitschaft der Ukrainer in Ostgalizien, mit dem deutschen Besatzungsregime zusammenzuarbeiten, war grundsätzlich relativ groß, obgleich auch die ukrainische Bevölkerung durch hohe Abgabequoten belastet wurde und zahlreiche Menschen als Zwangsarbeiter ins Deutsche Reich verbracht wurden. Im Jahr 1943 wurde aus Freiwilligen eine aus galizischen Ukrainern bestehende Division der Waffen-SS, die sogenannte "SS-Division Galizien", geschaffen, deren überlebende Soldaten bei Kriegsende in die britische oder US-amerikanische Besatzungszone gelangten. Gemeinsam mit ehemaligen Zwangsarbeitern, die es vorzogen, sich nicht repatriieren zu lassen, und Personen, die gegen Kriegsende mit der sich zurückziehenden Wehrmacht Richtung Westen geflüchtet waren, bildeten diese Menschen die sogenannten "Displaced Persons" (DPs), die nach einigen Jahren in Flüchtlingslagern meist Ende der 1940er Jahre nach Nordamerika oder Australien gingen. Als Folge des Zweiten Weltkriegs kam also abermals eine große Zahl von Ukrainern aus Ostgalizien nach Kanada. Das Verhältnis der DPs zu den ukrainischen Migranten der Zwischenkriegszeit gestaltete sich auf Grund der stark differierenden Erfahrungen denkbar schwierig: Während die erste Gruppe antisowjetisch eingestellt war, hatte letztere ihr positives Bild vom Sowjetsystem, das sie lediglich aus Propagandamedien, nicht jedoch aus eigener Anschauung kannte, unverändert beibehalten und sah in den DPs generell "Faschisten" und "Kollaborateure".Nach der abermaligen Eingliederung Ostgaliziens in die Ukrainische Sowjetrepublik 1944 stellten die OUN und ihr bewaffneter Arm, die "Ukrainische Aufstandsarmee" (UPA - ukr. "Ukrajins'ka Povstans'ka Armija"), eine Kraft dar, die in der Lage war, gegen die Sowjetisierung dieses Territoriums noch jahrelang Widerstand zu leisten. Noch während der NS-Zeit hatte die UPA Massaker an der polnischen Bevölkerung in Ostgalizien und mehr noch in Wolhynien (Gebiete Volyn' und Rivne) verübt. Nach Kriegsende verfolgte die UPA eine Guerilla-Taktik, die in Terror und gezielten Tötungen von Personen, denen Zusammenarbeit mit dem Sowjetregime vorgeworfen wurde, bestand. Vor allem aber leistete die UPA Widerstand gegen die Kollektivierung der Landwirtschaft, die in der Westukraine erst Anfang der 1950er Jahre durchgesetzt wurde. Die Truppen des sowjetischen Geheimdienstes NKVD (Volkskommissariat für innere Angelegenheiten - russ. "Narodnyj komissariat vnutrennich del") antworteten auf diesen Widerstand mit Terrormaßnahmen gegen die ländliche Bevölkerung, die Tötungen, Massenverhaftungen und Deportationen einschlossen. Zahlreiche Westukrainer gelangten als Häftlinge in die sowjetischen Straflager (GULag) oder als sogenannte "Spezialansiedler" in weit entfernte und unwirtliche Regionen der Sowjetunion. Nach der Entstalinisierung entwickelten sich unterschiedliche Migrationsprozesse: Einerseits kehrten zahlreiche Opfer der stalinistischen Zwangsmigrationen in die Dörfer zurück, andererseits wurden viele Westukrainer nun auch in die innersowjetische Arbeitsmigration einbezogen. Nicht wenige Dorfbewohner aus der Westukraine wurden im Sommer saisonal in den Getreideanbaugebieten der Zentral-, Süd- und Ostukraine eingesetzt, während sich andere an der unter Chruschtschow forcierten Neuland-Gewinnungskampagne, im Rahmen derer landwirtschaftliche Flächen in Kasachstan urbar gemacht werden sollten, beteiligten. Da der Lebens-standard in westukrainischen Dörfern vergleichsweise