Beschreibung
Ein Blick in die europäische Peripherie, um am Beispiel Estlands Fragen des kulturellen Zusammenlebens zu reflektieren. Wenig wird in deutschen Medien, Schul- und Sachbüchern über Estlands Geschichte und Gegenwart vermittelt. Dabei war dieses kleine Land im äußersten Nordosten Europas 700 Jahre lang Schauplatz deutscher (Kolonial-)Geschichte. Estland steht heute, nach fast 50 Jahren unter sowjetischer Herrschaft, als souveräner Staat und Mitglied der Europäischen Union vor kulturellen und politischen Herausforderungen, die Europa insgesamt betreffen und dort in nuce verhandelt werden. Hier stellen sich Fragen nach dem Mit- und Gegeneinander der Sprachen und Kulturen, nach deren Konkurrenzen, Asymmetrien und Überlagerungen, die einerseits Ausdruck von Herrschaft und Machtausübung sind, andererseits von produktiven Adaptationen und Übersetzungsvorgängen zeugen. Der Band befasst sich mit den sich palimpsesthaft überlagernden, bestreitenden und durchdringenden Kulturen Estlands in Literatur, Alltagskultur, Film und so weiter. Angesichts weltpolitischer Spannungen, die eine kulturelle und politische Stabilität im Baltikum in Bedrängnis bringen, bemüht sich der Band um eine möglichst unaufgeregte Haltung und um unterschiedliche Perspektiven. Mit Beiträgen u.a. von Karsten Brüggemann, Ljubov Kisseljova, Terje Loogus, Heinrich Detering, Liina Lukas und Ruth Florack.