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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783868275223
Sprache: Deutsch
Umfang: 619 S.
Format (T/L/B): 4.3 x 18.8 x 12.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Als Luisa Ende des 19. Jahrhunderts aus dem deutschen Kaiserreich in die Vereinigten Staaten emi-griert, ahnt sie nicht, dass sie damit einen Strom von Ereignissen in Gang setzt, der selbst ihre Urenkelin Suzanne noch beeinflussen wird. Ein mitreißender Generationenroman!

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Hersteller:
Francke-Buch GmbH
Stefan Jäger
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Am Schwanhof 19
DE 35037 Marburg

Autorenportrait

Lynn Austin ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt am Lake Michigan. Ihre zahlreichen Romane sind allesamt Bestseller und mit unzähligen Preisen ausgezeichnet worden. In Deutschland gilt sie als die beliebteste christliche Romanautorin.

Leseprobe

Kapitel 1 Deutschland, im Rheintal, 1894 Zunächst war alles wie an jedem anderen Weihnachtsfest gewesen. Gelächter war aus Vaters Bauernhaus gedrungen, zusammen mit dem Duft nach gebratener Gans und Apfelkuchen. Ich war zu Hause und verbrachte das Weihnachtsfest bei meiner Familie, nachdem ich vor nur vier Monaten Friedrich Schröder geheiratet hatte. Auch meine Schwestern, Anna und Marie, waren mit ihren Familien hergekommen, und mein Bruder Kurt hatte seine Familie aus dem eigenen Bauernhaus quer über die Felder zum Feiern in das Haus geführt, in dem er aufgewachsen war. Emil, der noch bei den Eltern lebte, sprang aufgeregt um uns alle herum und war glücklich, dass er alle seine Geschwister auf einmal sah und das Haus zur Abwechslung einmal wieder so voller Leben war. Ich verbrachte natürlich den ganzen Morgen in der Küche, in der drei Generationen von Fischer-Frauen sich bei dem Versuch, das Weihnachtsessen fertig zu machen, gegenseitig auf die Füße traten. An den Rockzipfeln meiner Schwestern hing eine Schar kleiner Kinder, als wir arbeiteten, und ihr Schniefen und Heulen vermischte sich mit dem Klappern der Pfannen und dem Blubbern in den Töpfen. Ich liebte diesen fröhlichen Lärm und schälte an einem Küchentisch glücklich einen riesigen Berg Kartoffeln. Die sieben Kilometer, die zwischen Vaters Hof und dem Dorf lagen, in dem ich jetzt lebte, hatten die Verbindung zwischen mir und den anderen Frauen nicht schwächen können. Wir waren wie aus einem Guss, und die drei K - Kinder, Küche und Kirche - verbanden uns miteinander, wie auch mit allen Frauen in Deutschland. Wie die anderen Frauen in meiner Familie lebte ich mein Leben in diesen drei Bereichen und war glücklich dabei. Ihr kriegt gleich was mit diesem Holzlöffel hinter die Ohren, warnte Anna, als ihre zwei Kinder mit einem ihrer Vettern durch die Küche fegten und versuchten, eine der eingelegten Gurken zu stibitzen, die in einer Schale auf der Anrichte standen. Ach, lass sie doch, meinte Mutter. Ein Gürkchen verdirbt ihnen schon nicht den Appetit. Außerdem ist schließlich Weihnachten. Sie hielt den Kindern die verbotene Schale hin. Ich wunderte mich wieder einmal, wie Mutter, die ihre eigenen fünf Kinder mit Strenge und eiserner Disziplin großgezogen hatte, sich in eine völlig andere Frau verwandelt hatte, seit sie Großmutter war. So, das reicht jetzt! Raus aus der Küche!, befahl Anna, als die Kinder davonhüpften und zufrieden an ihren Gürkchen kauten. Immerhin sind die Männer schlau genug, hier nicht auch noch ihre Nase hereinzustecken, grummelte sie. Wo stecken die alle überhaupt?, wunderte ich mich. Drüben in der Stube, vermutete Mutter, und bestimmt reden sie über Politik und Viehpreise. Marie schüttelte den Kopf. Glaub das bloß nicht, Luisa. Ich wette, sie rauchen Zigarren und trinken ein Glas Schnaps nach dem anderen. Und vermutlich bringen sie deinem Friedrich das auch gerade bei. Oh oh, meldete sich Großmutter. Da würde ich aber zusehen, dass ich den schnell nach Hause schaffe, wenn ich du wäre, Luisa. Alle lachten. Weil ich die Letzte war, die geheiratet hatte, wurde ich von allen aufgezogen. Das gehörte einfach dazu, und ich wusste, dass das nicht der letzte Spaß an diesem Abend sein würde, der auf meine Kosten ging. Großmutter stand einer Küche voller Frauen vor. Ihre grauen Augen leuchteten, und ihr faltiges Gesicht strahlte. Bei der Arbeit am warmen Herd hatte sich eine Strähne weißen Haars aus dem Knoten gelöst, den sie mit unendlich vielen Haarnadeln an ihrem Kopf befestigt hatte. Sie war ganz in