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Pan

Aus Leutnant Thomas Glahns Papieren - Roman, Manesse Bibliothek der Weltliteratur

Erschienen am 16.03.2009
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783717521709
Sprache: Deutsch
Umfang: 250 S.
Format (T/L/B): 1.5 x 15.5 x 9.5 cm
Einband: Leinen

Beschreibung

Ein literarisches Glanzstück des weltbekannten NobelpreisträgersEin Sommer im Nordland: In der spannungsgeladenen Atmosphäre tagheller skandinavischer Nächte verstrickt sich ein sensibler Einzelgänger in ein Netz aus Leidenschaft, Eifersucht und tödlicher Rivalität. Das Meisterwerk des norwegischen Nobelpreisträgers ist eine lyrische Hymne an das Leben im Einklang mit der Natur und zugleich ein packender Roman über die Zerstörungskraft erotischer Anziehung. Der junge Leutnant Glahn zieht sich in eine einsame Waldhütte zurück, um dort fernab von moderner Zivilisation und gesellschaftlichen Zwängen zu leben. Gleich dem mythischen Fruchtbarkeitsgott Pan streift er durch die Wälder des Nordlands, 'frei wie ein Herrscher' und eins mit der Natur. Sein idyllisches Eremitendasein findet jedoch ein jähes Ende, als ihn die Lockungen des Eros ereilen. Die unergründliche Edvarda, Tochter des mächtigen Fjordbarons, wird Glahns schicksalhafte Leidenschaft. So sehr sich beide lieben - der impulsive Glahn und die eigensinnige Edvarda können nicht zueinanderfinden. Als auch noch zwei Rivalen um Edvardas Gunst auf den Plan treten, beginnen Obsession und Eifersucht ihr zerstörerisches Werk.Die vorliegende Neuübersetzung bietet die Gelegenheit, Knut Hamsuns (1859-1952) literarisches Glanzstück wiederzuentdecken. Suggestiv beschwört der Roman die geheimnisvolle Aura der langen Sommernächte im Nordland. Raffiniert in Szene gesetzte Erotik, lyrische Sprache und die subtile Psychologie, mit der die Naturerfahrung des Außenseiters Glahn geschildert wird, machen ihn zu einem Juwel der Fin-de-siècle-Dichtung. - Raffiniert in Szene gesetzte Erotik: ein Sommer voller Begierden und Versagungen

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Manesse Verlag GmbH Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
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DE 81673 München

Autorenportrait

Knut Hamsun (1859-1952), Sohn eines Schneiders und Landpächters, wuchs zweihundert Kilometer nördlich des Polarkreises auf. Ausgedehnte Reisen führten ihn bis nach Amerika und in den Orient, ehe er vor dem Ersten Weltkrieg schließlich in seine Heimat Norwegen zurückkehrte. 1920 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Bei Manesse sind von ihm der Roman «Pan» und der Erzählband «Die Königin von Saba», beide in Neuübersetzung, erschienen.

