Beschreibung
Weihnachtszeit in Deutschland. Die Berliner Verlagsberaterin Belinda befindet sich gefühlsmäßig in einem tiefen Wellental. Sie ist frisch geschieden, ihre gerade volljährig gewordenen Zwillingstöchter sind in die USA gezogen, und auch ihren 50. Geburtstag musste Belinda ganz allein 'feiern'. So kommt ihr die Einladung ihrer Freundin Birgit, die Weihnachtstage bei ihr auf Sylt zu verbringen, gerade recht. Doch kaum ist Belinda auf der Insel eingetroffen, will Birgit über die Feiertage doch lieber zu ihrer Tochter nach Hamburg fahren. Aber da ist ja noch Ulf, der etwa gleichaltrige Hamburger, der ihre gemeinsame Zugfahrt so kurzweilig gestaltet und ihr ein Wiedersehen versprochen hat. Allein der Gedanke an ihn lässt Belindas Gefühlswellen aufsteigen. Doch dann die nächste Überraschung Eine romantische Weihnachtsgeschichte mit echt norddeutschem Charme.
Autorenportrait
Der in Berlin lebende, in Altluneberg bei Bremerhaven geborene Karl Hemeyer arbeitet seit 1993 als freiberuflicher Berater und Coach und schreibt nach dem Besuch einiger schreibtechnisch orientierter Workshops sowie einem mehrmonatigen Einsatz in einer großen Hollywood-Produktion auch Drehbücher, spielt in Filmen und TV und begeistert mit humorvollen Moderationen, Reden und Vorträgen.
Leseprobe
Belinda sitzt an der Theke eines Cafés und ist etwas überrascht, denn Birgit hat angerufen und ihr mitgeteilt, dass sie nun doch nicht, wie eigentlich abgesprochen, die Feiertage über auf Sylt sein werde, sondern bis zum Neujahrstag zu ihrer Tochter nach Hamburg reise. "Tja, dann bist du wohl allein hier auf der Insel", be-greift Belinda. Sie bestellt sich zu ihrem Kaffee einen Schlehenbrand und trinkt ihn mit einem Schluck aus. Dann zahlt sie ihre Rechnung, verlässt das Café und bummelt wieder durch die nun langsam im weihnachtlichen Lichterglanz erstrahlenden Straßen, geht dann zum Bahnhof und informiert sich über die Abfahrtszeiten von Zügen nach Berlin. "Aber da hängst du auch alleine rum", sagt sie sich, geht dann in ihr Appartement und ruft nacheinander ihre Töchter an.Donna und Ulf kommen nach ihrem Kaffeetrinken gut gelaunt in die Suite zurück, in der sie als erstes das Licht einschalten. Auf dem Sofa im Wohnzimmer liegt Amy und wird durch das plötzliche, helle Licht geweckt. "Hey, was soll der Scheiß?", äußert sie ihren Unmut.Ulf setzt sich zu ihr auf das Sofa. "Na, na, na. Spricht so eine Dame?" Auch Donna setzt sich zu Amy. "Komm Schatz, jetzt mach dich frisch. In einer Stunde gehen wir essen.""Ich bin frisch, ich war schwimmen und in der Sauna", antwortet Amy, sich die Augen reibend und schlurft in ihren viel zu großen Hotelhausschuhen davon, während Donna zu Ulf sieht und erklärt: "Ist n schwieriges Alter. Neunzehn.""Hat sie nen Freund?", fragt Ulf. "Mal so, mal so. Ich blick da nicht so genau durch. Mal ist einer angesagt, dann wieder nicht. Als nächstes schwärmt sie dann für einen Fußballer oder Schauspieler. Ich glaube, sie ist einfach noch nicht so weit", analysiert Donna die momentane Liebessituation von Amy. "Und bei dir?", will Ulf wissen. "Nichts Neues, alles beim Alten", antwortet Donna, gibt Ulf einen Kuss und verschwindet in ihrem Schlafzimmer.Belinda hat sich nach den Telefonaten mit ihren Töchtern etwas hingelegt, dann frisch gemacht und sich über ihren dicken Pullover noch eine warme Strickjacke gezogen. Anschließend hat sie die Daunenjacke und die dicke Strickmütze angelegt und ist in die Stadt gegangen. Jetzt steht sie bei Gosch, unterhält sich mit einigen Leuten, trinkt Weißwein und isst schon ihre dritte Fischsuppe. "Da hätten Sie ja gleich eine ganze Terrine ordern können", bemerkt ein Mann mit deutlich schwäbischem Dialekt. "Nein, so nach und nach ists besser. Die ist dann wenigstens immer noch richtig heiß", begründet Belinda ihre Entscheidung und fragt in die Runde: "Trinken Sie noch einen Wein mit mir?" Der Schwabe schaut zu seiner Frau. Als die nickt, nickt auch er und Belinda bestellt eine Flasche Weißwein. Dann erfährt sie von den Schwaben, dass die jedes Jahr sowohl ihren Sommerurlaub als auch die Tage über Weihnachten und Neujahr auf Sylt verbringen. "Wissen Sie, entweder man mag die Insel oder nicht. Da gibt es keine zwei Meinungen", erklärt nun die Frau des Schwaben. Belinda nickt zwar, aber das ist kein Zeichen von Zustimmung. Sie hat sich noch nicht entschieden, ob sie die Insel mag oder nicht.Ein weiteres Pärchen stellt sich zu ihnen an den Tisch. "Wir sind aus Köln", erfährt die kleine Gruppe und trinkt weiter ihren Wein. Als noch ein Pärchen, diesmal aus Hamburg, an den Tisch tritt, hat Belinda das Gefühl, der einzige Mensch zu sein, der allein auf die Insel gereist ist. Sie bezahlt ihre Rechnung, verabschiedet sich von den anderen Gästen und geht durch die Friedrichstraße in Richtung Nordsee. Dort stellt sie sich an eine Mauer und legt nach vorn gebeugt ihre Ellenbogen auf die roten, oben abgerundeten Steine. Minutenlang atmet sie tief durch und schaut auf die heute nach dem herrlichen Sonnentag nicht ganz so stürmische See. Schließlich...
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