Beschreibung
Zu einer Zeit als der tödliche Grenzstreifen Deutschland noch teilte, treffen in einer sächsischen Kleinstadt, Menschen von hüben und drüben zusammen. Sie trauern um Paul, den lebenserfahrenen, listigen Alten, der Ost und West so maßvoll zu arrangieren wusste.
Aber die Trauerfeier, von beiden Seiten zunächst sorgsam beschirmt als Ort der Harmonie und Pietät, wird unversehens zur Arena. Jahrzehntelang verborgene Gefühle, unterdrückte Anschuldigungen und Vorwürfe brechen sich Bahn. Es zeigt sich, wie eng persönliche Unzulänglichkeiten mit der Herrschaft der zwei miteinander konkurrierenden Systeme in Deutschland verwoben sind. Am Abend jenes lichtklaren Augusttages, in dem Jahrzehnte deutsch-deutscher Geschichte gleichsam wie durch ein Brennglas sichtbar werden, fühlen sich alle belogen und betrogen: Die aus dem Westen um ihre Zugehörigkeit zu diesem Stückchen Erde nahe Dresden, und die aus dem Osten um die ihnen seit der Teilung Deutschlands verheißenen Segnungen des Sozialismus.
Anne Dorn erzählt in ihrem 1991 erstmals erschienenen Roman, der so kurz nach der Wende kaum wahrgenommen wurde, und der nun in dieser überarbeiteten Neuauflage endlich wieder zugänglich sein wird, mit entwaffnender Genauigkeit eine deutsch-deutsche Familiengeschichte. Dabei teilt sie dem Leser auf subtile Weise die wahren, von der Furcht vor Zerwürfnis versteckt gehaltenen Gefühle mit, ohne sie zu benennen. So atmet ihre höchst aktuelle Darstellung Hoffnung auf Verständnis füreinander.
Autorenportrait
Geboren 1925 in Wachau bei Dresden. Lebt seit 1969 als freie Schriftstellerin in Köln. Aufenthalte in New York, Paris, Amsterdam, Budapest, Rom, Moskau, Warschau und Krakau. Veröffentlichungen: "hüben und drüben", Roman, mit einem Vorwort von Lew Kopelew, Leipzig 1991. "Geschichten aus tausendundzwei Jahren", Roman, Leipzig 1992. "rübergemacht", Schauspiel, 1992. "Damals als die Sonne schien", Novelle, 1996.
Zahlreiche Erzählungen und Gedichte in literarischen Zeitschriften und Anthologien seit 1967. Hörspiele, Hörfunkfeatures, seit 1965. Multimediaprojekte mit Luc Ferrari, Paris und Hingstmartin, Köln 1970-1975. Spielfilme für das Fernsehen in eigener Regie, 1973-1978. "Siehdichum", Roman, 2006 und "Spiegelungen", Roman, 2010 erschienen im Dittrich Verlag.
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