Beschreibung
Berenice Abbott zählt zu den wichtigsten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Sechs Jahrzehnte lang fotografierte sie, porträtierte Künstler und Literaten der Pariser Avantgarde, illustrierte mit ihren Bildern grundlegende Prinzipien der Naturwissenschaft und dokumentierte mit der Kamera die Metamorphose des urbanen Amerika. Drei Jahre nach ihrer ersten Einzelausstellung 1926 in Paris kehrte sie in ein New York zurück, in dem ein rasanter städtebaulicher Transformationsprozess stattfand: Alte Viertel verschwanden und eine atemberaubende Skyline wuchs in den Himmel. Abbott machte die sich verändernde Metropole zum Bildthema und stellte Ruinen und Abbruchhäuser gleichberechtigt neben neue Wolkenkratzer, hielt Werbeschriftzüge als Signatur der modernen Großstadt fest, ebenso wie Verfall und Armut. Dabei nutzt sie die Bildsprache der Moderne: einen einfachen, aber dynamischen Stil mit Drauf- und Untersichten, Ausschnitten, starken Kontrasten und dramatischen Kanten. "Changing New York" nannte sie diese Chronik, die zwischen 1935 und 1939 entstand und die sie in einem Buch 1939 veröffentlicht. Der Katalog zur Ausstellung im Martin-Gropius-Bau zeigt Abbotts berühmte ikonische Bilder der Serie "Changing New York", frühe Portraits sowie ihre Pionierarbeiten als Wissenschaftsfotografin und gibt damit Einblick in das OEuvre einer großen Künstlerin.
Autorenportrait
Berenice Abbott wurde 1898 in Springfield, Ohio geboren, und war eine herausragende Persönlichkeit der amerikanischen Fotografie des 20. Jahrhunderts. Abbott zog 1921 von Paris nach New York und wurde 1923, nach einigen Fehlstarts, von ihrem Freund Man Ray angestellt. Man Ray suchte nach einem Assistenten, der absolut nichts über Fotografie wusste, um ihn zu unterrichten. Abbott lernte schnell und konnte innerhalb eines Jahres erste eigene Fotografien aufnehmen. Ihre erste Einzelausstellung 1926 war ein Erfolg, und im Laufe der Jahre beherrschte Abbott eine unglaubliche Themenvielfalt. Zu den Höhepunkten ihrer Karriere gehören das monumentale Projekt Changing New York (1935-1938), die Dokumentation des ländlichen Amerika einschließlich des U.S. Highway 1 von Maine nach Florida, die fotografische Interpretation von Phänomenen aus Natur und Wissenschaft, die Etablierung des Rufs von Eugène Atget sowie die Gründung des ersten akademischen Fotografie-Programms in den USA. Steidl veröffentlichte 2008 die zweibändige Retrospektive Berenice Abbott in Zusammenarbeit mit Commerce Graphics, New York. In Kürze folgen, ebenfalls bei Steidl, ihre Paris Portraits, 1925-1930.