niedrig war, waren solche Arbeitsmöglichkeiten für viele Westukrainer finanziell durchaus attraktiv.Zur selben Zeit, Mitte der 1950er Jahre, konnten auch die durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochenen Kontakte zwischen Migranten in Nordamerika und ihren Angehörigen in der Ukrainischen Sowjetrepublik wieder aufgenommen werden. Die Kontakte beschränkten sich nicht auf Briefe, sondern beinhalteten auch das Versenden von Päckchen (vor allem mit Textilien) in die Sowjetunion, was für viele Dorfbewohner große wirtschaftliche Bedeutung hatte. Auch Erbschaften aus Übersee, welche Sowjetbürgern in der Regel in vollem Umfang ausbezahlt wurden, spielten für nicht wenige Familien in der Westukraine eine nicht zu unter-schätzende wirtschaftliche Rolle. Ende der 1950er Jahre und vornehmlich nach der sogenannten "Jubiläumstour" zum 100. Todestag des ukrai-nischen Nationaldichters Taras ¦ev?enko im Jahr 1961 entwickelte sich auch verstärkt der Tourismus ehemaliger ukrainischer Migranten in die Westukraine. Dies betraf zunächst vor allem Kanada, wo es auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch eine relativ große Gruppe prosowjetischer Migranten gab, die in der Zwischenkriegszeit sozialisiert worden waren. Während in den 1960er Jahren hauptsächlich prosowjetische Migranten als Touristen einreisten, kamen ab den 1970er und besonders in den 1980er Jahren auch immer mehr Touristen, die keinerlei Sympathien für die Sowjetunion hegten und teilweise sogar während des Zweiten Weltkriegs geflohen waren. Schikanen und Reisebeschränkungen blieben aber bis zum Zerfall der Sowjetunion aufrecht. Reisen in die umgekehrte Richtung - Besuche von Sowjetbürgern bei ihren Angehörigen in Nordamerika - waren wesentlich schwieriger. Dennoch gelang es ab den 1960er und zunehmend in den 1970er und 1980er Jahren auch immer mehr Westukrainern, ein Besuchervisum bei ihren Verwandten zu erhalten, allerdings meist einzeln, damit sie auch wieder zurückkehren würden. Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 kam es noch einmal zu einer Intensivierung der Kontakte zwischen Migranten und Dorfbewohnern, bevor die Kontaktintensität in den folgenden Jahren rapide abnahm, da die Migranten-Generation ausstarb. Heute existierende Kontakte werden häufig von Kanadiern oder US-Amerikanern getragen, die ihre ukrainischen Wurzeln entdeckten und daher in die Ukraine reisen.1.2. Methodischer Zugang und Zielsetzung: Mikrogeschichte des global vernetzten DorfesAnders als in früheren Zeiten, als je nach Perspektive entweder von Emigranten oder Immigranten die Rede war, geht es hier um Migranten - um Personen, die einen Ort verlassen und sich in einem anderen permanent oder temporär ansiedeln. Dabei unterscheide ich jedoch nicht zwischen "permanenter" und "temporärer" Migration, sondern zwischen "intendiert permanenter" (= Siedler) und "intendiert temporärer" (= Pendler): So machte es einen großen Unterschied, ob etwa eine Bauernfamilie ihr gesamtes Vermögen veräußerte und sich als "homesteader" in der kanadischen Prärie ansiedelte oder ob ein Familienvater oder ein junger Mann allein nach Kanada fuhr, um Geld zu verdienen und nach einigen Jahren wieder nach Hause zurückzukehren. Auch in letzterem Fall konnte es sein, dass die Person permanent in Kanada blieb, die Intention, die Umstände der Migration und auch die späteren sozialen Beziehungen gestalteten sich jedoch fundamental anders als in ersterem. Zwischen "freiwilliger" Migration und "Zwangsmigration" wird hier methodisch nicht differenziert. Selbstverständlich ist mir bewusst, dass es keineswegs gleichzusetzen ist, ob jemand im Jahr 1928 Kanada aus freien Stücken, vor allem auf Grund wirtschaftlicher Überlegungen, als sein Zielland auswählte oder aber im Jahr 1947 in einen Viehwagon gepfercht und nach Kasachstan deportiert wurde. Thema dieser Arbeit sind jedoch nicht so sehr die Migrationsprozesse selbst und ihre Entstehung (obgleich auch diese Frage behandelt wird), vielmehr geht es um die Interaktionen, die zwischen den einzelnen Migranten, vor allem aber zwischen Migranten und Nicht-Migranten, also denen, die weggefahren waren, und denen, die im Dorf zurückgeblieben waren, stattfanden. Die Summe dieser unterschiedlichen Interaktionen zwischen Individuen bezeichne ich als "Netzwerke", welche im eigentlichen Zentrum meiner Untersuchung stehen. Diese Vernetzung zwischen Migranten und Nicht-Migranten, weit über die Zeit der eigentlichen Mig-rationsprozesse hinaus, entwickelte sich und funktionierte nicht im "luft-leeren Raum", sondern im Rahmen von unterschiedlichen sozialen Ein-heiten: einerseits innerhalb einer Familienökonomie, also einer Kern- oder auch erweiterten Familie, die eine wirtschaftliche Gemeinschaft bildete, und andererseits innerhalb des Dorfes. Um sich dieser Problemstellung adäquat nähern zu können, muss also der Faktor der Dorfgemeinschaft in die Analyse der Netzwerke einbezogen werden. Ein Dorf konstituiert eben nicht nur eine räumliche oder administrative, sondern vor allem auch eine soziale Einheit. Mit anderen Worten: Es bedarf einer Synthese von Migrationsgeschichte und Dorfgeschichte.Die amerikanische Soziologin Peggy Levitt erarbeitete Ende der 1990er Jahre das Konzept des "transnational village", um Dörfer mit hoher Migrationsaktivität untersuchen zu können. In Levitts Fall geht es um die Beziehungsnetzwerke zwischen zwei geografischen Punkten, nämlich zwischen dem Dorf Miraflores in der Dominikanischen Republik und dem Großraum von Boston, Massachusetts, wo die große Mehrheit der Migranten aus Miraflores lebte. Levitt identifiziert vier Hauptcharakteristika, die ein "transnationales Dorf" kennzeichnen:Auch Dorfbewohner, die selbst nicht migrieren, sind Teil des transna-tionalen Dorfes. Da die Migranten nach ihrer Migration weiterhin an der Dorfgemeinschaft partizipieren, übernehmen auch die Nicht-Migranten Werte und Praktiken der Migranten. Das Leben der Nicht-Migranten spielt sich also ebenfalls in einem transnationalen Setting ab.Transnationale Dörfer entstehen und überleben auf Grund von "remittances" - nicht nur mit Hilfe von Geldsendungen, sondern auch von "social remittances". Darunter versteht Levitt "ideas, behaviors, and social capital that flow from receiving to sending communities". Dadurch werde "global culture at the local level" kreiert. Im Dorf würden die traditionellen Geschlechterrollen aufbrechen, neue politische Ideen entwickelt und neue Strategien von Organisation ausprobiert. Ihr Fazit: "Once this process has begun, daily life in the village is changed to such an extent, and migrants and non-migrants often become so dependent on one another, that transnational villages are likely to endure." Ein weiterer Aspekt von transnationalen Dörfern sind politische, religiöse und zivilgesellschaftliche Organisationen, die transnational tätig sind. Dabei können sie verschiedene Ziele verfolgen, die nicht unbedingt transnational