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Camp Zenith - Cover

Camp Zenith

Gedichte, Reihe Lyrik 74

Erscheint am 31.12.2025
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783948336097
Sprache: Deutsch
Umfang: 96 S.
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Karla Reimerts zweiter Gedichtband "Camp Zenith" verhandelt in einem poetischen Roadmovie, zwei Langzyklen und einem Hybridtext Themen, die seit den 1960er Jahren im Fokus gesellschaftlicher Aufmerksamkeit stehen, und versucht dabei mit Roland Barthes, einen winzigen Raum der Bejahung zwischen politisch stark aufgeladenen Begriffen zu schaffen, sie aufeinander zu beziehen: wiedererstarkter Antisemitismus und grassierende Fremdenfeindschaft, die Auswirkungen von Finanzkrise, wirtschaftlicher Globalisierung, Hasskultur im Netz und Verschwörungstheorien, die Vergesellschaftung von Risiken sowie die Auswirkungen einer rigiden Austeritätspolitik, Legitimationskrise der EU und postdemokratische Strukturen, Drohnen-Kriege ohne Einsatz von Soldat*innen, Migrationsbewegungen etc. Was macht all das mit unserer Sprache, wie werden Deutungsmuster neu arrangiert, wie werden unsere Bedürfnisse, Wahrnehmungen und Gefühle verortet, und wie finden wir ein Verhältnis dazu, schwankend zwischen goodwill und passions tristes, also Ängsten, Widerständen, Verdrängung und Verneinung? Welche Neuinterpretationen erfahren die liberalen Glücks-, Freiheits- und Emanzipationsversprechen, mit denen die Protagonist*innen von 1968 aufgebrochen sind, um eine bessere Welt zu schaffen? Obwohl ihre Grundstimmung dunkel ist, setzen Karla Reimerts Gedichte immer wieder zu einer, auch in einem spirituellen Sinne, offenen Annahme des Vorgefundenen an.

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Hersteller:
kookbooks Daniela Seel
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Autorenportrait

Karla Reimert, geboren 1972 in Berlin. Studium der vergleichenden Literaturwissenschaften in Berlin, seit 2000 Gründerin und Vorstand beim Netzwerk KOOK e. V. Autorin, Lyrikvermittlerin, Organisatorin des Bereiches der Poetischen Bildung im Haus für Poesie. Für ihre Texte erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Würth-Preis, den Preis des Autorinnenforums Rheinsberg und den Essaypreis der japanischen Botschaften. 2003 erschien "Kafka für Eilige" im Aufbau-Taschenbuchverlag, Berlin, 2008 die Neutextung der Kulturleiste für den GeoBrockhaus, 2014 "Picknick mit schwarzen Bienen" bei kookbooks. Von der Literaturwerkstatt Berlin wurde er als "Gedichtdebüt des Jahres" ausgezeichnet.

Leseprobe

Wir bekommen Blessuren Wir sind immer noch an einem Ort wie diesem. Oder sagen wir, ich bin ein Gladiator in einer Arena. Du könntest ein Tier sein, das mich angreift. Oder einer der zwei Schilde, mit denen ich mich schütze. Wir werden unsere ganze Kraft brauchen, so oder so. Tier und Schild werden aufeinandertreffen. Der Schild hochfliegen, und das Tier auch. Du kannst dir einen Adler vorstellen. Oder einen Drachen, wenn dir das lieber ist. Du kannst auch zwei Tiere sein. Oder beide Schilde. Vielleicht nennst du es Gnade. Oder Demokratie. Ich weiß, das hört sich verwirrend an. Glaub mir: Ich bin genauso überrascht, wie schnell ich in knöcheltiefem heißem Sand herumtollen kann. Was ich nur weiß: ich dazwischen, ich wieder weg. Die Sonne scheint. Grau blinkendes Silber, überall Heraldik, kraftvoll und filigran. Zwei Seiten können gewinnen, wenn nur Sprache auf Sprache trifft. Wir bekommen Blessuren. Die Verluste der Staatsform müssen noch nicht realisiert werden. Der Pfau, der erst grell schreiend zu sich kommt Die Federn eines Pfaus sehen nahezu magisch aus. Vielleicht liegt es an den riesigen Engelaugen. Vielleicht an den Licht reflektierenden Farben. In Indien sagt man, der Schrei des Pfaus kündigt Regen an. Das klingt jetzt vielleicht etwas aus der Luft gegriffen, aber lass uns einen Pfau mit Auferstehung füttern. Denn der Pfau, der erst grell schreiend zu sich kommt, gleicht einer übererfüllten Liebe, deren Geheimnis in uns keine Sehnsucht und kein Objekt mehr kennt.