Beschreibung
Recht und Gerechtigkeit haben ein Element der Strenge. Das macht sie dilemmatisch. Die Milde, die gut und richtig erscheint, wenn man allein den einzelnen Fall in den Blick nimmt, kann als unverträglich mit der Funktion des Rechts erscheinen, wenn man über den Einzelfall hinausgehende Konsequenzen berücksichtigt. Das daraus resultierende Dilemma ist ein ewiger Gegenstand des Nachdenkens über Recht und Gerechtigkeit. Über die Jahrhunderte ist es in den unterschiedlichsten Formen thematisiert worden. Dichter haben es in Dramen verarbeitet, Philosophen und Juristen haben es unter anderem als Problem des Verhältnisses von Recht und Billigkeit behandelt, und Theologen als Problem des Verhältnisses von Gerechtigkeit und Nächstenliebe. Ist dem Dilemma des Rechts zu entkommen? Lässt es sich entschärfen? Wie hängt es mit der Regelhaftigkeit des Rechts zusammen? Warum ist unser heutiges Recht viel weniger hart, als das Recht früherer Epochen? Blutrache, grausame Körperstrafen, Folter, Sippenhaft, Schuldknechtschaft, all das sieht unser Recht nicht mehr vor. Was hat den Fortschritt zu größerer Milde ermöglicht? War es nur ein Fortschritt der Ideen? Oder sind wir heute einfach klüger als unsere Vorfahren? Ist tatsächlich jeder Schritt zu größerer Milde ein Fortschritt? Kann es Rückschritte geben? Um diese Fragen geht es im vorliegenden Band der Jacob Burckhardt-Gespräche auf Castelen.
Autorenportrait
Gertrude Lübbe-Wolff, geb. 1953, lehrt Öffentliches Recht und Grundlagenfächer des Rechts an der Universität Bielefeld. Von 1988 bis 1992 leitete sie das Umweltamt der Stadt Bielefeld, von 2002 bis 2014 war sie Richterin des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe.
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