Beschreibung
Präzise schildert der Autor die Grundlegung der religiösen Lebensordnung des jüdischen Volkes unter persischer Oberherrschaft und analysiert die Herausforderungen durch die Herrschaft der hellenistischen Könige und durch die griechische Kultur, die in einem Verbot der jüdischen Religion kulminierten. Dieser bedrohlichen Situation antwortete die jüdische Erhebung, die zu staatlicher Selbständigkeit und Expansion in Palästina führte. Die Kehrseite dieser Erfolge waren dynastische und religiöse Konflikte im Inneren und der Antijudaismus in der griechisch-orientalischen Umwelt. Unter der römischen Herrschaft seit 63 v. Chr. steigerte sich der Widerstand gegen die heidnische Fremdherrschaft zu Aufständen, denen der jüdische Tempelstaat zum Opfer fiel.
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Autorenportrait
Klaus Bringmann lehrte bis zu seiner Emeritierung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität zu Frankfurt a. M. Er war Visiting Member am Institute for Advanced Study in Princeton und ist Mitglied des DAI. Forschungsschwerpunkte: Die Geschichte der römischen Republik und des Hellenismus sowie die Geschichte der Juden in hellenistischer und römischer Zeit. Wichtige neuere Veröffentlichungen: Römische Geschichte. Von den Anfängen bis zur Spätantike, 1995; Geschichte der römischen Republik, 2002; Kaiser Julian, 2004. ISBN3608941215
Leseprobe
Einführung Die Geschichte der Juden nimmt ihren Ausgang von einer doppelten Katastrophe: der Vernichtung der beiden Reiche Israel und Juda in den Jahren 721 und 582 v. Chr. Beide Daten bezeichnen das Ende der Geschichte des alten Israel. Diese reicht von der Einwanderung nomadisierender Hirten nach Palästina in der Zeit vom 14. bis 12. Jahrhundert v. Chr. über die Bildung des Bundes der zwölf hebräischen Stämme, von denen einer, die Judäer, zum ethnischen Kristallisationskern des jüdischen Volkes geworden ist, bis zur Staatsbildung unter Richtern und Königen. Der Entstehungsgrund der Staatsbildung war die Notwendigkeit der Selbstbehauptung gegen die Stadtstaaten der Philister und Kanaanäer in Palästina. Ob am Anfang der israelitischen Staatsbildung die lockere Kooperation der Stämme stand, die ihr kultisches Zentrum in der Verehrung eines gemeinsamen Bundesgottes namens Jahwe fand, ist umstritten: Ihre Vollendung war das in der historischen Erinnerung mit viel Verklärung und Schatten versehene Königtum Davids und Salomos im 10. Jahrhundert. Das von ihnen geschaffene Reich der zwölf Stämme fand seinen Mittelpunkt in der von David eroberten Stadt Jerusalem und dem von Salomo errichteten Ersten Tempel auf dem Berg Zion. Aber unter Salomos Nachfolger zerbrach der Reich der zwölf Stämme in die zwei Teilreiche Israel und Juda. Das Israel genannte Nordreich umfaßte zehn Stämme und mehrere kanaanitische Städte, vor allem in der Jesreelebene; auf dem Boden des Südreichs Juda mit der Hauptstadt Jerusalem siedelte neben den Judäern nur noch der kleine Stamm Benjamin. Während im Nordreich die Kette der Usurpationen nicht abriß und die Dynastien einander ablösten, verblieb das Südreich Juda unter der Herrschaft des Hauses Davids. Die beiden Reiche waren miteinander verfeindet, aber es war nicht diese Feindschaft, die Israel und Juda zum Verhängnis wurde, sondern ihre Stellung zwischen den Großmächten des fruchtbaren Halbmonds: Ägypten im Niltal sowie Assur beziehungsweise Babylon im Zweistromland. In der Zeit zwischen 734/33 und 582 v. Chr. vollzog sich die Katastrophe