Beschreibung
Der vorliegende Essay über das facettenreiche und schwer greifbare Phänomen der Präsenz umkreist die Wirkung des subjektiv anderen im sprechenden Wesen. Präsent sein; Präsenz haben - beides verweist auf etwas unabweisbar Gegenwärtiges. Dennoch bleibt ein Abstand - und das Wissen um dessen Unaufhebbarkeit. Johanna Bossinade macht einsichtig, dass für Präsenz ein Momentum maßgeblich ist, das als solches ungreifbar ist, sich anhand von sprachlichen Übertragungen jedoch rekonstruieren lässt. Dabei kommen unterschiedliche Materialien wie Text und Film, Gehörtes und Gesehenes ins Spiel. Der fragliche Moment bekundet sich dadurch, dass einem Subjekt die Gegenwart der mitmenschlichen Nächsten als andere aufgeht; als andere auch und gerade dann, wenn es sich um den Familienkreis handelt. Das Verhältnis wird in drei Kapiteln entfaltet. Zunächst zeigen Beiträge zum Phänomen der Hysterie von Freud bis Lacan, dass sich Unbewusstes im Symptom präsentiert. Anschließend verdeutlichen Julia Kristeva und Catherine Clément, dass die kulturelle Präsenz von Frauen aktiv inszeniert werden kann. Zum Schluss wird am Beispiel eines TV-Films die Präsenz des rezipierenden Subjekts in der Deutung verhandelt.
Autorenportrait
Johanna Bossinade ist freie Autorin. Zwischen 1999 und 2002 war sie Professorin für Neuere Deutsche Literatur an der Freien Universität Berlin mit dem Schwerpunkt Frauenforschung, dazu für zwei Semester Vertretungsprofessorin an der Universität Hamburg. Ferner war sie bis 2019 als Psychoanalytikerin in eigener Praxis tätig. Ihr besonderes Interesse gilt der Vermittlungsfunktion sprachlicher Medien, wie sie sich in bestimmten Themen, Formen und Figuren manifestiert. Bei Velbrück Wissenschaft erschienen: Begehren nach Lacan und über Lacan hinaus (2019).