Beschreibung
In dreizehn berührenden Erzählungen über die biblischen Oster-Personen sucht Klaus-Peter Lüdke nach Hoffnung und spürt dem Geheimnis der Auferstehung nach. Dabei führt der Seelsorger seine Leser*innen in den Funkeltrost vertiefender Meditationen. Mit ihnen überreicht der Theologe den Lesenden einen österlichen Blumenstrauß an Entfaltungen für die eigene Hoffnung, für eine gerechtere Welt und die Erneuerung der Schöpfung. Mit jeweils einem österlichen Gebet lädt er dazu ein, selbst dem Schöpfer des Lebens zu begegnen
Produktsicherheitsverordnung
Hersteller: Manuela Kinzel Verlag
Rüdiger Wolff
[email protected]Kurze Straße 1
DE 06849 Dessau-Roßlau
Autorenportrait
Klaus-Peter Lüdke wurde 1968 in Böblingen geboren. Er ist Autor, Diplom-Theologe und Pfarrer der Württembergischen Landeskirche.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis Vorwort Josef von Arimathäa Tau der Lichter Bettete ich mich bei den Toten, so bist du auch da Der Lieblingsjünger Auferstehungshoffnung im Johannesevangelium Du machst mich wieder lebendig Maria Magdalena Warum der Gärtner nicht zufällig ein Gärtner ist Du machst neu das Antlitz der Erde Simon Petrus Leibliche Auferstehung und das leere Grab Die Güte des Herrn ists, dass wir nicht gar aus sind Maria Mutter Erde In seiner Hand sind die Tiefen der Erde Thomas Selig sind, die nicht sehen, und doch glauben Wandeln im Lande der Lebendigen Johanna und Susanna Auferstehung der Frauen Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten Lazarus Totenauferweckungen Sterbesegen Salome Hinabgestiegen in das Reich des Todes Aus der Tiefe rufe ich, HERR, zu Dir Der Soldat Wie ein Dieb in der Nacht Wir sind frei Noas Lamm Auferstehung der Tiere Das Wild des Feldes preist Dich Rahel und Kleopas Auferstehungshoffnung im Ersten Testament Du hast meine Seele aus dem Reich des Todes geführt Nathanael und das Zeichen des Jona Jesus und die Auferstehung aller Geschlechter Du hast mich aus der Grabestiefe herausgeführt Was bleibt Hinweise und Literaturverzeichnis Josef von Arimathäa Johannes 19,38-42; Lukas 4,16-30; Jesaja 61,1-3. Als Händler bin ich oft auf Reisen. Ich stamme aus Ramathajim. Mein Lager aber habe ich in Jeruschalajim eingerichtet; ihr sagt auch Jerusalem zu ihr. Sie ist nicht nur ein vorzüglicher Handelsort, sondern mehr und mehr meine Stadt geworden. Mit ihrem Tempel ist sie das Zentrum unseres Glaubens. Hier erwarteten wir den Messias, den Christus, wie ihr sagt, den Gesalbten G*ttes. Viele erhofften sich mit seinem Erscheinen die Befreiung von den Römern. Ich finde, das greift zu kurz. Die von Jesaja überlieferten Worte sprechen für mich auch von einer inneren Befreiung: für die Niedergeschlagenen, für die Menschen zerbrochenen Herzens, für die innerlich Gefangenen und Gebundenen, für die Trauernden. Und bedeutet das nicht auch für die Verstorbenen Hoffnung? Sogar G*ttes geplagte Schöpfung würde wieder heil werden. Die alten Verheißungen über den Messias sprechen davon, er werde Freudenöl statt Trauer bringen. Weil die Tage meines Lebens bald erfüllt werden, berührten mich diese Worte sehr. Ich überlegte darum, mich nicht bei meinen Müttern und Vätern in meiner Heimat bestatten zu lassen, sondern mein Grab dort zu errichten, wo ich dem Messias zu begegnen hoffte. Sollte er seine Verheißung wahr machen, hieß das für mich: in Jerusalem. Also ließ ich mir dort ein Grab in den Kalkfelsen hauen, eine Platte bereiten, mit der sie es verschließen würden, wenn sie mich hineingelegt hätten. Vor dem Eingang ließ ich einen großzügigen Garten anlegen. Ich wollte selbst als ein Baum der Gerechtigkeit in Erinnerung bleiben, als Pflanzung des TREUen. Solch ein fast schon königliches Grab war nur wenigen vorbehalten. War ich in Jerusalem, spazierte ich fast jeden Abend hinaus in meinen Garten. Ich lief zur kleinen, von mir persönlich eingefassten Quelle; sie komplettierte mein kleines Paradies. Mit dem aus der Grabhöhle herausgeschlagenen, fast weißen Split hatte ich einen Pfad durch meine Pflanzung anlegen lassen. So fand ich auch gut zurück, wenn ich mich mal vergessen hatte. Denn wenn es heiß war und niemand in der Nähe, legte ich mich ab und zu zur Probe auf die flache kühle Fläche, auf die sie mich einst legen würden. Und das eine oder