Beschreibung
Das Geheimnis der Odyssee Dreißig Jahre nach ihrem ersten Auftauchen erscheinen die Erstgeborenen erneut im Sol-System und richten eine zerstörerische Waffe, die Q-Bombe, auf die Erde. Die Lage scheint aussichtslos, doch Bisesa Dutt will sich nicht geschlagen geben und reist durch die Galaxie, um einen Schutzschild gegen die Q-Bombe zu finden. Doch wohin sie auch kommt, überall begegnet ihr vor allem eins: große Furcht vor den Erstgeborenen. Als sie fast schon aufgibt, zeigt sich doch noch ein Verbündeter, der bisher Lichtjahre entfernt war.
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Autorenportrait
Stephen Baxter, 1957 in Liverpool geboren, studierte Mathematik und Astronomie, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Er zählt zu den international bedeutendsten Autoren wissenschaftlich orientierter Literatur. Etliche seiner Romane wurden mehrfach preisgekrönt und zu internationalen Bestsellern. Stephen Baxter lebt und arbeitet im englischen Buckinghamshire.
Leseprobe
Februar 2069 Es war nicht wie ein Erwachen. Es war eher wie ein plötzliches Auftauchen, wie ein Paukenschlag. Ihre Augen waren weit offen und wurden von grellem Licht geblendet. Sie sog in tiefen Zügen Luft in die Lunge und keuchte durch den Schock der Identitätsfindung. Ja, ein Schock. Sie dürfte eigentlich gar nicht wach sein. Irgendetwas stimmte nicht. Eine fahle Gestalt schwamm in der Luft. 'Dr. Heyer?' 'Nein. Nein, ich bin es, Mama.' Ihr Blick wurde etwas klarer. Ja, das war ihre Tochter - dieses markante Gesicht, diese klaren blauen Augen, diese leicht buschigen dunklen Brauen. Aber was war das auf ihrer Wange? Eine Art Symbol? Eine Tätowierung? 'Myra?', fragte sie mit heiserer Kehle und dünner Stimme. Sie war sich nun bewusst, dass sie sich auf dem Rücken liegend in einem Raum mit Ausrüstungsgegenständen befand. Und Leute hielten sich direkt außerhalb ihres Blickfeldes auf. 'Was ist denn schiefgegangen?' 'Schiefgegangen?' 'Weshalb wurde ich nicht in Estivation, in einen Sommerschlaf versetzt?' Myra zögerte. 'Mama - was glaubst du wohl, welches Datum wir heute schreiben?' '2050. Der 5. Juni.' 'Nein. Wir haben 2069, Mama. Februar. Neunzehn Jahre später. Der Tiefschlaf hat funktioniert.' Nun sah Bisesa graue Strähnen in Myras dunklem Haar und Fältchen um die wachen Augen. 'Wie du siehst, habe ich den Umweg genommen.' Das stimmte wohl. Bisesa hatte wieder einen 'Sieben-Meilen-Schritt' in ihrer persönlichen Zeit-Odyssee gemacht. 'Meine Güte.' 'Dr. Heyer?' 'Nein. Dr. Heyer ist schon lange im Ruhestand. Mein Name ist Dr. Stanton. Wir beginnen jetzt mit der vollen Blut-Befüllung. Es wird leider etwas wehtun.' Bisesa versuchte, sich die Lippen zu lecken. 'Weshalb bin ich überhaupt wach?', fragte sie und beantwortete sich die Frage sofort selbst. 'Ach so. Die Erstgeborenen.' Aber weshalb waren sie wieder aktuell? 'Eine neue Gefahr.' Myra legte schmerzlich das Gesicht in Falten. 'Du bist seit neunzehn Jahren weg gewesen. Und deine erste Frage an uns betrifft die Erstgeborenen. Ich komme wieder, wenn du vollständig wiederbelebt bist.' 'Myra, warte.' Aber Myra war schon gegangen. Die neue Ärztin hatte recht. Es tat weh. Aber Bisesa war einmal Soldat in der britischen Armee gewesen. Sie unterdrückte einen Schrei. DEEP SPRUE MONITOR Juni 2064 Der Blick der Menschheit für die neue Bedrohung war fünf Jahre zuvor geschärft worden. Und die Augen, die die Anomalie sahen, waren elektronisch und nicht menschlich. Deep Space Monitor X7-6102-016 schwebte im Schatten des Saturn, wo die Monde wie Laternenketten hingen. Die Ringe des Saturn waren nur noch ein schwacher Abglanz ihrer selbst im Vergleich zur Zeit vor dem Sonnensturm; doch während die Sonde der fernen Sonne hinter den Ringen zustrebte, verwandelten sie sich in eine silberne Brücke, die den Himmel überspannte. Der Deep Space Monitor wurde zwar nicht von Gefühlen der Ehrfurcht ergriffen. Doch wie jede halbwegs moderne Maschine war auch er bis zu einem gewissen Grad empfindungsfähig, und seine elektronische Seele wurde von den schönen Strukturen aus Gas und Eis berührt, durch die er hindurchflog. Aber er traf keine Anstalten, sie auch zu erforschen. Lautlos näherte die Sonde sich dem nächsten Ziel auf ihrer Orbitalschleife. Titan, der größte der Saturnmonde, war eine amorphe ockerfarbene Kugel, angestrahlt vom schwachen Licht der fernen Sonne. Doch unter den tiefen Wolken- und Dunstschichten verbargen sich wahre Wunder. Bei der Annäherung an den Mond lauschte DSM X7-6102-016 aufmerksam auf das elektronische Plappern eines Schwarms von Robot-Explorern. Unter einem trübe verhangenen orangefarbenen Himmel krabbelten käferartige Rover über steinharte Sanddünen aus Eiskristallen, umrundeten Methan-Geysire, krochen vorsichtig in Täler, die von Flüssen aus Methan gegraben worden waren, und bohrten sich in eine Oberfläche, die durch einen ständigen, den ganzen Mond umspannenden Nieselregen aus Methan in Schlamm verwandelt wurde. Ein besonders mutiger Ballon- Leseprobe