Beschreibung
Richard Avedon gehörte zu den einflussreichsten Modefotografen des 20. Jahrhunderts. Gleichzeitig verstand er sich als freier Künstler und widmete sich der Porträtfotografie. Zwischen 1969 und 1971 schuf er monumentale Wandbilder mit Porträts, in denen sich die politischen und sozialen Veränderungen in den USA widerspiegeln. Eine Auswahl dieser Wandbilder und viele seiner Aufnahmen von bekannten Persönlichkeiten wie Marilyn Monroe und Bob Dylan sind im Museum Brandhorst in München zu sehen. Der Hirmer Katalog präsentiert die Fotografien in einem eindrucksvollen Katalog. Avedons Wandbild 'Andy Warhol and members of The Factory' Die Protagonisten stehen frontal in kleinen Gruppen vor dem Fotografen. Einige der männlichen Modelle sind nackt, die Kleider liegen wie zufällig auf dem Boden verstreut. Mit ernsten Gesichtern blicken sie den Betrachter beinahe herausfordernd an. Andy Warhol steht wie unbeteiligt am äußeren Rand der Reihe. Mit dem überlebensgroßen Triptychon gelang Richard Avedon ein Meisterwerk der Porträtfotografie. Zum einen setzte er den Mitgliedern der berüchtigten Factory, den Schauspielern und Regisseuren aus dem Umfeld Andy Warhols, ein Denkmal. Sie galten Ende der 1960er-Jahre als Vorreiter für die sexuelle Revolution in den USA. Zum anderen eröffnete er mit der mehr als drei Meter hohen Schwarz-Weiß-Komposition neue Dimensionen in der Porträtfotografie. Avedon schuf 'ein Werk von einer ästhetischen Radikalität, die die Anliegen und Ambitionen der Porträtierten und des Produzenten auf vollkommene Weise widerspiegelte' - so heißt es im Katalog des Hirmer Verlags dazu. Modefotograf und freier Künstler Richard Avedon (1923-2004) hat sich jedoch nicht nur als Porträtfotograf einen Namen gemacht. Bereits in den 1940er-Jahren arbeitete er als Modefotograf. Dabei verstand er es wie kaum ein anderer, die Models wirkungsvoll in Szene zu setzen. Zu seinen Auftraggebern gehörten nach kurzer Zeit renommierte Modemagazine wie Harper's Bazaar und Vogue. Sein Gespür für bestimmte Situationen und Auftritte, für Stil und Eleganz, Schönheit und Jugend machten ihn über die Modebranche hinaus bekannt. Neben seiner Tätigkeit als Modefotograf versuchte er sich bald auch als freier Künstler. In den 1950er-Jahren porträtierte er unter anderem bekannte Künstler, Filmregisseure, Schauspieler und Politiker. Seine Aufnahmen von Charles Chaplin, Humphrey Bogart und Marilyn Monroe gelten bis heute als legendär. Später wandte sich Avedon zunehmend politischen Themen zu. Er fotografierte auch Menschen am Rande der Gesellschaft, die nichts mit dem Glamour und der künstlichen Welt der Mode zu tun haben: Landstreicher, psychisch Kranke und Kriegsopfer. Der Katalog 'Wandbilder und Porträts' Auch die Wandbilder Avedons - darunter das bereits erwähnte Andy Warhol and members of The Factory und The Mission Council - zeigen ihn als politischen Künstler mit klarer Botschaft. Sie stehen im Zentrum des Katalogs und gelten als Höhepunkte seines Gesamtwerks. Gleichzeitig handelt es sich dabei um Schlüsselwerke der zeitgenössischen Porträtkunst. Die Abbildungen der Wandbilder im Katalog bestechen nicht zuletzt durch ihre Größe. Sie lassen sich bis zu zweimal aufklappen, sodass zum Teil ein fast 130 Zentimeter breites Panoramabild vor dem Betrachter liegt. 75 weitere Werke Richard Avedons flankieren die Wandbilder und verdeutlichen die unterschiedlichen Aspekte seines Schaffens. Ausführliche Essays ergänzen die hochwertigen Aufnahmen, erläutern deren Entstehung und Bedeutung und stellen sie in den Kontext seines Gesamtwerks. Der Katalog schlägt einen Bogen von den Porträts bekannter Persönlichkeiten aus den 1950er-Jahren bis zu den Aufnahmen von einfachen Leuten aus der Serie "In the American West", die um 1980 entstand. Diese Bandbreite an Fotografien lässt einen begabten, anspruchsvollen und besonders empathischen Künstler erkennen.
Autorenportrait
Armin Zweite studierte Literaturwissenschaft, Geschichte, Philosophie und Kunstgeschichte in Kiel, Tübingen, Göttingen, Brüssel und Berkeley. Nach verschiedenen kuratorischen Tätigkeiten leitete er als Direktor von 1974 bis 1990 die Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, bis 2007 die Kunstsammlungen Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, und bis 2013 das Museum Brandhorst in München. Seine zahlreichen Publikationen und Ausstellungen widmen sich der Kunst des 16., 19. und 20. Jahrhunderts.