Beschreibung
Mozarts 'Don Giovanni' enthält unterhalb des sichtbaren Bühnengeschehens noch eine tiefere, psychologische Sinnebene. Es ist die besondere Qualität der Musik wie auch das bedrohliche Wiederauftauchen des ermordeten Vaters als ein steinerner Geist am Ende der Oper, die erahnen lassen, dass unterhalb ödipaler Anklänge in dieser Oper noch ein früheres, archaischeres Drama zur Darstellung gelangt. Wo hat man so etwas schon einmal erlebt, dass ein Dramma giocoso mit einem derartig markerschütternden Akkordschlag beginnt? Als Zuschauer schrickt man unwillkürlich zusammen und fürchtet Schreckliches. Als sich der Vorhang hebt, wird es offenbar, dass Don Giovanni zu nächtlicher Stunde in das Schlafgemach der Donna Anna eingedrungen ist. Als Donna Anna um Hilfe ruft, eilt der Vater herbei und fordert den Eindringling zum Duell. Im folgenden Kampf bleibt Don Giovanni Sieger und versetzt dem Vater den tödlichen Stich. Wer wollte hier nicht an Ödipus denken? Es ist die archaische Qualität der Musik wie auch das bedrohliche Wiederauftauchen des ermordeten Vaters als ein steinerner Geist am Ende der Oper, die erahnen lassen, dass unterhalb ödipaler Anklänge in dieser Oper noch ein früheres, archaischeres Drama zur Darstellung gelangt.
Autorenportrait
PD Dr. Bernd Oberhoff, Diplom-Psychologe, Gruppenanalytiker, Supervisor, Privat-Dozent an der Universität Kassel für ''Soziale Therapie'', langjähriger Kammerchor-Leiter. Wichtige Buchveröffentlichungen: - Psychoanalyse und Musik. Eine Bestandsaufnahme. Gießen: Psychosozial 2002 - Das Unbewusste in der Musik. Gießen: Psychosozial 2002 - Die Musik als Geliebte. Zur Selbstobjektfunktion der Musik. Gießen: Psychosozial 2003 - Wolfgang A. Mozart: Die Zauberflöte. Ein psychoanalytischer Opernführer. Gießen: Psychosozial-Verlag 2003 - Christoph W. Gluck: Orpheus und Eurydike. Ein psychoanalytischer Opernführer. Gießen: Psychosozial-Verlag 2003