Beschreibung
Erwin Seitz schildert Herkunft und Geschichte der wichtigsten kulinarischen Zutaten. Er beginnt bei den einfachen Dingen: dem Salz, dem Olivenöl, der Zitrone und dem Knoblauch. Er entdeckt den Apfel neu, die Tomate, die Kartoffel und die Nudel. Er gibt Tips, wie der Rosenkohl oder der Steinpilz ihr Aroma noch besser zur Geltung bringen. Und denkt nach über die Krönung jeder anspruchsvollen Küche: die Fische und das Fleisch. Kenntnisreich und anregend preist Seitz das Rebhuhn, das Reh, die Ente und das Lamm. Was hier versucht wird, nachdem wir in den letzten Jahren einen wahren Sumpf an Skandalen durchquert haben, ist ein neuer Blick auf unsere Lebens-Mittel. Kultivierung und Einfachheit ist das Prinzip - auch das der raffinierten und feinen Rezeptvorschläge, in die jeder Essay mündet. Eine kleine Warenkunde. Ein neuer Zugang zum Essen. Ein Lesebuch und ein schön ausgestattetes Geschenkbuch.
Autorenportrait
Erwin Seitz Erwin Seitz, geboren 1958 in Wolframs-Eschenbach als Sohn einer Gastwirts- und Metzgermeisterfamilie, Besuch einer Klosterschule, Lehre als Metzger und Ausbildung zum Koch im Kempinski, Berlin. Studium der Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte an der FU Berlin und am St. John''s College in Oxford. Dissertation über Goethes Autobiographie. Seitz lebt als freier Journalist in Berlin und schreibt über Feinschmeckerei.
Leseprobe
Im Frühling und im Sommer, wenn die Tiere junge Gräser und Kräuter finden, ist ihr Fleisch am allerfeinsten, doch wenn sie im Herbst und Winter statt Kraftfutter vornehmlich duftendes Heu oder Heusilage bekommen, mundet ihr Fleisch ebenfalls. Wenngleich sich das Lamm schon kurze Zeit nach der Geburt nicht nur von der Muttermilch ernährt, sondern auch schon Wiesenpflanzen frißt, wird das junge Lamm als Milchlamm bezeichnet, sofern es nicht älter als drei Monate ist. Anschließend heißt es schlicht Lamm, bis das junge Schaf ein Jahr alt ist. Man sollte sich aber nicht auf das eine oder andere festlegen, sondern jüngeres und älteres Lamm verköstigen; das eine ist etwas zarter, das andere etwas charaktervoller. Auch sollte der Feinschmecker nicht nur den Rücken begehren, sondern einmal Nacken, Schulter oder Keule braten. Man kaufe eine Keule von etwa zwei Kilogramm, von einem etwa sechs Monate alten Tier, bittet den Metzger, die Knochen auszulösen und zu zerhacken, und verlange dazu auch einige Halsknochen, an denen noch ein wenig Fleisch haftet. Man würze die Keule mit Meersalz und schwarzem Pfeffer, brate sie im Bräter ringsherum kurz an, nehme sie heraus, um die Knochen hineinzulegen, lege die Keule darauf und schiebe den Bräter in den auf 230 Grad Celsius vorgeheizten Ofen. Nach fünfzehn Minuten mische man unter die Knochen grobe Würfel von Zwiebeln und Wurzelgemüse, gieße das Ganze nach weiteren fünfzehn Minuten zwei Zentimeter hoch mit Wasser auf, gebe ein paar Knoblauchzehen, Lorbeerblatt, Petersilie, Thymian und Rosmarin dazu, verringere die Hitze auf 180 Grad Celsius und gieße gegebenenfalls Wasser nach. Wenn nach insgesamt etwa eineinhalb Stunden Garzeit eine lange, spitze Fleischgabel sanft durch das Fleisch gleitet, ist es fertig.
Schlagzeile
Eine wunderbar leicht geschriebene, kleine Philosophie der kulinarischen Genüsse