ihrem Element, als sie die letzten Fäden um die Weihnachtsgans wickelte und die Ofentür schloss. Sie blieb neben dem Küchentisch stehen und streichelte mir die Wange. Ich mochte ihre weichen, fülligen Hände. Heute rochen sie nach Zimt und Nelken. Wie hübsch du heute aussiehst, Liebchen, sagte sie zu mir. Und so erwachsen, wenn du dir das Haar hochsteckst. Ich hatte mich nie für hübsch gehalten, bis Friedrich behauptete, dass ich es sei. Und obwohl ich neunzehn und schon verheiratet war, kam ich mir kaum erwachsen vor. Immer wenn ich mein Gesicht im Spiegel betrachtete und hoffte, dass mir dort endlich eine Frau entgegenschauen würde, war ich enttäuscht, doch wieder nur das vertraute runde, unschuldige Gesicht eines jungen Mädchens zu sehen, mit Sommersprossen auf der Nase und einem Schmollmündchen. Statt des schmalen Gesichts mit den betonten Wangenknochen, das ich mir so gewünscht hätte, hatte ich Grübchen, wenn ich lachte, und wurde immer so schnell rot. Großmutter beugte sich vor und küsste mich auf die Stirn. Woher hast du eigentlich diese gesunde Farbe im Gesicht, und warum lächelst du so selig? Das muss dieser gut aussehende Mann sein, mit dem sie verheiratet ist, zog Anna mich auf. So lange sind Friedrich und sie ja noch nicht verheiratet. Sie zwinkerte mir zu, und ich merkte, wie mir gegen meinen Willen die Röte ins Gesicht schoss. Marie, die im achten Monat schwanger war, lächelte mit wissendem Blick. Könnte es sein, dass da schon kommendes Mutterglück aus dir strahlt, Schwesterchen? Ich tat so, als erforderten die Kartoffelschalen meine volle Aufmerksamkeit, aber ich merkte, dass mein Gesicht nur noch röter wurde. Ich wäre am liebsten mit den Kindern aus der Küche gerannt, um mich irgendwo im Haus zu verstecken. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich ein Kind erwartete, aber Friedrich und ich waren übereingekommen, noch niemandem davon zu erzählen. Es war unser Geheimnis, das wir wenigstens noch eine Weile hüten wollten. Hör nicht auf meine neugierigen Schwestern, Großmutter, sagte ich. Die Farbe kommt bestimmt vom Kohleofen her. Die Gans ist nicht die Einzige, die hier geröstet wird. Ich schnitt die letzte Kartoffel klein und warf sie zu den anderen ins Wasser. Dann trug ich den Topf zum Herd hinüber, um sie zu kochen. In der Küche war es wirklich unerträglich heiß, und ich wischte den Dampf von dem angelaufenen Fenster, um nach draußen zu sehen. Der Hof des alten Bauernhauses lag unter einer Decke von frischem Schnee, und in all dem Weiß konnte man den Stall sehen, in dem Vaters Rinder den Winter über standen. Ich musste lächeln, als ich daran dachte, wie diese einfältigen Tiere Friedrich und mich zusammengebracht hatten; sein Vater besaß die Metzgerei, in der mein Vater sein Fleisch verkaufte. Vater und Herr Schröder waren schon seit Ewigkeiten befreundet, und so war es nichts Ungewöhnliches, dass der vierte Sohn des Metzgers Vaters jüngste Tochter heiratete. Ich wandte mich vom Fenster ab, als Mutter ihre Arbeit unterbrach und sich in der vollgestopften Küche umsah. Hmm, irgendwas hab ich ganz bestimmt vergessen, murmelte sie. Was war es denn nur? Alle lachten. Bei Familientreffen gab es immer so viele verschiedene Gerichte, dass Mutter mit schöner Regelmäßigkeit eines von ihnen auf den Tisch zu stellen vergaß. Wir fanden es dann immer, lange nachdem das Essen vorbei war, auf irgendeiner Anrichte oder im Ofen, wo es immer noch warm gehalten wurde. Unser Lachen wurde zu mitfühlendem Murmeln, als Maries Dreijährige weinend in die Küche stolperte. Sie hat sich den Finger in der Tür eingeklemmt, meldete einer ihrer älteren Vettern. Das Mädchen war müde und weinte laut. Es wollte sich einfach nicht beruhigen lassen. Ich weiß genau, was das Kind braucht, verkündete Großmutter. Sie langte nach oben in den Geschirrschrank und förderte die weiße Porzellantasse zu Tage, die ich noch aus meinen eigenen Kindertagen kannte. Das Mädchen, das mit so großer Sorgfalt auf die Vorderseite gemalt war, war in all den Jahren nicht einen Tag älter geworden. Großmutter füllte die Tasse mit dicker Buttermilch aus der Vorratskammer. Ist ja gut, redete sie beruhigend auf das Kind ein. Ein paar Schlucke aus Urgroßmutters Tränentasse machen alles wieder gut, hmm, Kleine? Ich sah zu, wie die Tasse ihren Zauber vollbrachte. Als sie leer war, waren auch alle Tränen aus dem Gesicht meiner Nichte verschwunden. Lachen und Weinen. und dann wieder Lachen. Die Worte, die auf Gr...

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