Beschreibung
Pädophile StraftäterInnen sind allgemein einer besonderen Verachtung ausgesetzt. Auch für PsychotherapeutInnen ist es schwierig, mit ihnen eine empathische, vertrauensvolle und professionelle Beziehung aufzubauen. Doch sie ist die entscheidende Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung. Die Chancen sind bescheiden: Erwachsene, die ausschließlich auf Kinder fixiert sind (Kernpädophilie), verlieren ihre Sexualpräferenz nicht; das Therapieziel beschränkt sich darauf, den Impuls und das Verhalten beherrschen zu lernen. Wer jedoch sexuelle Befriedigung sowohl mit Kindern als auch Erwachsenen erleben kann (pädophile Nebenströmung), soll lernen, sich auf Gleichaltrige zu konzentrieren. Pädophile Männer zeigen in der Therapie zunächst meist Wahrnehmungsverzerrungen und schreiben dem missbrauchten Kind Mitverantwortung zu. Der Weg zum Verstehen der eigenen offenen oder verdeckten Triebfedern, der eigenen Devianz, der eigenen Schuld erfordert einen schmerzhaften Lernprozess mit zugewandter Hilfe einer Therapeutin oder eines Therapeuten. Die Erziehungswissenschaftlerin und Psychotherapeutin Dr. Alexandra Gassl hat in einem forensisch-therapeutischen Zentrum in Österreich sowohl Straftäter als auch ihre TherapeutInnen ausführlich interviewt und die Aussagen miteinander abgeglichen. Daraus sind mehrperspektivische Skizzen unterschiedlichster Persönlichkeiten und Biografien abseits von Schematisierungen entstanden. Die Autorin bietet TherapeutInnen, forensischen Pflegekräften und persönlich Betroffenen Informationen und Anleitungen, Pädophile zu verstehen - ohne die Täter zu exculpieren. Ein reflektierter und erprobter Interview-Leitfaden listet auch die hochsensiblen Fragen auf, deren Antworten ein Verständnis ermöglichen und als Grundlage für eine Exploration dienen.
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