andere Mal war ich dabei versehentlich eingeschlafen. Ohne den selbst nachts beinahe schon hell aufleuchtenden Pfad hätte ich es nicht wieder durch den engen Nachteingang in die Stadt geschafft. So hatte ich alles für meinen Tod vorbereitet und keine Angst mehr vor ihm, höchstens, dass ich auf meinen Reisen sterben würde, fern von Jerusalem, und man mich womöglich in der Fremde wie einen armen Bettler verscharren würde. Inzwischen war ich mal wieder im Norden unterwegs. Weil der Sabbat anbrach, erbat ich Herberge in Nazareth in der Nähe der Synagoge. Anders als sonst vor dem G*ttesdienst war es unruhig im Städtchen. Die Stimmen flauten nicht ab. Ein in Nazareth aufgewachsener, angesehener Rabbi würde der Sabbatfeier beiwohnen. Sein Vater hatte Josef geheißen und war ein angesehener Handwerker gewesen. Ich hätte mit meinem Namen und Alter der Vater des jungen Jesus sein können und hoffte auf dessen junge, frische Auslegung der Heiligen Schrift. Obwohl es sehr voll werden würde, wurde mir als Gast ein Ehrenplatz zu den wohlgeformten Füßen des Wander-Rabbiners zugewiesen. Ich studierte auch dessen anpackende Hände, sah in ein von der Sonne verwöhntes Gesicht, dem man das eifrige Lesen der Tora, der Schriften und Propheten nicht ansehen konnte. Seine dunklen Augen funkelten freundlich im Schein der Flämmchen, die der abendlichen Stimmung Feierlichkeit verliehen. Der gebürtige Bethlehemer wirkte ganz im Hier und Jetzt präsent, nicht gedankenverhangen um Worte seiner Auslegung ringend, sondern er sah zugewandt um sich. Als sich unsere Blicke trafen, lächelte er mich an, als seien wir bereits alte Bekannte. Nach unseren Gebeten und Liedern reichten sie ihm die Schriftrolle Jesajas und er las in die aufmerksame Stille hinein: Der Geist G*ttes des TREUen ist auf mir, weil der TREUe mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Armen gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, den Gefangenen die Freiheit zu verkünden, den Blinden, dass sie sehen sollen, den Zerschlagenen die Freiheit und zu verkündigen das Erlassjahr, das gnädige Jahr des TREUen. Das waren die Worte, auf die ich meine Hoffnung setzte. Wir alle sehnten uns den Messias herbei. Wie würde Jesus sie auslegen? Alle Blicke folgten seinen Händen, mit denen er die ehrwürdige Schriftrolle Jesajas dem Liturgen reichte, um erwartungsvoll wieder zurück auf seine Lippen und Augen zu springen. Er schien noch den TREUen um Erlaubnis für das zu bitten, was er gleich sagen würde. Dann richtet er seine Augen auf uns und spricht die bisher noch nie gesagten Worte der Gnade aus: Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren. Meint er sich selbst? Er blickte mich wieder freundlich an. Um die Stille der Zuhörenden war es nun aber geschehen. Das ist doch Josefs Sohn, was bildet der sich ein? Bald tobte die Synagoge. Sie baten Jesus nicht nach draußen, sie stießen ihn laut tosend hinaus. Ich aber blieb ruhig sitzen, bis sich die Synagoge geleert hatte. Denn Jesus hatte ausgesprochen, was mich in meinem Herzen tief anrührte: Er ist der Messias, der Christus, der Gesalbte G*ttes. Weil mir die heftige Reaktion in der Synagoge Angst machte, behielt ich meine gerade erst entfachte Zuversicht über ihn für mich. Ich redete mit keinem darüber, auch nicht, als ich Nazareth verlassen hatte. Nur meinem Freund Nikodemus vertraute ich mich an. Er war ebenfalls von Jesus tief berührt worden, als er bei einer anderen Gelegenheit mit ihm in aller Ruhe gesprochen hatte. Ich versuchte daraufhin, so viel wie möglich über Jesus in Erfahrung zu bringen. Alles deutete für mich darauf hin, dass er der Messias der Herzen und der Herzensveränderung ist. Er griff in wundersamer Weise in viele Menschenleben ein. Er stellte G*ttes Liebe über alles menschliche Urteilen und Richten. Die Anwesenheit des TREUen in ihm konnte er nie ganz verheimlichen, obwohl alle, die ihn umgaben, ihn in seiner menschlichen Leiblichkeit erlebten. Er teilte sein Leben mit ihnen, aß und trank in der Gemeinschaft seiner Jünger*innen, um die Liebe G*ttes leibhaftig werden zu lassen. Wenn ich von einem seiner Wunder gehört hatte, reiste ich dorthin, um unter dem Vorwand des Handels mehr über ihn zu erfahren. Ich mochte das, was er tat. Ich wollte ihm näherkommen. Der...