Beschreibung
Hausmusik liegt im Trend des heutigen Lebens. Ihre Traditionslinien reichen jedoch weit zurück, und mit der Einführung der Reformation hatte das Musizieren im häuslichen Rahmen einen neuen Aufschwung erfahren. Die in diesem Band dokumentierte Konferenz beleuchtet die Hausmusik in den beiden nachreformatorischen Jahrhunderten anhand musikhistorischer, aufführungspraktischer, rhetorischer, theologischer, sozialgeschichtlicher, genderorientierter und ikonografischer Aspekte. Auch in der Frühen Neuzeit konnte das gesamte verfügbare Repertoire zur Hausmusik benutzt werden. Der Bogen spannt sich hier von den geistlichen Werken des Liederdichters Johann Rist bis zum Klavierlied auf Grundlage hochsentimentaler Trivialliteratur von Daniel Gottlob Türk, von Liedern für alle, welchen Standes sie auch seien bis zu Vertonungen mit ganz unterschiedlichem Niveau für jeden, vom introspektiven Singen der Andacht bis zur empfindsamen Rührung des Herzens. Die Konzepte für Hausmusik hatten sich mit dem bürgerlichen Weltbild von der Frömmigkeitspraxis zur geselligen Bildung gewandelt. Eine Musizierform aber, das Singen, war dabei kontinuierlich präsent geblieben und spiegelt sich in ihrer Bedeutung auch in Beiträgen dieses Bandes wider. Die Vielfalt der Hausmusik, welche sich z. B. im Musizieren zwischen privatem und öffentlichem Bereich, hohem und niedrigem Niveau, Amateuren und Profis, Mann und Frau, Adel und Bürgertum abzeichnet, wurde durch ihre musikpraktische Funktion der eigenen Musikausübung von Musikliebhabern an häuslichem Ort gebunden. In ihrer Möglichkeit, flexibel auf äußere gesellschaftliche Bedingungen zu reagieren, liegt ihr zeitloser Wert als krisenfeste Keimzelle zur kulturellen Gestaltung privaten und gesellschaftlichen Lebens.
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