Beschreibung
Grigori Perelman ist gelandet. Von seinem ehemaligen Professor und freundschaftlichen Förderer Sergej mit dem Fallschirm über dem Stadttheater abgesetzt, hat der berühmteste Mathematiker der Welt das Schauspiel gewaltsam unter seine Kontrolle gebracht und hält die Zuschauer als Geiseln gefangen. Niemand soll entkommen, wenn die Dynamitladungen den Kulturbunker in ein Massengrab verwandeln. Weltekel bestimmt das Handeln des spleenigen Rechengenies bei der Suche nach der Weltformel, die Regie führt in diesem Endzeittheater aber längst der Tod.Thomas Herget hat mit "Revolverfressen" ein Monster geschaffen, einen Monolog, der als vielstimmig-fröstelndes Kammerspiel die mannigfach-düsteren Zeitebenen durchschreitet, auf denen die irregeleitete Hauptfigur in selbstsezierender Weise die Dekadenz des Kulturbetriebs und der in ihm Handelnden ad absurdum führt. Perelman geriert sich in diesem Theater im Theater nur vordergründig als ein von Katharsis durchdrungener Weltenretter, nachdrücklicher wütet er als inkarnierter Schlächter seiner selbst. Bevor in diesem Traumspiel der letzte Vorhang gefallen ist, schält sich hinter der Maske des genialen Berserkers langsam die kranke Seele eines gebrochenen Schauspielers heraus, der den letzten Akt als Rachefeldzug für eine apodiktische Privatvorstellung nutzt.
Autorenportrait
Thomas Herget:Thomas Herget wurde 1964 in Frankfurt am Main geboren. Neben seinem Studium in Darmstadt schrieb er als Autor für Zeitungen und Zeitschriften im deutschsprachigen Raum. Er publizierte in den Bereichen Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft unter anderem für taz, Frankfurter Rundschau und verschiedene Magazine. Außerdem schrieb er Film- und Theaterrezensionen, etwa für die Passauer Neue Presse und Junge Welt. Nach literarischen Förderpreisen und Stipendien in den Achtziger- und Neunzigerjahren widmete er sich anschließend ausnahmslos dem Journalismus.
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