Beschreibung
Meinhard Rauchensteiners Miniaturen sind wie bittere und heitere Pillen zugleich. Sie reihen sich in die Riege der Wiener Großautoren der Kleinen Form und schreiben so eine Tradition fort, die man ihnen nicht gleich ansieht. In immer neuen Ansätzen versucht der Autor, Momente festzuhalten, Stimmungen gerecht zu werden oder Gefuhlen auf die Schliche zu kommen. Die Sprachbilder zeichnen Alltagssituationen wie Außergewöhnliches, stellen einzelne Wörter in den Fokus, beinhalten Fliegen, Bucher oder Gläser. Der Zauber der Texte liegt jedoch oft im Ungesagten.
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Autorenportrait
Meinhard Rauchensteiner, geboren 1970 in Wien, Studium der Philosophie, Theologie, Sprach- und Politikwissenschaft, Geschichte, auf der Angewandten und der Akademie fur bildende Kunste. Schrieb fur die Frankfurter Hefte und den Morgen. Seither Veröffentlichungen in Tageszeitungen und Periodika. Choreografien im Aktionsradius Wien und dem ORF-Radiokulturhaus. Filmemacher. Bucher: 'Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Couch' (2009), 'Wie man einen Picasso zersägt' (2010), 'Das kleine ABC des Staatsbesuches ' (2011, Neuauflage 2020); Filme: 'Herbst' (UF diagonale 2017), 'Mk. 10,25' (UF diagonale 2019), 'Papa Roma' (UF diagonale 2020). Lehrt an der Universität fur angewandte Kunst Wien.
Leseprobe
ET, -QUE Ein Tausendsassa ist das 'Und'. Wenn es in der deutschen Sprache einen Alleskönner gibt, dann dieses kleine Wort. Wie ein Libero rast es uber das Spielfeld, es ist Vorstopper, verbindet im Mittelfeld, verteidigt dieses oder sturmt zum Tor. Es bestimmt das Tempo im Text und bremst allzu hastende Sätze, sorgt aber auch dafur, dass Fahrt aufgenommen wird; Begrundungen fuhrt es ebenso im Schlepptau wie logische Folgerichtigkeit, beherrscht den hohen Ton wie auch das Lapidare. Dabei - und das macht es so charmant, so liebenswert - drängt es sich nicht an die Rampe des Sprechtheaters, plustert sich nicht auf, protzt nicht mit seinem Können und spuckt das Publikum nicht an. Es verweilt lieber im Hintergrund und fullt die Fugen unauffällig auf. Manche Sätze wären zum Stolpern und mancher Sprecher landete auf der Schnauze, ohne die vielfältigen Heilkunste des 'Und'. Wie ein besonderer Kleber fugt es noch so entfernte Teile zusammen, schweißt Entferntestes zusammen, auf dass jeder noch so schwere Gedanke ohne abzusturzen getragen werden kann. Freilich, manch einer scheut davor zuruck, das 'Und' zu substantivieren und ihm Rang und Wurde eines Hauptwortes zukommen zu lassen, wie wir es eben taten. Da antworten wir: Na und?