Leseprobe

In den letzten Tagen dachte und dachte ich an des Nordlandsommers ewigen Tag. Ich sitze hier und denke daran und an eine Hütte, in der ich wohnte, und an den Wald hinter der Hütte, und ich beginne, einiges niederzuschreiben, um mir die Zeit zu vertreiben, zu meinem Vergnügen. Die Zeit zieht sich hin, sie will mir nicht so schnell vergehen, wie ich möchte, obwohl ich keinen Kummer habe, und obwohl ich das fröhlichste Leben führe. Eigentlich bin ich mit allem zufrieden, und meine dreißig Jahre sind kein Alter. Vor einigen Tagen erhielt ich von weit her ein Paar Vogelfedern zugeschickt, von einem Menschen, der sie mir nicht schuldete, aber es waren zwei grüne Federn in einem gekrönten Briefbogen, der mit einer Oblate versiegelt war. Es amüsierte mich nicht wenig, die beiden teuflisch grünen Vogelfedern zu betrachten. Und sonst plagt mich nichts als hin und wieder etwas Gicht in meinem linken Fuß nach einer alten Schusswunde, die seit langem verheilt ist.Ich erinnere mich, dass die Zeit vor zwei Jahren sehr schnell verging, ohne Frage viel schneller als jetzt, ein Sommer war vorbei, ehe ich mich's versah. Es war vor zwei Jahren, 1855, ich will davon schreiben, zu meinem Vergnügen, mir widerfuhr etwas, oder ich träumte es. Jetzt habe ich vieles von dem vergessen, was damals geschah, denn seither habe ich fast nie mehr daran gedacht; aber ich erinnere mich, dass die Nächte sehr hell waren. Vieles kam mir auch so unwirklich vor, das Jahr hatte zwölf Monate, doch die Nacht wurde zum Tag, und nie war am Himmel ein Stern zu sehen. Und die Menschen, denen ich begegnete, waren besonders und von anderer Natur als die Leute, die ich von früher kannte; manchmal genügte eine Nacht, damit sie in ihrer ganzen Herrlichkeit aufblühten, vom Kindhaften zur vollen Reife. Darin lag keine Zauberei, aber ich hatte das nie zuvor erlebt. O nein.In einem großen weißgestrichenen Haus unten am Meer traf ich einen Menschen, der für kurze Zeit meine Gedanken fesselte. Ich denke jetzt nicht mehr immerzu an sie, jetzt nicht mehr, nein, ich habe sie vergessen; doch ich denke an all das andere, an den Schrei der Seevögel, meine Jagden in den Wäldern, meineNächte, die heißen Stunden des Sommers. Es war übrigens reiner Zufall, dass ich sie kennenlernte, und ohne diesen Zufall wäre sie nicht einen Tag in meinen Gedanken gewesen.Von meiner Hütte aus konnte ich einen Wirrwarr von Inseln, Holmen und Schären sehen, ein Stück des Meeres, ein paar bläuliche Bergspitzen, und hinter der Hütte lag der Wald, ein riesiger Wald. Der Duft der Wurzeln und des Laubes, der kräftige Dunst der Kiefern, der an den Geruch von Verwesung erinnert, erfüllten mich mit Freude und Dankbarkeit; erst im Wald kam alles in mir zur Ruhe, meine Seele wurde ausgeglichen und mächtig. Tag um Tag zog ich auf die Anhöhen, Äsop an meiner Seite, und ich verspürte keinen anderen Wunsch, als dort Tag für Tag umherstreifen zu können, obwohl die halbe Gegend noch immer von Schnee und Matsch bedeckt war. Mein einziger Kamerad war Äsop; jetzt habe ich Cora, aber damals hatte ich Äsop, meinen Hund, den ich später erschoss.Wenn ich abends nach der Jagd wieder zur Hütte zurückkehrte, konnte mich ein warmes Gefühl des Daheimseins durchrieseln, ja, mein Inneres in freudige Bewegung versetzen, und ich ging hin und her und plauderte mit Äsop darüber, wie gut wir es doch hatten. "So, jetzt machen wir ein Feuer und braten uns einen Vogel", sagte ich, "was hältst du davon?" Und wenn das alles getan war und wir beide gegessen hatten, kroch Äsop auf seinen Platz hinter der Feuerstelle, während ich die Pfeife anzündete, mich ein Weilchen auf die Pritsche legte und dem toten Rauschen des Waldes lauschte. Ein schwaches Zittern lag in der Luft, der Wind wehte zur Hütte hinab, und ich konnte den Schrei des Auerhahns von weit oben deutlich hören. Sonst war alles still.Und oftmals schlief ich ein, so wie ich dalag, vollständig bekleidet, wie ich stand und ging, und erwachte nicht eher, als bis die Seevögel angefangen hatten zu s Leseprobe

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