Beschreibung
Nashville, Tennessee, 1871: Alexandra Jamison ist eine junge Südstaatlerin aus gutem Hause. Seit ihr Verlobter David bei einem tragischen Eisenbahnunglück ums Leben kam, ist sie fest entschlossen, ihrem Leben eine neue Wendung zu geben. Gegen den Willen ihrer Eltern, die sie mit einem betagten Gentleman verheiraten wollen, bewirbt sich Alexandra um eine Stelle als Lehrerin. An einer neugegründeten Schule will sie ehemalige Sklaven unterrichten. Doch ihrem Traum stellen sich unerwartete Hindernisse entgegen. Da begegnet sie Sylas Rutledge, einem attraktiven, aber ungehobelten Eisenbahnbesitzer aus Colorado. Er nimmt ihre Berufung ernst und unterstützt sie. Doch kann es sein, dass Sylas in den mysteriösen Unfall verwickelt war, der David das Leben kostete?
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Hersteller: Francke-Buch GmbH
Stefan Jäger
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Autorenportrait
Tamera Alexander ist für ihre historischen Romane schon mehrfach mit dem Christy Award ausgezeichnet worden, dem bedeutendsten christlichen Buchpreis in den USA. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei erwachsenen Kindern in Nashville.
Leseprobe
Kapitel 1 Nashville, Tennessee 9. August 1871 Alexandra Jamison hatte sich immer eine Schwester gewünscht. Doch stattdessen hatte sie drei Brüder, alle älter als sie. Zwei hatten das Aussehen und das Temperament ihres Vaters geerbt. Jacob, der dritte und ihr Lieblingsbruder, war anders gewesen. Als könnte die Welt diese Abweichung von der Norm nicht ertragen, hatte der Krieg sich ihm auf dem Schlachtfeld entgegengestellt. Und gewonnen. Allein schon deshalb und aus tausend anderen Gründen würde sie diesem Krieg nie vergeben. Ihre anderen zwei Brüder waren ihrem Zuhause und dem Schatten ihres Vaters so bald wie möglich entflohen. Wenn sie das doch nur auch könnte! Doch vor ihrem Haus in der Sycamore Lane - die von großen Bäumen gesäumte Hauptstraße, in der einige der vornehmsten Häuser von Nashville standen - parkte eine Kutsche, die Alexandra daran erinnerte, dass die Pläne ihres Vaters für sie nicht vorsahen, sie entfliehen zu lassen. Es sah viel eher danach aus, als sollte sie vom Regen in die Traufe kommen. Ein Mann, der fast dreimal so alt war wie sie, wartete im Büro. Sie sah im Geiste seinen Gehstock mit Marmorgriff, der neben seinem Stuhl am Bücherregal lehnte. Fairerweise musste sie zugeben, dass sie Horace Buford noch nie mit einem Gehstock gesehen hatte, aber sie war ziemlich sicher, dass in seiner sehr nahen Zukunft ein solcher Stock auf ihn wartete. Sie war fest entschlossen, diese Zukunft nicht mit ihm zu teilen, auch wenn ihr Vater darin anderer Meinung war als sie. Ihre Mutter würde seinen Standpunkt stillschweigend unterstützen und nie laut aussprechen, was sie selbst von der Sache hielt. Falls sie überhaupt eine eigene Meinung hatte. Das war ein weiterer Grund für Alexandras Frustration. Alexandra liebte ihre Mutter; sie konnte sie nur einfach nicht verstehen. Manchmal hatte sie das Gefühl, als kenne sie ihre Mutter kaum. Für das alles, dachte Alexandra, während sie die Stufen zur Ve- randa hinaufstieg, bräuchte man eine Schwester. Um mit ihr Geheimnisse, Kummer und Ängste zu teilen. Und die Frustration, die unweigerlich damit verbunden war, dass sie versuchte, die zwei Menschen, denen sie ihr Leben verdankte, zu respektieren. Aber wie sollte sie das machen, wenn sich die Hoffnungen und Pläne ihrer Eltern für ihr Leben so sehr von ihren eigenen Vorstellungen unterschieden? Sie hätte erwartet, dass sie das alles mit 25 Jahren hinter sich gelassen hätte. Aber das Leben war ganz anders gekommen, als sie erhofft hatte. Als sie die Treppe zum Haus emporstieg, bemerkte sie die Astern in den Töpfen auf der obersten Treppenstufe. Sie sahen frisch gegossen aus, zeigten aber trotzdem unter der glühenden Augustsonne Erschöpfungserscheinungen. Sie konnte das gut nachempfinden. Sie fühlte sich auch ziemlich ausgelaugt. Sie hätte sich gerne um die Sitzung der Nashviller Frauenliga an diesem Vormittag gedrückt, aber ihre Mutter hatte darauf bestanden, dass sie daran teilnehmen sollte, und gleichzeitig behauptet, ihr selbst mache die Hitze zu sehr zu schaffen, um sie zu begleiten. "Der Name Jamison muss vertreten sein, Alexandra", hatte sie gesagt. "Immerhin gehören wir zu Nashvilles Gründungsfamilien und müssen über alles, was geschieht, auf dem Laufenden sein. Der Tratsch, den man dort hört, ist immer sehr informativ." Dieses ganze Gerede, wer wen heiratete, was zum Tee am besten serviert wurde, was laut der Frauenzeitschrift Godey's Lady's Book die neueste Mode war. Obwohl die Liga routinemäßig eine Reihe lohnenswerter Aktionen unternahm, um den Bedürftigen zu helfen, interessierten Alexandra die Themen und das ganze Drumhe- rum der Nashviller Gesellschaft einfach nicht mehr. Nicht nach David. Nicht nach Dutchman's Curve. Sie legte die Hand auf den Haustürgriff und spürte, wie sie sich innerlich wappnete. Dieses Haus war für sie schon lange kein sicherer Zufluchtsort mehr. Besonders dann nicht, wenn sie wusste, dass ihr Vater zu Hause war. Ging es allen Töchtern mit ihren Vätern so? Noch eine Frage an di