Beschreibung
Gegen Vergessen: Die Forderung "Sachór - Gedenke!" wird in der hebräischen Bibel rund 250 mal formuliert, nicht selten bezüglich dessen, was dem jüdischen Volk an Unrecht und Verfolgung widerfuhr, besonders markant in 5 Mose 25, 17-19: "Gedenke, was dir Amalek1 angetan., vergiss (es) nicht!" Diese Verse werden am Schabbat vor Purim gelesen, am 'Schabbát Sachór'.2 Gedenken und nicht zu vergessen wird also geradezu dekretiert und bezieht sich nicht nur auf das Volk Israel, sondern auch auf den jüdischen G'tt selbst. Das Gegenteil von Gedenken ist Vergessen, die Aufforderung, nicht zu vergessen kommt in der Bibel etwa 100 mal vor, und nicht selten wird das Gebot des Gedenkens mit der Mahnung und Warnung verschärft, keinesfalls zu vergessen (vgl. dazu hier S. 197 ff.). Gegen Vergessen: Beide 'Mitzwot' d.h. Weisungen und Pflichten, waren nun in der Tat für das jüdische Volk von ungeheurer Bedeutung, und es lässt sich sehr wohl behaupten, dass man nicht zuletzt vor allem durch diese Weisungen erst verstehen kann, wie ein Volk unter den denkbar schlechtesten Bedingungen über Jahrhunderte nicht nur überleben, sondern dabei sogar seine Identität bewahren konnte. Dies war freilich kein simpler Selbstzweck, sondern notwendige Voraussetzung dafür, G'ttes Weisungen zu befolgen und dadurch ein 'Licht für die Völker' zu sein, d.h. die Welt menschlicher machen zu helfen.
Autorenportrait
Prof. u. Hon. Prof. Dr. Drs. h.c. Erhard Roy Wiehn, M.A. Prof. (em.) Fachbereich Geschichte u. Soziologie der Universität Konstanz; Veröffentlichungen vor allem zur Schoáh & Judaica: https://de.wikipedia.org/wiki/Erhard_Roy_Wiehn www.unikonstanz.de/soziologie/judaica