sein müssen, etwa Entwicklungsprojekte im Dorf, die von den Migranten finanziert werden, oder Projekte am Ort der Migration.Transnationale Dörfer, so Levitt, seien "studies in contrast". Durch die Migration eines Teils der Bevölkerung würden sich Unterschiede zwischen Generationen, Geschlechtern und der sozialen Position verstärken. Gleichzeitig sei die gegenseitige Abhängigkeit zwischen Migranten und Nicht-Migranten so stark, dass diese Polarisierung nicht zum Zerfall des transnationalen Dorfes führe. So sind Migranten beispielsweise bei der Erziehung ihrer Kinder, die im Dorf zurückgeblieben sind, auf nicht migrierende Verwandte angewiesen, welche wiederum finanziell von den Migranten abhängig sind. Die Anwendung von Levitts Konzept des "transnationalen Dorfes" auf Ostgalizien birgt einige Schwierigkeiten und erfordert zahlreiche Adaptionen. Als Kritik wird in der Diskussion häufig vorgebracht, der Begriff "transnational" an sich sei äußerst problematisch: Er suggeriert, es handle sich um Beziehungen oder Netzwerke, welche eine nationale oder staatliche Ebene überschreiten, wodurch jedoch erst wieder auf Staaten und Nationen rekurriert werde, anstatt diese methodologisch zu überwinden. Zudem weist Levitts Fallbeispiel zwei Eigenschaften auf, die auf ostgalizische Dörfer nicht zutreffen: Die Netzwerke haben nur einen Vektor und funktionieren lediglich zwischen zwei geografischen Punkten - nämlich zwischen Miraflores und Boston -, und der Untersuchungszeitraum umfasst etwa 25 Jahre. Im ostgalizischen Fall haben wir es hingegen nicht nur mit einem viel längeren Untersuchungs-zeitraum von etwa 100 Jahren und wechselnden staatlichen Zugehö-rigkeiten zu tun, sondern auch mit multivektoralen Netzwerken, also mit Interaktionen, die zwischen wesentlich mehr als zwei geografischen Punkten stattfanden. Daher scheint es sinnvoll, nicht von einem "trans-nationalen", sondern von einem "global vernetzten" ostgalizischen be-ziehungsweise westukrainischen Dorf zu sprechen. Dabei wird das Dorf als "Kleinraum" betrachtet, der einen "Ausgangs- und Bezugspunkt für Beziehungen unterschiedlicher Reichweite" darstellt. Dieser Ansatz erlaubt es, die Einbindung des Dorfes in Netzwerke unterschiedlichster Ausrichtung und Intensität zu analysieren. "Global" meint, anders als "transnational", nicht automatisch die Überschreitung von Staats- oder Nationsgrenzen: Unter "globaler Vernetzung" subsumiere ich Netzwerke zwischen Migranten untereinander sowie zwischen Migranten und Nicht-Migranten in divergierenden zeitlichen, politischen oder wirtschaftlichen Umständen. Ob diese zwischenmigrantischen Netzwerke in einem Holzfällercamp im Norden Ontarios im Jahr 1915 funktionierten oder bei saisonalen Erntehelfern im Gebiet Zapori¸¸ja im Jahr 1961, macht wenig Unterschied. Genauso ist es bei Netzwerken zwischen Migranten und Nicht-Migranten: Ich behandle eine kanadische Erbschaft aus dem Jahr 1971, dank der sich Dorfbewohner ein Privatauto leisten konnten, methodisch im selben Rahmen wie eine Remigration von ehemaligen Deportierten aus Kasachastan im Jahr 1969: Es handelt sich in allen Fällen um verschiedene Spielarten von Vernetzung, welche das Leben derer, die in die dörflichen Netzwerke eingebunden waren, wesentlich mitbestimmten. Das Attribut "global" zeigt hier an, dass transatlantische Netzwerke ebenso berücksichtigt werden wie kontinentale innersowjetische. Dies ist für die Konzeption der Arbeit von wesentlicher Bedeutung.

