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Wenn Apfelbäume tanzen könnten

Ein Südtirol-Roman, Die Apfelbäume 2

Erschienen am 29.03.2021
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783969665114
Sprache: Deutsch
Umfang: 260 S.
Format (T/L/B): 1.7 x 19 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Ein Roman über unglaubliche Zufälle, den langen Atem der Liebe und die Buntheit des Lebens. Seitdem Bertl Kofler begriffen hat, dass seine Freundin aus Kinderzeiten nicht seine große Liebe ist, lebt er für seinen Bauernhof. Sein einziger Mitbewohner ist Zeus, sein Schäferhundmischling. Doch immer wieder holt in die Erinnerung an die Lehrerin aus dem Pustertal ein, die vor zwei Jahren kurz in Mela unterrichtete. Aber nicht nur er denkt oft an die junge Frau - auch jemand auf dem nahen Apfelhof tut es Sabine Holzer leitet seit dem Unfalltod ihrer Eltern das Familienunternehmen im Pustertal. Nicht einmal sich selbst gesteht sie ein, wie sehr ihr das Unterrichten fehlt - und das beschauliche Mela mit seinen Apfelwiesen. Ihr Leben ist geprägt von Pflichtbewusstsein und ihrer Liebe für ihren Großvater Johann. Dennoch spukt ein gewisser Bertl Kofler ständig in ihrem Kopf herum. Nach der Filmaufführung von "Apfelblüten im Regen", der auf dem Apfelhof in Mela gedreht wurde, erzählt Johann Holzer seiner Enkelin Unfassbares aus seiner Vergangenheit. Als ihre ehemalige Vermieterin sie kurz darauf nach Mela einlädt, trifft Sabine eine Entscheidung, die nicht nur ihr Leben komplett auf den Kopf stellt. Dieser in sich abgeschlossene Roman spielt vor der atemberaubenden Kulisse Südtirols. In "Wenn Apfelbäume tanzen könnten" gibt es ein Wiedersehen mit Charakteren und Schauplätzen aus "Wenn Apfelbäume sprechen könnten". Beide Romane können jedoch ohne Vorwissen unabhängig voneinander gelesen werden.

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Autorenportrait

Lisa Torberg ist das typische Resultat der Beziehung zweier Menschen verschiedener Kulturen: polyglott und nirgends wirklich daheim. Oder eben überall. Die Autorin lebt teils in ihrer italienischen Heimat, teils in London, der Heimatstadt ihrer Mutter. Sie vertritt die These der ungeschminkten Wahrheit, liebt das Leben an der frischen Luft, die Berge, das Meer. Allerdings nur im Winter oder wenn sie an Bord eines Segelschiffs ist, und nicht, wenn sie wie eine Sardine am Strand liegen muss. Lisa Torberg lebt und schreibt nach der Devise: Die Liebe ist das einzige Spiel, bei dem es zwei Verlierer geben kann. Oder zwei Gewinner. Unter dem Pseudonym Monica Bellini schreibt sie prickelnde, sinnliche Liebesromane.

