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Die Hunde und die Wölfe

Roman

Erschienen am 20.08.2007
17,95 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783813502831
Sprache: Deutsch
Umfang: 256 S.
Format (T/L/B): 2.7 x 22 x 14.3 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Die Wiederentdeckung einer großen Autorin - Irène Némirovskys wohl schönstes Buch nach 'Suite française'. Mit ihrem Roman 'Suite française' begann die sensationelle Wiederentdeckung von Irène Némirovsky. Weltweit werden die Romane des Stars der Pariser Literaturszene in den 30er Jahren nun der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Der Knaus Verlag verlegt bereits ihr drittes Buch.Als sich Ada und Harry das erste Mal begegnen, fürchtet sich der behütete Sohn einer reichen jüdischen Familie in der Ukraine vor der armen Kusine. Doch Ada weiß vom ersten Augenblick an, dass sie ihn nie vergessen wird. Jahre vergehen. Die junge Ada ist Malerin geworden und mit ihrer Tante Rhaissa, der schönen Kusine Lilla und dem umtriebigen Vetter Ben in Paris gelandet. Mühsam sucht jeder seinen Platz in der Fremde. Eines Tages erfährt Ada, dass auch Harry in der französischen Metropole lebt und in das Großbürgertum eingeheiratet hat. Sie erkennt, dass er nicht glücklich ist, dass aber in seinem Leben noch immer kein Platz für sie ist. Erst als Harry in einer Buchhandlung zwei Gemälde von Ada entdeckt, sind die Erinnerungen wieder da. Ein heißes Begehren für diese wilde, innerlich bedingungslose Frau flammt auf. Beide spüren, dass sie füreinander bestimmt sind. Harry wird Adas Geliebter und will sich von seiner Frau trennen. Doch Bens waghalsige Geschäfte bringen ihn in höchste Gefahr. Und Ada muss eine furchtbare Entscheidung treffen.

Autorenportrait

Irène Némirovsky wurde 1903 als Tochter eines reichen russischen Bankiers in Kiew geboren und kam während der Oktoberrevolution nach Paris. Dort studierte sie französische Literatur an der Sorbonne. Irène heiratete den weißrussischen Bankier Michel Epstein, bekam zwei Töchter und veröffentlichte ihren Roman "David Golder", der sie schlagartig zum Star der Pariser Literaturszene machte. Viele weitere Veröffentlichungen folgten. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach und die Deutschen auf Paris zumarschierten, floh sie mit ihrem Mann und den Töchtern in die Provinz. Während der deutschen Besetzung erhielt sie als Jüdin Veröffentlichungsverbot. In dieser Zeit arbeitete sie an einem großen Roman über die Okkupation. Am 13. Juli 1942 wurde Irène Némirovsky verhaftet und starb wenige Wochen später in Auschwitz. 2005 entzifferte Némirovskys Tochter Denise Epstein das Manuskript, das als "Suite française" veröffentlicht und zur literarischen Sensation wurde.

Leseprobe

1 Die ukrainische Stadt, Heimat der Familie Sinner, bestand in den Augen der dort wohnenden Juden aus drei unterschiedlichen Gebieten, wie man auf den alten Gemälden sehen kann: unten die Verdammten, zwischen der Finsternis und den Flammen der Hölle; in der Mitte des Bildes die Sterblichen, von einem ruhigen, blassen Licht erhellt; und oben der Wohnsitz der Erwählten. In der Unterstadt, am Fluß, lebte das Gesindel, die Juden, mit denen man nicht verkehrte, die kleinen Handwerker, die Mieter schäbiger kleiner Läden, die Landstreicher, eine Horde von Kindern, die sich im Schlamm wälzten, nur jiddisch sprachen, zerlumpte Hemden sowie riesige Mützen auf langen schwarzen Locken und schmächtigen Hälsen trugen. Sehr weit von ihnen entfernt, hoch oben auf den mit Linden bestandenen Hügeln, fand man zwischen den Häusern der hohen russischen Beamten und denen der polnischen Gutsherren einige schöne Herrenhäuser, die reichen Israeliten gehörten. Sie hatten dieses Viertel wegen der reinen Luft gewählt, die man dort atmete, vor allem aber weil in Rußland zu Anfang des Jahrhunderts, unter der Herrschaft von Nikolaus II., die Juden nur in bestimmten Stadtteilen, in bestimmten Distrikten, in bestimmten Straßen und manchmal sogar nur auf einer Seite einer Straße geduldet wurden, während ihnen die andere Seite untersagt war. Dennoch existierten die Verbote nur für die Armen: Noch nie hatte man gehört, daß nicht Schmiergeld auch die strengsten Verbote bezwungen hätte. Die Juden setzten ihre Ehre darein, ihnen zu trotzen, nicht aus eitlem Widerspruchsgeist oder aus Stolz, sondern um den anderen Juden zu zeigen, daß man etwas Besseres war als sie, daß man mehr Geld verdient, seine Rüben oder seinen Käse günstiger verkauft hatte. Es war eine bequeme Art und Weise, die Größe seines Vermögens publik zu machen. Einer war im Ghetto geboren worden. Mit zwanzig Jahren hatte er ein wenig Geld; im gesellschaftlichen Leben stieg er eine Sprosse höher: Er zog um und ließ sich weitab vom Fluß nieder, in der Nähe des Markts, an der Grenze der Unterstadt; bei seiner Heirat würde er bereits auf der (verbotenen) Seite mit den geraden Hausnummern wohnen; später würde er noch höher steigen und sich in dem Viertel ansiedeln, wo dem Gesetz nach kein Jude das Recht hatte, geboren zu werden, zu leben, zu sterben. Er wurde geachtet; für die Seinen war er sowohl ein Gegenstand des Neids als auch ein Bild der Hoffnung: Es war also möglich, solche Höhen zu erklimmen. Der Hunger bedeutete nichts; die Kälte, der Schmutz bedeuteten nichts angesichts solcher Beispiele; und aus der Unterstadt sahen so manche Blicke hinauf zu den kühlen Hügeln der Reichen. Zwischen diesen extremen Gebieten lag eine gemäßigte Zone, eine fade Region, die weder großen Reichtum noch Elend hervorbrachte und in der ohne allzu viele Zusammenstöße die russischen, polnischen und jüdischen Bürger zusammenlebten. Freilich war die mittlere Stadt selbst in kleine Clans unterteilt, die einander beneideten und verachteten. Den höchsten Rang nahmen die Ärzte, die Advokaten, die Gutsverwalter ein, und das gemeine Volk bestand aus Krämern, Schneidern, Apothekern usw. Eine Gesellschaftsklasse indes fungierte als Bindeglied zwischen den verschiedenen Vierteln und verdiente ihr Brot mühsam damit, daß sie von einem Haus zum andern, von der Unterstadt in die Oberstadt lief. Adas Vater, Israel Sinner, gehörte zu jener Zunft der 'Makler', der Zwischenhändler. Ihr Beruf war es, auf fremde Rechnung zu kaufen und zu verkaufen, Rüben, Zucker, Weizen, Landwirtschaftsmaschinen, alles, womit die Ukraine Handel trieb; doch konnten sie ihrer Warenliste noch Seide und Tee hinzufügen, Rahat Lokum und Kohle, Wolga-Kaviar und Früchte aus Asien, je nach den Bedürfnissen der Kundschaft. Sie bettelten, sie flehten, sie machten die Waren des Konkurrenten schlecht; sie jammerten; sie schworen Meineide und boten alle Mittel ihrer Phantasie und ihrer subtilen Dialektik auf, um den Auftrag zu erhalten. Man erkannte sie an ihrer s Leseprobe