Beschreibung
Der Erzähler des Buches befindet sich bereits an der Front, als er beginnt, seine letzten Pariser Erlebnisse aufzuschreiben. Melancholisch blickt er zurück auf das Frühjahr 1914, auf die Atmosphäre der Stadt, die Menschen und seltenen Charaktere in seiner Umgebung und ganz besonders auf die Begegnung mit dem deutschen Mädchen Lotte, das ohne Begleitung nach Paris gekommen war und mehr und mehr in das Leben der Boheme eingesogen wurde. Es war der letzte Frühling einer offenen internationalen Gemeinschaft im Frieden. "Pariser Romanze" ist Franz Hessels Roman der Erinnerung an eine durch den Ersten Weltkrieg verlorengegangene Welt in dieser einzigartigen Stadt: Cafés, Nachtclubs, verruchte Bälle, Drogen sowie eine bunt gewürfelte Gesellschaft vom norwegischen Künstler übers englische Partygirl bis zum russischen Großfürsten. Und dies wie immer unnachahmlich einnehmend erzählt mit dem menschenfreundlichen Blick eines Meisters der deutschen Sprache.
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Viola Eckelt
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Autorenportrait
Franz Hessel, 1880 in Stettin geboren, wuchs in Berlin auf und lebte während seiner Studienjahre in München mit Franziska zu Reventlow in einer Wohngemeinschaft. 1906 bis 1914 lebte er in Paris, danach wieder in München und ab den zwanziger Jahren als Lektor und Übersetzer in Berlin, wo er u. a. mit Walter Benjamin befreundet war. Die Dreiecksbeziehung zwischen ihm, seiner Frau und Henri-Pierre Roché führte zu dessen Roman "Jules et Jim", der 1962 von François Truffaut verfilmt wurde. 1938 verließ Franz Hessel Deutschland, wurde 1940 in Frankreich interniert und starb nach einem im Lager erlittenen Schlaganfall 1941 in Sanary-sur-Mer. Bekannt ist er für seine melancholisch-einfühlsamen Romane ("Der Kramladen des Glücks", 1913; "Pariser Romanze", 1920; "Heimliches Berlin", 1927), aber ebenfalls als Essayist ("Marlene Dietrich", 1931; "Ermunterungen zum Genuß", 1933) und besonders für sein Flaneursbuch "Spazieren in Berlin" von 1929. Heute trägt der seit 2010 verliehene Franz-Hessel-Preis als bedeutender deutsch-französischer Literaturpreis seinen Namen.
Leseprobe
Ob sie da wohl heute noch liegt, die schmale Germaine, zwischen ihren Kissen? Ob sie noch Droge hat? Wer sorgt für sie? Hoffentlich gibt es auch jetzt im Kriege noch brave Engländer oder Amerikaner, die sich um sie bemühen, da die Deutschen fort sind, die sie immer besonders verehrten. Ach, meine Herren, sorgen Sie bitte für die kleine Germaine! Ihr Essen und Trinken kostet nicht viel; sie nährt sich meist von Hors d'oeuvre, Salat mit viel Essig und Dessert. Großen Aufwand an Kleidern macht sie nicht: für die Straße das Reisekostüm, das ihr so gut steht, in dem sie sich als fremde Dame unterwegs fühlt, und zu Hause die allerlei Kimonos. Bringen Sie ihr Blumen und kleine japanische Puppen und bunte Ketten aus den billigen Auslagen von Montparnasse. Und sorgen Sie vor allem, daß die Droge nicht ausgeht. (.) Ob sie uns, ihren alten Freunden, böse ist? Ob sie mit Verachtung boche sagt? Eigentlich fand sie immer die amerikanischen Nebenbuhler schicker, sie tänzelte zwischen Sport und Seele. In der Mitte aber war die Lampe mit der erlösenden Droge. China war besser als Deutschland und Amerika zusammen.