Beschreibung
Als Rudolf Hilferding im Jahr 1910 vom "Finanzkapital" sprach, hatte er eine ausgeprägte Machtkonzentration von Bank- und Industriekapital unter Führung des Finanzkapitals vor Augen. Die heutige Rede vom Finanzkapital oder vom Finanzmarkt-Kapitalismus verdichtet sich zumeist mit einer anderen Zeitdiagnose. In deren Zentrum steht nicht der "organisierte Kapitalismus", sondern ein wettbewerbsorientiertes, globalisiertes und krisenanfälliges Wirtschaftssystem, das vielfältige Unsicherheiten und Ungleichheiten produziert.Im Zuge der Finanz-, Schulden- und Eurokrise hat sich diese Diskussion verallgemeinert und zugespitzt. Hiervon zeugen eine ganze Reihe jüngerer Untersuchungen: etwa eine OECD-Studie von 2011 "Divided we stand why inequality keeps rising", ILO-Berichte zu Ungleichheiten in der Arbeitswelt, Publikationen der Europäischen Kommission zu ungleichen Lebenslagen und gesteigerten Armutsrisiken, Thomas Pikettys Analyse der zunehmenden Vermögens- und Einkommenskonzentration oder der jüngste Oxfam-Bericht "An economy for the 1%".Diese Ausgabe von POLITIKUM beleuchtet die Zusammenhänge, die zwischen der Finanzmarktentwicklung, den Krisenprozessen und der sozialen Ungleichheit bestehen. Gibt es strukturelle Ursachen der zunehmenden Ungleichheit? Wie wirken sich die Krise und das Krisenmanagement verteilungspolitisch aus? Wer trägt die Kosten? Gibt es neben den Krisenverlierern auch Krisengewinner? Welche wirtschaftlichen und sozialen Effekte sind mit den politischen Strategien, nicht zuletzt mit der Geldpolitik der EZB oder der Austeritätspolitik, verbunden? Wie könnten politische Alternativen aussehen? Und verändern sich im Verlauf der Krise die politischen Machtverhältnisse und Muster einer wohlfahrtsstaatlich gestützten Legitimation von Herrschaft?
Autorenportrait
Geraldine Danyist Doktorandin in der Abteilung Makroökonomik am Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Makroökonomik, an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.Klaus Dörreist Professor für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie an der Friedrich-Schiller Universität Jena.Dr. Tim Engartnerist Professor für Didaktik der Sozialwissenschaften am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main und Direktor der dortigen Akademie für Bildungsforschung und Lehrerbildung (ABL).Prof. Dr. Marcel Fratzscherleitet seit 1. Februar 2013 das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung und ist Professor für Makroökonomie an der Humboldt-Universität zu Berlin.Prof. Dr. Reint Groppist Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) und Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.Christoph Hermannist Gastdozent und Gastwissenschaftler an der Universität von Kalifornien, Berkeley.Balasundaram Krisanthanist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Didaktik der Sozialwissenschaften am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt/M.Frank Nullmeierist Professor für Politikwissenschaft am SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen.Hans Rackwitzist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie, Arbeitsbereich für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie, an der Friedrich-Schiller Universität Jena.Laura Seelkopfist wissenschaftliche Mitarbeiterin am SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen.Dr. Silke Toberist Leiterin des Referats Geldpolitik am Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in Düsseldorf.Prof. Dr. Michael Wohlgemuthist Direktor der Denkmanufaktur Open Europe Berlin gGmbH und Professor für politische Ökonomie an der Universität Witten/Herdecke.
Inhalt
Das FinanzkapitalKlaus Dörre/Hans Rackwitz: Finanzmarkt-Kapitalismus.Entstehung, Dynamik, KrisenpotentialeGeraldine Dany/Reint Gropp: Deutschland, ein Krisengewinner?!Wie der deutsche Staatshaushalt von der Griechenlandkrise profitiertChristoph Hermann: Löst der Markt alle Probleme?Arbeits- und verteilungspolitische Implikationen der Austeritäts- und StrukturpolitikLaura Seelkopf/Frank Nullmeier: Sozialpolitik und Legitimation in Zeiten ökonomischer KrisenWege in die Ungleichheit - und wieder heraus?Interview mit Marcel Fratzscher (Leiter des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und wirtschaftspolitischer Berater der Bundesregierung)Pro&ContraSilke Tober: Die Europäische Zentralbank tut gut daran, die Inflation schnellstmöglich zu erhöhenMichael Wohlgemuth: Die EZB in der SackgasseForumBalasundaram Krisanthan/Tim Engartner: Der politische Kern in der politisch-ökonomischen BildungBuchbesprechungen und Lesetipps zum Thema
Informationen zu E-Books
„E-Book“ steht für digitales Buch. Um diese Art von Büchern lesen zu können wird entweder eine spezielle Software für Computer, Tablets und Smartphones oder ein E-Book Reader benötigt. Da viele verschiedene Formate (Dateien) für E-Books existieren, gilt es dabei, einiges zu beachten.
Von uns werden digitale Bücher in drei Formaten ausgeliefert. Die Formate sind EPUB mit DRM (Digital Rights Management), EPUB ohne DRM und PDF. Bei den Formaten PDF und EPUB ohne DRM müssen Sie lediglich prüfen, ob Ihr E-Book Reader kompatibel ist. Wenn ein Format mit DRM genutzt wird, besteht zusätzlich die Notwendigkeit, dass Sie einen kostenlosen Adobe® Digital Editions Account besitzen. Wenn Sie ein E-Book, das Adobe® Digital Editions benötigt herunterladen, erhalten Sie eine ASCM-Datei, die zu Digital Editions hinzugefügt und mit Ihrem Account verknüpft werden muss. Einige E-Book Reader (zum Beispiel PocketBook Touch) unterstützen auch das direkte Eingeben der Login-Daten des Adobe Accounts – somit können diese ASCM-Dateien direkt auf das betreffende Gerät kopiert werden.
Da E-Books nur für eine begrenzte Zeit – in der Regel 6 Monate – herunterladbar sind, sollten Sie stets eine Sicherheitskopie auf einem Dauerspeicher (Festplatte, USB-Stick oder CD) vorsehen. Auch ist die Menge der Downloads auf maximal 5 begrenzt.