Beschreibung
Das Anthropozän, die Menschenzeit, stellt uns vor eine gewaltige Aufgabe: Mit der Gefahr der selbstverschuldeten Vernichtung unserer Lebensgrundlagen konfrontiert, sind wir - wie nie zuvor in der Menschheitsgeschichte - herausgefordert, eine zukunftsfähige Ethik der Verbundenheit mit allen Wesen zu entwickeln. Dazu legt dieses mutige Manifest einen Grundstein.
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Leseprobe
Seit Jahrtausenden hinterlassen insbesondere Hochkulturen in Verfolgung ihrer Ziele Spuren der Verwüstung auf unserer Heimatplanetin Erde. Aus dieser Tradition, die sich in der westlich geprägten Konsumwelt allen Nachhaltigkeitsdiskursen zum Trotz zu immer neuen Höhepunkten aufschwingt, auszubrechen, wäre ein epochaler Schritt. Mit ihrem Manifest 'Lebendigkeit sei!' besinnen sich Andreas Weber und Hildegard Kurt auf den Kern dessen, was diesen Schritt ermöglichen könnte, und stellen fest: Menschlichkeit bedeutet Solidarität mit allem, was lebendig ist! Ohne diese Solidarität verdient das sogenannte Athropozän - das von der Umgestaltung der Biosphäre durch den Menschen geprägte Erdzeitalter - seinen Namen Menschenzeit nicht. Alles Lebendige zusammen in einen weiten, offenen Blick zu nehmen, statt Natur und Kultur in Gegnerschaft zu setzen, ist das Grundanliegen des Autorenteams. Der Ansatz ist kraftvoll, weil er nicht abstrakte Ideale, sondern die erfahrbare Wirklichkeit in den Mittelpunkt stellt. Somit ist er unabhängig von persönlichen Weltanschauungen für jede und jeden zugänglich. Wir alle lernen mit dem ersten Atemzug, was Lebendigkeit fördert und was sie behindert oder zerstört. Sich mit Leib und Seele lebendig zu fühlen, meint ja weniger die Erfüllung aller materiellen Wünsche als vielmehr die Verbundenheit mit anderen Lebewesen - seien es zugewandte Menschen, ein Meer von Kirschblüten oder ein sterbendes Tier. Wir erfahren: Die Lebendigkeit der anderen ist die Voraussetzung für unsere eigene Existenz. Der Drang, sich selbst zu entfalten, ist zu der Tatsache komplementär, dass wir immer auch Nahrung für andere sind. Diese basale Erfahrung wird heute kaum kulturbildend gewürdigt. Doch: Ließe sich nicht aus ihr eine Haltung und Ethik des guten Lebens entwickeln? Die Edition thinkOya versteht sich als Denk- und Gesprächsraum für jene Frage. Wir freuen uns, dass Andreas Weber und Hildegard Kurt diesen Raum mit ihrem Manifest bereichern. Ein Manifest hat nicht die Aufgabe, Lösungen zu präsentieren, sondern einen Meilenstein zu setzen. Hinter den kann man nicht mehr zurückschreiten, wenn das Gesagte in Herz und Verstand angekommen ist. Damit ist auch gesagt, dass es nach dem gesetzten Stein weitere Steine - wegweisende wie in die Irre führende - gibt: Von dem gesetzten Stein ausgehend, wünschen wir uns einen kraftvollen und mutigen Diskurs, der das in unserer Gegenwart noch unbekannte Land eines guten Lebens des Menschen in der mehr-als-menschlichen Welt Schritt für Schritt erkundet und erschließt. (Lara Mallien, Matthias Fersterer, Johannes Heimrath)