Beschreibung
Ist die Moral am Ende? Sind wir Zeugen des 'Verschwindens der Ethik' und des Anbruchs einer neuen Ära 'jenseits der Verpflichtungen'? Ist die Ethik in postmoderner Umkehr durch die Ästhetik ersetzt worden? Zahlreiche Stimmen, ob in den Medien oder der akademischen Forschung, propagieren heute die 'Emanzipation' von moralischen Standards, die Befreiung von Verpflichtungen und die Abkehr von moralischer Verantwortung unter postmodernen Bedingungen. Ungeachtet solcher modischen Thesen haben die moralischen Probleme, denen wir uns heute gegenübersehen, nicht ab-, sondern zugenommen. Für Zygmunt Bauman sind die großen Fragen der Ethik so brisant wie eh und je: sie müssen nur neu gestellt - und beantwortet - werden. Im Zentrum von Baumans umfassender Studie über die postmoderne Ethik steht seine Interpretation der Postmoderne als 'illusionsloser Moderne' - emanzipiert von falschem Bewußtsein, unrealistischen Vorstellungen und nicht zu verwirklichenden Zielsetzungen. Gerade diese Desillusionierung jedoch bietet die Chance zu einer 'Neuverzauberung' der Welt, in der auch Gefühle und das Unerklärbare ihre Existenzberechtigung finden, denn moralisches Handeln entzieht sich auch in der Postmoderne der Grundlage modernen Handelns, der Rationalität. So befreit aus dem Gefängnis der Moderne, können wir die ethische Leistungsfähigkeit des Menschen mit unverstelltem Blick einschätzen. Dies macht, so Bauman, unsere moralische Existenz nicht leichter, aber immerhin moralischer.
Autorenportrait
Zymunt Bauman, Professor emeritus für Soziologie an der Universität Leeds; 1990 erhielt er den Amalfi-Preis für Soziologie. Er wurde 1998 mit dem Theodor W. Adorno-Preis der Stadt Frankfurt ausgezeichnet. Im Jahr 2010 wurde er mit dem Prinz-von-Asturien Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet.