Beschreibung
Früher oder später holen die Toten dich . Der Rockstar Judas Coyne erwirbt über das Internet einen Geist. Was als vermeintlicher Spaß beginnt, wird bald zu einem blutigen Horrortrip auf der Straße des Todes. Mit Joe Hill betritt ein junger Autor die Szene, der - schon jetzt vielfach preisgekrönt - den Vergleich mit den Meistern des Genres nicht zu scheuen braucht.Das phänomenale Romandebüt von Stephen Kings ältestem Sohn über einen rachsüchtigen Geist.
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Autorenportrait
Joe Hill wurde 1972 in Neuengland geboren. Für seine Kurzgeschichten, die in zahlreichen Zeitschriften und Anthologien erschienen, wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem "Ray Bradbury Fellowship", dem "Bram Stoker Award" und dem renommierten "World Fantasy Award". Er lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in New Hampshire. Seine Bücher erscheinen im Heyne Verlag, zuletzt der Roman Christmasland.
Leseprobe
Jude besaß eine Privatsammlung. Er besaß gerahmte Zeichnungen der sieben Zwerge, die zwischen den Platinalben an der Wand seines Studios hingen. John Wayne Gacy hatte sie im Gefängnis gezeichnet und ihm geschickt. Gacy mochte die Disney-Klassiker fast so sehr, wie er es mochte, kleine Kinder zu belästigen, und fast so sehr wie Judes Alben. Jude besaß den Schädel eines Bauern, dem man im 16. Jahrhundert die Hirnschale geöffnet hatte, um die Dämonen rauszulassen. Im Loch in der Mitte der Schädeldecke steckte seine Stiftesammlung. Er besaß ein dreihundert Jahre altes Sündenbekenntnis mit der Unterschrift einer Hexe. 'Und ein schwarzer Hund gelobte, er werde Rindvieh vergiften, Gäule irre und Kinder siech machen, so ich bereit sei, ihm meine Seele zu überlassen. Ich war's zufrieden, und dann säugte ich ihn an meiner Brust.' Die Hexe endete auf dem Scheiterhaufen. Er besaß eine steife, ausgefranste Schlinge, mit der man um die Jahrhundertwende in England einen Menschen gehängt hatte, das Schachbrett, auf dem Aleister Crowley als Kind gespielt hatte, und einen Snuff-Film. Von allen Dingen in seiner Sammlung fühlte er sich als Eigentümer dieses Films am unwohlsten. Es war über einen Polizeibeamten, der bei ein paar seiner Konzerte in L.A. zum Security-Team gehört hatte, in seinen Besitz gelangt. Der Polizist hatte behauptet, das Video sei krank. Er sagte das mit einer gewissen Begeisterung. Jude hatte es sich angeschaut und fand, dass er recht hatte. Es war krank. Außerdem hatte es auf indirekte Weise das Ende von Judes Ehe beschleunigt. Trotzdem behielt er es. Viele Objekte aus seiner Privatsammlung des Grotesken und Bizarren waren Geschenke von Fans. Nur selten kaufte er sich ein Stück selbst. Aber als ihm sein persönlicher Assistent Danny Wooten sagte, dass im Internet ein Geist zu haben sei und ob er den kaufen wolle, da zögerte Jude keine Sekunde. Es war wie im Restaurant, wenn man hörte, was das Tagesgericht war, und sich auf der Stelle dafür entschied, ohne auch nur einen Blick in die Speisekarte zu werfen. Bei manchen Eingebungen brauchte man keine Bedenkzeit. Dannys Büro war in einem ziemlich neuen Anbau an der Nordostseite von Judes verschachteltem hundert Jahre altem Farmhaus untergebracht. Der klimatisierte Raum mit den Büromöbeln und dem milchkaffeefarbenen Teppichboden verströmte eine unpersönliche Kühle, die überhaupt nicht zum Rest des Hauses passte. Man hätte ihn für das Wartezimmer einer Zahnarztpraxis halten können, wenn da nicht die Konzertposter in den rostfreien Stahlrahmen gewesen wären. Auf einem war ein Glasbehälter zu sehen, vollgestopft mit starrenden Augäpfeln, an denen hinten blutige Nervenstränge hingen. Das war das Plakat für die ALL EYES ON YOU-Tour gewesen. Der Anbau war kaum fertiggestellt gewesen, da hatte Jude seine Entscheidung schon wieder bereut. Wenn geschäftliche Dinge zu erledigen waren, sparte er sich jetzt zwar die Dreiviertelstunde Fahrt von Piecliff zu dem gemieteten Büro in Poughkeepsie, aber das wäre wahrscheinlich immer noch angenehmer gewesen, als dauernd Danny Wooten um sich zu haben. Danny und Dannys Arbeit saßen ihm einfach zu dicht auf der Pelle. Wenn Jude in der Küche war, konnte er die Telefone im Büro hören. Manchmal klingelte es auf beiden Büroanschlüssen gleichzeitig, und das Geräusch machte ihn wahnsinnig. Seit Jahren hatte er kein Album mehr aufgenommen, hatte seit Jeromes und Dizzys Tod (der auch das Ende der Band gewesen war) kaum noch gearbeitet, und doch klingelten die Telefone pausenlos. Er fühlte sich erdrückt von dem steten Strom an Bittstellern, die ihm seine Zeit stehlen wollten, von der nie endenden Anhäufung an rechtlichen und beruflichen Anforderungen, Vereinbarungen und Verträgen, von den Werbeaktivitäten und öffentlichen Auftritten, von der Arbeit der Judas Coyne Incorporated, die nie erledigt war, die immer weiterging. Wenn er zu Hause war, wollte er Privatmann sein und nicht ein Markenprodukt. Die meiste Zeit hielt Danny sich vom Rest des Hauses fern Leseprobe