Beschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,3, Ludwig-Maximilians-Universität München, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Beginn volkssprachlicher Literatur ist zwar aufgrund der wenigen Überlieferungen schwer zu datieren, fand aber recht sicher in den Zentren der Bildung im Mittelalter, in Klöstern, statt, war also eindeutig geistlich ausgerichtet (Schiewer 2011: S.10). Geistlich kommt hier von lateinisch "spiritalis", also alles was von Geist ergriffen und auf Geistliches ausgerichtet ist (Huber 2000: S.3). Das Geistliche und der Geist beziehen sich im Deutschland des Mittelalters natürlich auf den christlichen Gott. Um 1000 n.Chr. war die Produktion von Literatur nicht mehr ausschließlich hinter Klostermauern verborgen, sondern wurde an den, auch für Laien zugänglichen, Bischofshof verlegt. Die ersten Überlieferungen volkssprachlicher, weltlich ausgerichteter Dichtung, wie beispielsweise das Annolied, das weltliche und geistliche Elemente verknüpft, stammen aus dieser Zeit und bestätigen die Entwicklung einer weltlich- geistlichen Mischkultur (Schiewer 2011: S.15). Die weltliche Literatur ist also nicht nur als Begriff von der geistlichen Literatur abgeleitet: Auch allgemein ist weltlich alles was nicht- geistlich ist, aber umgekehrt ist nicht alles geistlich was nicht- weltlich ist. Die beiden Begriffe stehen also in einer Polarität zueinander, die sie gleichzeitig definiert (Huber 2000: S.3f.)- sie können ohne ihren Gegensatz nicht existieren. Trotzdem lässt diese Polarität sehr verschiedene Perspektiven bei der Definition von Weltlichem und Geistlichem für den Einzelnen zu. In der Entwicklung der volkssprachlichen Literatur in Deutschland entstanden, während der Etablierung der höfischen Kultur die ersten weltlichen und geistlichen Dichtungen getrennt voneinander, wie die Kaiserchronik und der Eneas-Roman von Heinrich von Veldeke (Schiewer 2011: S.16). An den Fürstenhöfen war Produktion und Vortrag von Literatur eine wichtige Institution geworden und es gab immer mehr Literati unter den Adligen, was sich durch die Überlieferung von vielen Autornamen aus dieser Zeit recht gut belegen lässt.