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Mit dem Kopf im Himmel und den Füßen auf dem Boden

Texte eines Universalkünstlers, Autor:innenreihe 5

Erschienen am 20.09.2021, 1. Auflage 2021
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783737411752
Sprache: Deutsch
Umfang: 360 S., 40 s/w Illustr.
Format (T/L/B): 3.2 x 20 x 12.5 cm
Lesealter: 15-99 J.
Einband: Englische Broschur

Beschreibung

Im Mittelpunkt dieser Werkauswahl stehen die Erzählungen, Märchen und beiden Romane des romantischen Universalkünstlers Hoffmann. Der Musiker und Komponist ist auch in etlichen seiner Werke präsent. Ein prägendes Charakteristikum seiner Texte ist der nahtlose Übergang vom prosaischen Alltag hin zum Fantastischen. Seine Helden schweben nie nur in poetisch-magischen Räumen, stehen vielmehr auch im wirklichen Leben. Im Mittelpunkt vieler seiner Werke stehen oft idealistische Künstler, die am Alltag, an Nichtanerkennung und unerfüllter Liebe scheitern und dem Wahnsinn verfallen. Komik, Ironie, Groteske aber auch schauerliches Grauen bietet der Autor seinen Lesern, denen er zudem seine Auseinandersetzungen mit der zeitgenössischen Medizin und den Naturwissenschaften zumutet. Dieses Lesebuch bietet einen chronologischen Querschnitt durch das fantastische Prosawerk E.T.A. Hoffmanns und mit den ausgewählten Abbildungen wird auch der bedeutende Karikaturist gewürdigt.

Autorenportrait

E. T. A. Hoffmann (1776-1822), geboren in Königsberg/Preußen, arbeitete nach seinem Studium als Jurist in Glogau, Berlin und Warschau. 1808 Musikdirektor und Musikkritiker in Bamberg, Leipzig und Dresden. Seit 1814 Rückkehr in den Staatsdienst, ab 1816 als Richter tätig am Berliner Kammergericht. Parallel zu seiner Berufstätigkeit war er auch als Opernkomponist erfolgreich und entwickelte sich seit 1814 zum renommierten Schriftsteller mit Erzählungen und Romanen, die zur Weltliteratur zählen. Er starb nach schwerer Erkrankung 1822 in Berlin.

Leseprobe

Angeregt von Cervantes exemplarischer Novelle Gespräch zwischen Scipio und Berganza, zwey Hunden im Hospital zur Auferstehung in Valladolid schrieb Hoffmann 1813 seine Erzählung Nachricht von den neuesten Schicksalen des Hundes Berganza, der 1814 im zweiten Band seiner Fantasiestücke in Callots Manier erschien. Auch diese Erzählung enthält Bamberger Reminiszenzen, die einer Art Abrechnung oder Wutfantasie gleichen, insbesondere in der Darstellung der persönlichen und gesellschaftlichen Lebensverhältnisse. Als Hoffmann das Manuskript seinem Bamberger Verleger C. F. Kunz übergab, fand dieser, dass Hoffmann die auf Bamberg und seine Bewohner bezüglichen Stellen doppelt gewürzt hatte. Kunz, der ja im Gegensatz zu Hoffmann weiter in Bamberg lebte, nötigte seinen Autor Hoffmann, die schärfsten Anspielungen zu streichen und so verfasste dieser eine gemilderte Fassung. Nach Hoffmanns Tod druckte Kunz 1836 in seinen Erinnerungen aus meinem Leben einige Fragmente aus der später verloren gegangenen Urfassung, den unser Text hier folgt. B e r g a n z a BERGANZA. Hätt ich denn mit meinem treuen Gemüth für alles Gute und Wahre, mit meiner tiefen Verachtung alles Oberflächlichen, allem Heiligen entarteten Weltsinnes, der die Menschen jetzt mehrentheils befängt, all die köstlichen Erfahrungen, einen Schatz sogenannter Lebensphilosophie, sammeln können, träte ich auf in stattlicher Menschengestalt? - Dank Dir Teufel! der du das Hexenöl unwirksam auf meinem Rücken braten ließest! Nun liege ich unbeachtet als Hund unter dem Ofen, und Eure innerste Natur, Ihr Menschlein, die Ihr ohne Scham und Scheu vor mir entblößt, durchschaue ich mit dem Hohn, mit dem tiefsten Spott, den Eure ekle leere Aufgedunsenheit verdient. - Du willst etwas sagen? - Schweige diesesmal und höre weiter. - Cäcilia wurde von der Mutter und von all´ den wunderlichen Gesichtern, die in das Haus kamen, mit vollen Backen gelobt und gepriesen; die Mutter sprach vorzüglich von dem ganz eignen Wesen, von dem tiefen Kunstgefühl und behandelte sie feierlich, wie die zur Kunst geweihte. Die ganze Tendenz von Cäciliens Unterricht und ihrer Beschäftigung ging darauf hin, sie zur Künstlerin, wie es nur eine geben kann, zu bilden. Das gefiel mir gar wohl, denn ich merkte ja deutlich, wie in Cäciliens kindlichem, herrlichem Gemüthe die Kunst den heiligen Funken entzündet hatte, und ich dachte lebhaft an jene schönere Zeit, wo die Berufenen aus dem gemeinen Leben und seinen niederdrückenden Umgebungen hinaustraten in den höhern Lichtkreis, den die Natur ihnen angewiesen hatte. Die Mutter gewann ich schon deshalb lieb, weil, wenn manche Aeußerungen über Kunst und Künstlerleben mich oft auch eiskalt anwehten, doch dies Anerkennen und Hegen und Pflegen des wahren Kunsttriebes mir schon der höchsten Achtung werth schien[.] So wie Du es dir denken kannst, mein Freund, befand ich mich ganz wohl im Hause, und da die Mutter einen gewissen Hang zum Sonderbaren nicht unterdrücken konnte, sei es auch nur der Ostentation wegen, so wurde ich nebenher auch von ihr mit mancher freundschaftlichen Aeußerung des Wohlwollens beehrt. Um so auffallender war es mir daher, als einmal Cäcilia, die Abends wunderschön, so recht aus dem Herzen gesungen hatte, weinend in ihr Zimmer trat. Ich sprang ihr entgegen, da faßte sie mich mit beiden Hände beim Kopfe, und indem sie mich mit ihrem hellen, freundlichen Auge, in dem noch eine Thräne glänzte, anblickte, sagte sie: Ach, ach! - Sie verstehen mich nicht - Keiner - die Mutter auch nicht! - Darf ich denn mit dir reden, du guter Hund, recht so wie ichs meine im Herzen? Ach! ich kann es ja doch nicht aussprechen - und könnt ich es auch, du würdest mir ja doch nicht antworten; aber auch nicht wehe thun. ICH. Das Mädchen wird mir immer interessanter.

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