Leseprobe

EXTRAKT Bertl hatte jegliches Zeitgefühl verloren, aber ein Blick nach oben auf die Sonne, die sich der oberen Kante des Hausbergs näherte und bald dahinter verschwinden würde, reichte aus. Seine Nervosität war auf einer Skala von eins bis hundert nicht mehr zu messen. »Hat sie sich immer noch nicht gemeldet?«, rief er. Die Gitti kam gerade mit einer großen Schüssel durch die Tür, die an der Rückseite des Hauses von der Küche auf die Terrasse und in den Garten führte. »Anstatt mich alle zehn Minuten zu fragen, könntest sie ja anrufen, Bertl«, erwiderte sie und stieß mit der Hüfte die Metalltür zur Vorratskammer auf, bevor sie darin verschwand. »Ich hab ihre Nummer nicht.« »Die kann dir die Gitti sicher geben«, meinte Leon und verrückte zum hundertsten Mal eines der für morgen vorbereiteten Holzscheite in der metallenen Wanne unter dem Spanferkelgrill. »Sie könnte sie doch anrufen!« »Könnte sie, wird sie aber nicht.« Gitti schloss die Tür zu der aus Steinblöcken gebauten rustikalen Vorratskammer, in der es selbst im Sommer kühl blieb, und kam grinsend auf ihn zu. »Und warum nicht?«, hakte Bertl nach. »Es ist doch schon spät.« »Warum machst du dir Sorgen? Fast zwei Jahre lang hat dich nicht interessiert, wie es ihr geht. Wieso ausgerechnet heute?« Bertl senkte den Blick. Er starrte auf die Spitzen seiner Arbeitsschuhe. Die waren schmutzig, weil er am Vormittag im Ultental bei den Zirbelkiefern gewesen war. Dort hatte es letzte Nacht geregnet, was dem Zeus unheimlich gefallen hatte. Nichts fand er besser, als sich auf dem feuchten Waldboden zu wälzen, während sein Herrchen die herumliegenden Reste vom Baumschnitt sammelte, die man für die Destillation brauchte. Vier Stunden lang hatte er sich damit abgelenkt, Nadeln und Zweigspitzen auf die Ladefläche des Pick-ups zu werfen, bevor er heimgefahren war. Er hatte geduscht, obwohl er das sonst immer erst abends machte. Er hatte sich rasiert, weil er das am Morgen absichtlich nicht getan hatte, und das, obwohl er am Vortag beim Frisör gewesen war und der ihn ohnehin rasiert hatte. Er hatte die Jeans angezogen, die ihm laut Liesi so gut passte. Dann hatte er mindestens zehn Minuten lang vor dem Schrank gestanden und sich nicht zwischen drei Hemden entscheiden können - wovon keines sein Lieblingshemd war. Das würde er nämlich morgen anziehen, daher war es heute tabu. Endlich hatte er sich für ein braun-blau kariertes entschieden, wobei der Unterschied zu den anderen beiden nur darin bestand, dass die Farbtöne eine Spur heller beziehungsweise dunkler und die Größe der Karos nicht ganz dieselbe war. Zum Schluss hatte er die Socken angezogen und zweimal kontrolliert, dass beide dieselbe Farbe hatten. Währenddessen hatte er ständig gehofft, dass ihn der Leon anrufen und um Hilfe bitten würde. Ein Spanferkel zu grillen war ja keine Hexerei, wenn man den Grill dafür hatte. Im Gegenteil. Es war einfach nur eine langatmige Geschichte, weil das Ferkel mindestens fünf Stunden rotieren musste. Bertl hatte sich grübelnd vom Hundertsten ins Tausendste gesteigert, als sein Handy geläutet hatte. Das war ihm prompt aus der Hand gerutscht und zum Glück auf den Teppich gefallen. »Ist sie da?«, hatte er gerufen, als er es endlich an seinem Ohr hatte. Leon hatte gelacht. »Nein, ist sie nicht. Aber wir brauchen deine Hilfe mit den Vorbereitungen für morgen. Hast du Zeit?« Bertl hatte nicht geantwortet, sondern den Anruf beendet, das Handy in die Tasche seiner Jeans gesteckt, war über die Treppe nach unten gesaust, hatte seine Jacke von der Flurgarderobe geschnappt - und erst vor der Haustür bemerkt, dass er keine Schuhe anhatte. Das hatte er geändert, bevor er in seinen Wagen gesprungen und rasend schnell zum Guflerhof gefahren war. Jetzt starrte er auf seine Füße und fragte sich, warum er ausgerechnet die Arbeitsschuhe angezogen hatte, die er doch jeden Tag trug und die außerdem schmutzig waren. Aber sein Kopf fand ohnehin keine logische Antwort, weil ihn ganz etwas anderes beschäftigte, weshalb er seine Frage von vorhin wiederholte. »Warum rufst du sie nicht an, Gitti? Es ist doch schon spät.« Er schaute auf und fügte besorgt hinzu: »Vielleicht ist ihr was passiert!« »Nein, es ist ihr nix passiert. Es geht ihr gut.« Bertl begriff nur verzögert, dass es nicht Gitti war, die ihm antwortete. Sie bewegte ihre Lippen nämlich nicht. Außerdem war die Stimme genau die, die nachts im Traum mit ihm sprach. Er spürte, wie ihm warm wurde. Nicht von außen, sondern von innen heraus. Langsam wandte er den Kopf, dann die Achseln, schließlich den ganzen Körper in ihre Richtung. Er öffnete den Mund und atmete hektisch ein. Schön. Wunderschön. Sie war noch viel schöner, als er sie in Erinnerung hatte.

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