beider Reiche. Sie begann mit einer Kette von Deportationen und endete in der Vernichtung ihrer Existenz. Zuerst getroffen wurde das Nordreich Israel. In drei Schüben zwischen den Jahren 734/33 und 721 wurde die Elite des Volkes in das nördliche Mesopotamien deportiert und in der Weite des Landes zerstreut. An die Stelle der Verschleppten traten Neusiedler, und die eroberte Hauptstadt Samaria wurde zur Sicherung des Landes mit einer großen assyrischen Militärkolonie belegt. So zerbrach zusammen mit dem Reich Israel die alte ethnische Struktur der zehn Stämme. Auch das Südreich erlitt ein ähnliches Schicksal wie der Norden. Auch es erlebte eine Kette von Deportationen, und im Jahre 582 v. Chr. löschte Nebukadnezar, der König des Neubabylonischen Reiches, seine Existenz aus. Jerusalem und der Tempel des Gottes, der auf dem Berg Zion wohnt, wurden zerstört, die Reste der von den vorausgehenden Deportationen bereits dezimierten Oberschicht, die Königsdynastie, die Priester, der Kriegeradel und die Schmiede, gingen ins babylonische Exil. Aber die Deportierten wurden im Unterschied zu denen des Nordreichs nicht unter den Völkern des fremden Landes zerstreut. Sie bildeten in Babylonien weitgehend autonome Gemeinschaften, und ihr harter Kern hielt an der religiösen Überlieferung als der Grundlage der historischen Erinnerung und der Lebensordnung des Volkes fest und nährte unter dem Einfluß der Propheten die Erwartung einer Rückkehr in das Heilige Land und der Wiedererrichtung des Tempels in Jerusalem als der zentralen Kultstätte ihres Gottes. Im Exil wurden so von einer Minderheit die Grundlagen der künftigen Geschichte der Juden gelegt. Aber die Deportierten bildeten nicht nur die Keimzelle, aus der die Gemeinde des Zweiten Tempels
Inhalt
Vorwort Einführung I Die Grundlegung der religiösen Lebensordnung unter persischer Oberherrschaft (538 332 v. Chr.) - Das Exil - Die Rückkehr nach Jerusalem - Esra und Nehemia - Die Judenschaft außerhalb des jüdischen Tempelstaates II Die Begegnung mit den Griechen (332 163 v.Chr.) - Alexander der Große und die Folgen - Palästina unter ptolemäischer Herrschaft - Die Diaspora im Ptolemäer- und Seleukidenreich - Der jüdische Tempelstaat unter seleukidischer Herrschaft - Der Konflikt zwischen Judentum und Hellenismus: - Von der Reform zur Revolution III Die Hasmonäer - Judas Makkabaios: Der Kampf um jüdische Selbstbehauptung - Der Kampf um Unabhängigkeit und ein größeres Israel - Dynastische Konflikte und Bürgerkriege - Judenfeindschaft und Assimilation in späthellenistischer Zeit IV Die Juden unter römischer Herrschaft (63 v.Chr. 135n.Chr.) - Das Ende der Unabhängigkeit - Experimente römischer Herrschaftsgestaltung (57 37 v. Chr.) - König Herodes (37 4 v. Chr.) - Judäa wird unregierbar - Die Überforderung der römischen Besatzungsmacht - Der Befriedungsversuch des Kaisers Claudius ein Zwischenspiel (41 44 n. Chr.) - Der Weg in die Katastrophe und das Ende des jüdischen Tempelstaates - Die Folgen des Krieges und die letzten großen Aufstände V Neubeginn und neue Herausforderung (135 640 n.Chr.) - Ein Volk ohne Staat: Integration und Selbstbehauptung - Judentum und christliches Imperium - Das Wiederaufleben des Messianismus und das Scheitern der Rückgewinnung Jerusalems VI Bilanz und Ausblick Zeittafel Hinweise zu Quellen und wissenschaftlicher Literatur Bild- und Kartennachweis Personenverzeichnis Ortsverzeichnis
Schlagzeile
Eine einzigartige Gesamtdarstellung des jüdischen Volkes in der Antike