Beschreibung
Im Zuge einer generellen Neubewertung der hellenistischen Polis wird in der aktuellen Froschung auch die Entwicklung der politischen Ordnung intensiv diskutiert. Gegen die einstige Vorstellung, eine "Demokratie" habe im Hellenismus nur noch formal bestanden, faktisch sei die Willensbildung in der Polis von einer kleinen Elite kontrolliert worden, vertreten jüngere Arbeiten die These, die Macht des Volkes sei ähnlich stark gewesen wie im klassischen Athen; erst die Dominanz Roms über das östliche Mittelmeer im 2. Jahrhundert v.Chr. habe zu einer Oligarchisierung geführt. Die Beiträge dieses Bandes, aus einer Sektion des Deutschen Historikertages 2008 hervorgegangen, sind durch die Auffassung verbunden, daß die Diskussion über eine hellenistische Demokratie nicht allein auf verfassungsrechtliche Aspekte beschränkt bleiben darf, sondern, stärker als bisher geleistet, auch die sozialen Bedingungen politischen Handelns berücksichtigen muß. Das Spektrum der gewählten Ansätze ist deshalb weit, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu wollen: Die in den Dekreten zum Ausdruck kommenden Gleichheitsvorstellungen werden ebenso in den Blick genommen wie die Entwicklung der Volksgerichte, die Konzentration von Ämtern in den Händen aristokratischer Familien, die allgemeinen Vorstellungen der städtischen Führungsschichten über die Kennzeichen einer demokratischen Ordnung und die diesbezüglichen philosophischen Diskurse.
Autorenportrait
Christian Mann, geb. 1971, ist Professor für Alte Geschichte an der Universität Mannheim. Sein Forschungsinteresse gilt der attischen Demokratie und ihrer Rezeption, dem griechischen und römischen Sport sowie Kulturtransfer im antiken Mittelmeerraum.