Inhalt

InhaltVorwort71. Einleitung101.1. Problemstellung: Ostgalizische Dörfer im 20. Jahrhundert101.2. Methodischer Zugang und Zielsetzung: Mikrogeschichte desglobal vernetzten Dorfes171.3 Das Fallbeispiel: Ein ukrainisches Dorf vom späten19. Jahrhundert bis zur Gegenwart241.4. Quellenlage261.5. Forschungsstand und Sekundärliteratur431.6. Sprachen, Übersetzung und Transliteration532. Die Dörfer im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert572.1. Geografische Lage, Konfessionen und Sprachen572.2. Herkunftslegenden, Familienverbände und dörfliche Identitäten632.3. Grundbesitz672.4. Materielle Kultur: Eine Durchschnittsfamilie um 1900732.5. Lohnarbeit und regionale Migrationspatterns772.6. Soziale und politische Mobilisierung813. Der Beginn der Massenmigration: "Kolonien" in Kanada913.1. "Migrationsenthusiasten": Visionäre und Agenten913.2. Gehen oder bleiben? Innerfamiliäre Diskussionen983.3. Ökonomische "Push-Faktoren" und dörfliche"Kettenmigration"1024. Die jüdische Bevölkerung und ihre Netzwerke1104.1. Komplementäre Wirtschaftsstruktur und Konfliktlinien1104.2. Alternative Netzwerke: Juden in New York City1165. Das global vernetzte Dorf von der Jahrhundertwende biszum Zweiten Weltkrieg1225.1. Migrationspatterns im Wandel1225.2. Dörfliche Netzwerke in Kanada1505.3. Global vernetzte Familien und Familienökonomien vor dem Zweiten Weltkrieg1855.4. Politische Mobilisierung und Radikalisierung2256. Migration in die junge Sowjetunion2446.1. Eine Alternative zu Kanada2446.2. Exkurs: Eine Kommune im Gebiet Odessa2487. Nationalsozialismus und Stalinismus2747.1. Die erste Sowjetherrschaft2747.2. Die nationalsozialistische Herrschaft2837.3. Weltkrieg, Terror und Partisanenkampf3097.4. Die Repressierten und ihre Netzwerke3407.5. Schwieriges Gedenken3698. Innersowjetische Migrationsprozesse3788.1. Das sowjetische Dorf3788.2. Bildungsmigration und Urbanisierung3858.3. Sowjetische "frontier labourers"3949. Das global vernetzte Dorf in der Sowjetzeit4039.1. Tourismus und "Kulturaustausch"4039.2. Kontakte im Zeichen des Kalten Krieges4509.3. Global vernetzte Familien und Familienökonomien nach dem Zweiten Weltkrieg49010. Ausblick: Das global vernetzte postsowjetische Dorf54511. Conclusio554Quellen- und Literaturverzeichnis564Abkürzungen594Kurzbiografien der wichtigsten Personen596Karten599

Informationen zu E-Books

„E-Book“ steht für digitales Buch. Um diese Art von Büchern lesen zu können wird entweder eine spezielle Software für Computer, Tablets und Smartphones oder ein E-Book Reader benötigt. Da viele verschiedene Formate (Dateien) für E-Books existieren, gilt es dabei, einiges zu beachten.
Von uns werden digitale Bücher in drei Formaten ausgeliefert. Die Formate sind EPUB mit DRM (Digital Rights Management), EPUB ohne DRM und PDF. Bei den Formaten PDF und EPUB ohne DRM müssen Sie lediglich prüfen, ob Ihr E-Book Reader kompatibel ist. Wenn ein Format mit DRM genutzt wird, besteht zusätzlich die Notwendigkeit, dass Sie einen kostenlosen Adobe® Digital Editions Account besitzen. Wenn Sie ein E-Book, das Adobe® Digital Editions benötigt herunterladen, erhalten Sie eine ASCM-Datei, die zu Digital Editions hinzugefügt und mit Ihrem Account verknüpft werden muss. Einige E-Book Reader (zum Beispiel PocketBook Touch) unterstützen auch das direkte Eingeben der Login-Daten des Adobe Accounts – somit können diese ASCM-Dateien direkt auf das betreffende Gerät kopiert werden.
Da E-Books nur für eine begrenzte Zeit – in der Regel 6 Monate – herunterladbar sind, sollten Sie stets eine Sicherheitskopie auf einem Dauerspeicher (Festplatte, USB-Stick oder CD) vorsehen. Auch ist die Menge der Downloads auf maximal 5 begrenzt.