Beschreibung
Vergötterung, Flucht, Liebe, Entführung, Vergewaltigung. "Bin ich noch Helena?", fragt sich die schöne Prinzessin aus Sparta, nachdem sie von Paris verschleppt und geschändet wurde. Schönheit verspricht in Mahlknechts Neuerzählung der griechischen Sage kein Glück. Um dem Werben der Freier zu entkommen, entflieht Helena mit Theseus nach Aphidnai. Doch nach diesem freiwilligen Akt muss sie sich Zwängen unterwerfen, die von Männern bestimmt werden: Von den Lakoniern wieder nach Hause geholt, wählt sie unter den Werbern Menelaos, den Prinzen von Mykene, weil eine Entscheidung getroffen werden muss. Während dessen Abwesenheit wird sie von Paris entführt, doch wie schon bei Euripides kommt Helena nie in Troja an, sondern landet an einen hohen Beamten verkauft in Ägypten. Als Gesellschafterin der schönen Nofret, der jungen Gemahlin des Seti, lebt sie in einer fremden Welt fernab vom Toben des Krieges in Troja.
Autorenportrait
Geboren 1979 in Meran. Studium Drehbuch und Dramaturgie an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Wohnhaft in Rabland/Partschins (Südtirol) und Zernez (CH).
Preise/Stipendien: 2012 wird ihr Roman "Helena" mit dem Sir-Walter-Scott-Preis zum besten deutschsprachigen historischen Roman der Jahre 2011/12 ausgezeichnet. 2009/2010 Arbeitsstipendium des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur in Wien. Im Oktober und November 2008 ist sie Stadtschreiberin von Kitzbühel. 2008 gewann Selma Mahlknecht vor 360 Mitbewerbern den ersten Ötztaler Literaturpreis. 2002 erster Platz beim Literaturwettbewerb "Wasserworte" in Algund sowie erster Platz beim Südtiroler Sparkassenwettbewerb in der Kategorie "Drama" und zweiter Platz in der Kategorie "Prosa". 2001 erhielt sie von der österreichischen Verwertungsgesellschaft "Literar-Mechana" ein Förderstipendium für Drehbuchautoren. 1998 erster Platz beim Südtiroler Sparkassenwettbewerb in den Kategorien "Prosa" und "Drama".
Theater (mit KWer-Theater): 2012 gesellschaftskritische Komödie "Die Glückskekse". 2011 Tragödie "Korea" über die unheilbare Krankheit Chorea Huntington. 2010 sozialkritisches Jugendstück "Eingeklemmt - eine Generation zwischen den Fronten". Ebenfalls 2010 inszeniert die Theatergruppe Kortsch Mahlknechts satirisches Lustspiel "xunthait" über die Wunderheilerin Petra Oberperfler alias "Enguana" . 2009 inszeniert Mahlknecht das Singspiel "Mein Tirol" in Naturns, 2008 Neuinszenierung des Shakespeare-Stücks "Othello", in welchem die Frauen im Vordergrund stehen, im Stadttheater Bruneck; 2004 Uraufführung der Komödie "EX" als Koproduktion der Vereinigten Bühnen Bozen und des Theaters in der Altstadt Meran; Drehbuch zur Spielfilmserie "Von hier bis zum Mond" mit Karl Prossliner für den RAI-Sender Bozen.
Leseprobe
Vor allem habe ich blaue Augen. Sie sind nicht nur einfach blau, womöglich durch gelbliche oder braune Punkte getrübt wie bei so vielen anderen. Sie sind tiefblau und rund, riesige blaue Scheiben im Wimpernbett. Wer mich sieht, ist gebannt von diesen "funkensprühenden Sternen am Himmel eines vollkommenen Gesichts", wie es Xenon in einem seiner besten Gedichte über mich geschrieben hat. Unsterbliche Verse, sagen manche. Aber alle sagen, dass der Ruf meiner Schönheit selbst diese überdauern wird. An keine Zeit meiner Jugend kann ich mich erinnern, in der mein Liebreiz nicht besungen worden wäre. Alte Tafeln zeigen mich als rosigen Wonneproppen inmitten meiner Geschwister, allesamt wie aus dem Ei gepellt. Und doch gibt es keinen, der zweifelt, welches der fast gleich zurechtgemachten Kinder ich bin. Deine Augen, rufen alle, unverkennbar! Ihnen verdanke ich die Kosenamen, die man mir gab: die Sternenblickende, die Meerblitzende. Aus meinen Augen haben sie alle zu lesen versucht, meine Mutter, mein Vater, die Dienstboten, jeder, der mir begegnete. Und alle wollten mir zu Willen sein, oder genauer: diesen Augen, nur ihnen. Meine Brüder waren in mich verliebt, beide. Sie lieben mich noch heute, ich weiß es. Keine Frau wird ihnen jemals bedeuten, was ich ihnen bedeute. Vielleicht fahren sie deshalb auf das Meer hinaus, wieder und wieder, weil sie nur dort dasselbe tiefe Blau finden können wie in meinen Augen. Ja, möglicherweise ist es wirklich die betörende und Angst einflößende Anziehungskraft des Meeres, die alle verspüren, die mir in die Augen sehen, und vielleicht liegt darin das Geheimnis jener schrecklichen Schönheit, die jeden, der ihr nahekommt, zu den Sternen hebt, ehe sie ihn zerschmettert.
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