Beschreibung
Am Nikolaustag 1968 hört ein Berliner Literaturstudent im Radio, dass der Nazi-Richter Rehse endgültig freigesprochen wurde. Noch während die Nachrichten laufen, beschließt er, ein Zeichen zu setzen: Er will diesen Richter umbringen. Für den Studenten eine ganz persönliche Angelegenheit, denn Rehse hat auch den Vater seines besten Freundes zum Tode verurteilt, Georg Groscurth - Leibarzt von Rudolf Heß und zugleich als Widerstandskämpfer aktiv, gemeinsam mit Robert Havemann. Die Tatbereitschaft des jungen Mannes wächst, je mehr er sich mit der Familiengeschichte beschäftigt. Besonders empört ihn das Schicksal von Groscurths Witwe Anneliese, die nach 1945 zwischen alle Fronten des Kalten Krieges geriet. Daß ein ehemaliger Nazi ungeschoren davonkommt, während die Witwe seines Opfers als kommunistische Hexe verschrien und in eine Kette von Justizskandalen verstrickt wird, schreit nach Vergeltung. Ohne Rücksicht mehr auf Studium, auf pazifistische Ideale oder seine Freundin Catherine setzt er Schritt für Schritt einen ausgeklügelten Plan um. Ein Generationenroman, der autobiographische Fiktion und lebendige Zeitgeschichte verknüpft: Die vierziger, fünfziger, sechziger Jahre - wie man sie bisher noch nicht vernommen hat.
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Autorenportrait
Friedrich Christian Delius, geboren 1943 in Rom, gestorben 2022 in Berlin, wuchs in Hessen auf und lebte seit 1963 in Berlin. Zuletzt erschienen der Roman 'Wenn die Chinesen Rügen kaufen, dann denkt an mich' (2019) und der Erzählungsband 'Die sieben Sprachen des Schweigens' (2021). Delius wurde unter anderem mit dem Fontane-Preis, dem Joseph-Breitbach-Preis und dem Georg-Büchner-Preis geehrt. Seine Werkausgabe im Rowohlt Taschenbuch Verlag umfasst derzeit einundzwanzig Bände.